Horst Laube

geboren 1939 in Brüx/Böhmen, gestorben 1997 in Hagen.
Der legendäre Dramaturg war dem Frankfurter Schauspiel »während dessen produktivster Periode nach dem Krieg, zwischen 1972 und 1980, prägend verbunden« (Frankfurter Rundschau). Zugleich war er auch Schriftsteller und Autor von fünf Theaterstücken, drei Hörspielen, Erzählungen und dem ethnographischen Roman Zwischen den Flüssen. Außerdem übersetzte er Stücke von Shakespeare und de Musset.


Werke

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UA: Schauspiel Frankfurt, 16.10.1974. R: Luc Bondy
Der Mann hat ‚eine fürchterliche Energie, findet indes für sie kein lohnendes Ziel. Deshalb macht der Barpianist eine fixe Idee zu seinem Lebensinhalt. Er will der Welt ausdauerndster Klavierspieler werden.
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UA: Düsseldorfer Schauspielhaus, 9.9.1978. R: Hans-Dieter Jendreyko
Der Lärm von Tieffliegern ist der Auslöser für Jakob Nachthage, sich mit seiner Frau und seinen beiden Kindern zum entscheidenden Kampf zu rüsten: Vater, Mutter und Sohn richten eine Mauer um sich auf und "schießen auf alles, das sich bewegt".
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UA: Thalia Theater, Hamburg, 23.10.1980. R: Peter Löscher
Die Komödie spielt in einem Hotel im Thüringer Wald. Sein Personal: der Besitzer, der Koch, der Sohn, ehemals Saucenkoch auf der "Michelangelo"; und Nalecz, der Portier, ein alter polnischer Jude. Zu ihnen stoßen die Gäste, ein Filmteam, das über einen in der Nähe hausenden Waldmenschen einen Film drehen will: Kurt, der Regisseur; Erwin, der Kameramann; und Lena, die Schauspielerin. In diese beiden geschlossenen Kreise, jeweils ineinander durch komplizierte Beziehungen verhakt, kommt nachts einer über die Grenze, von drüben: Brettschneider, der Tierstimmenimitator. Er bringt durch seinen Auftritt die gewohnten Beziehungen in Bewegung und latente Spannungen zur Entladung. Es bilden sich neue Beziehungen auf unsicherem Boden. Die Grenze, die hell erleuchtet durch den Wald gezogen ist, ist eine reale und fiktive Grenze: wie Brettschneider die reale Grenze überschreitet, überschreiten die handelnden Personen im Verlaufe einer Nacht die Grenzen, innerhalb derer sie sich befinden. Lena hat das Hotel verlassen, der Regisseur wird keinen Film mehr machen; er verbündet sich mit seinem Konkurrenten, dem Artisten. Wo mag Lena sein? Brettschneider wird vielleicht in ein Auffanglager kommen. Der Kameramann verlässt den Regisseur, und der alte Portier wird in andere Hotels entlassen. Zurück bleiben der Hotelbesitzer und sein Sohn, der Koch. Es wird keine Gäste mehr geben. Das Hotel ist zu.
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UA: Bayerisches Staatsschauspiel, München, 24.2.1985. R: Werner Schroeter
Ort der Handlung: Venedig. Zeit: Vergangenheit. Personen: Opernliebhaber, Tenöre und Primadonnen, allesamt eitel, egozentrisch, überheblich. Graf Lasca, ein Mäzen und Ästhet, der von idealer Kunst träumt, will sich an den Sängern für ihre schlechten Leistungen rächen. Er lockt sie in ein Hotel und lässt seinen Diener als türkischen Opernaufkäufer auftreten, um im engagementlüsternen Ensemble Neid und Zank auf die Spitze zu treiben. Am Gipfelpunkt folgt dann die Enthüllung: Es gibt gar keine Oper in Smyrna... Horst Laubes Goldoni-Variation über Oper und Sänger ist ein "herrliches Sujet für Spieler, für Besessene und Sehnsuchtsvolle" (Pressestimme).
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Besetzung ad libitum
UA: Schauspiel Frankfurt, 5.6 1977. R: Peter Palitzsch
Das Stück, basierend auf den Tagebuchaufzeichnungen von Edmond de Goncourt über die Belagerung von Paris und die Niederschlagung der Commune, ist kein Stück über die Commune, eher eines über das Verhältnis von Intellektuellen zu einer revolutionären Bewegung, auch ein Stück über das Verhältnis von Theatermachern zur Politik.
Besetzung ad libitum
Besetzung ad libitum
UA der Übersetzung: Münchner Kammerspiele, 2.10.1985. R: Thomas Langhoff
In Florenz herrscht Chaos: ohne Rausch und Orgien vergeht hier weder Tag noch Nacht, vor allem im Karneval. Niemand verkörpert diesen Lebensstil skrupelloser als der regierende Herzog Alessandro de Medici selbst – Seite an Seite mit seinem Cousin Lorenzo, der, soeben aus Rom verbannt, zu seiner Familie nach Florenz zurückgekehrt ist. In ihrer Liebe zum Wein und zu den Mädchen, zum Luxus und zum lasterhaften Leben bilden die beiden ein unzertrennliches Duo. Lorenzo wird so zum engsten Vertrauten des Herzogs. Doch all die Intriganten, die im Dunstkreis des Herzogs um politischen Einfluss ringen, warnen vor Lorenzaccio, dem "Wüstling". Zu unnahbar bleibt dieser dandyhafte Zyniker, den sein virtuoses Verstellungsspiel sonderbar gefährlich macht. Hinzu kommt, dass Lorenzo mit dem Republikaner Filippo Strozzi, dem alten Gegenspieler Alessandros, in regem Austausch steht. Strozzi hat genug vom moralischen Verfall seiner Heimatstadt. Er beschließt zu handeln. Auch der desillusionierte Lorenzo versucht mit einer einzigen Tat zu sich selbst zurückzufinden. Er plant für den geliebten Herzog ein letztes Rendezvous: Doch im Schlafgemach wartet kein Mädchen, sondern der Tod...
Besetzung ad libitum
Besetzung ad libitum
UA der Übersetzung: Schauspiel Frankfurt, 19.11.1978. R: Peter Palitzsch
Meine Übersetzung verstärkt einige Elemente auf Kosten anderer, die in anderen Theaterzeiten wichtig waren. Natürlich. Bei Durchsicht der vorhandenen Übertragungen und im Vergleich mit den Originalen fiel auch an Bausissins melodiöser Nachdichtung oder an Frieds sehr schöner (zu schöner?) Übersetzung aus neuerer Zeit eine Tendenz zur Glättung, Beschwichtigung und Annäherung der disparaten Sprachebenen dieses Stückes auf, die seine Einmaligkeit im Werk Shakespeares verdeckt: Der existentielle Kampf zwischen Othello, Desdemona, Jago, Emilia und Cassio tritt auch als Kampf verschiedener Sprachsysteme auf, die sich im Verlauf der Tragödie vermischen, verändern, um am Ende schließlich in einzelne, isolierte Positionen des Verstummens zu zerfallen.
Die gestische Qualität von Shakespeares Versen ist oft genug gerühmt worden. Sie entsteht - das ist nirgendwo so klar wie im OTHELLO zu entdecken - auch aus der Auseinandersetzung zwischen den zwei Theaterformen seiner Zeit: dem intellektuellen, zu Abstraktionen und Manierismen neigenden Universitätstheater und dem groben, direkten Volkstheater der Kneipenhinterhöfe. Aus ihrem unvermischten Gegeneinander und aus dem Prozess ihrer Durchdringung, der die Figuren zwischen Schein und Sein an den Rand ihrer Identität zwingt, wird die Sprache zur Aktion. Zur theatralischen Aktion. (Horst Laube)
Besetzung ad libitum
Besetzung ad libitum
UA der Übersetzung: Schauspiel Frankfurt, 6.3.1977. R: Peter Löscher
Meine Übersetzung verstärkt einige Elemente auf Kosten anderer, die in anderen Theaterzeiten wichtig waren. Natürlich. Bei Durchsicht der vorhandenen Übertragungen fiel im Vergleich mit den Originalen eine Tendenz zur Glättung, Beschwichtigung und Annäherung der disparaten Sprachebenen auf. Die gestische Qualität von Shakespeares Versen entsteht auch aus der Auseinandersetzung zwischen den zwei Theaterformen seiner Zeit: dem intellektuellen, zu Abstraktionen und Manierismen neigenden Universitätstheater und dem groben, direkten Volkstheater der Kneipenhinterhöfe. Aus ihrem unvermischten Gegeneinander und aus dem Prozess ihrer Durchdringung, der die Figuren zwischen Schein und Sein an den Rand ihrer Identität zwingt, wird die Sprache zur Aktion. Zur theatralischen Aktion. (Horst Laube)
Besetzung ad libitum

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