Euripides

Der Legende nach wurde Euripides am 23. September 480 v. C. in Salamisgeboren, dem Tag der größten Seeschlacht im Persischen Krieg. Andere Quellen sprechen von 485 v. C. als seinem Geburtsjahr. Außer den Teilnahmen an den Dionysien in Athen ist wenig über Euripides' Leben bekannt. 455 v. C. ist das Jahr seiner ersten Teilnahme, bei der er allerdings nur den dritten Platz belegte. 441 v. C. gewinnt er zum ersten Mal die Dionysien. Im Gegensatz zu den anderen Dichtern der griechischen Klassik bleiben seine Siege spärlich, erst nach seinem Tod sollte sich Ruhm weiter verbreiten. 408 v. C. verlässt Euripides Athen, um einer Einladung des Königs von Mazedonien zu folgen. 406 v. C. stirbt er in Mazedonien. Sein letztes Drama wurde posthum bei... den Dionysien aufgeführt und gewann den ersten Preis.


Werke

Deutsch von Simon Werle
Besetzung ad libitum
UA der Übersetzung: Landestheater Linz, 21.10.2001. R: Gerhard Willert
In dies Thebanerland komm ich, der Sohn des Zeus, Dionysos. Mit diesen Worten beginnt die letzte Tragödie des Euripides. Dionysos' Eindringen verursacht Aufruhr, Rausch und Gewalt in der Stadt Theben und droht die zuvor festgefügte Ordnung ins Wanken zu bringen. Nur zu verständlich, dass Pentheus, der König von Theben, das Eindringen des Fremden verhindern will. Doch Dionysos ist listig, und weil er auch der Gott des Theaters ist, inszeniert er das tragische Scheitern des Königs Pentheus zugleich als glanzvolles Schauspiel.
Seit der Uraufführung dieses "in der Übersetzung von Klassiker-Fachmann Simon Werle sprachlich faszinierenden Stückes" (Westfalenpost) am Landestheater Linz 2001 wurde Werles Fassung der BAKCHEN oft nachgespielt.
Besetzung ad libitum
Deutsch von Simon Werle
5D-5H
Die in griechische Gefangenschaft geratene trojanische Königin Hekabe verkörpert das Urleid der Mütter im Krieg: Unzählige Söhne hat sie auf dem Schlachtfeld verloren, die Töchter geschändet und ermordet; außer Kassandra lebt noch die Jüngste – doch die Griechen fordern ihren Opfertod. Hekabes Hoffnung gilt dem jüngsten Sohn, den sie als Kind einem befreundeten Herrscher anvertraute, um ihm den Krieg zu ersparen. Doch sie erfährt, was ihre Dienerin (mit uns) längst weiß: Auch Polydoros lebt nicht mehr. Die Umstände seines Todes lassen sie zur Rächerin werden.
Simon Werle hat Euripides' Drama um Tod und Verderben des Kriegs szenisch verlebendigt, indem er den Chor der gefangenen Troerinnen durch ein junges Schwesternpaar individualisiert und die Dienerin von Hekabe zu einer großen Rolle aufgewertet hat. Die unhinterfragten archaischen Wertsetzungen der Handelnden konfrontiert er durch Erweiterung und Überschreibung mit gegenwärtigem Problembewusstsein. Seine Fassung der HEKABE liest sich ohne vordergründige Aktualisierung wie ein Stück über heutige weltpolitische Tragödien.
5D-5H
Deutsch von Simon Werle
2D-4H (+ 2 Kinder - Frauenchor)
UA der Übersetzung: Staatsschauspiel Dresden, 18.3.2017. R: Christina Rast
Noch eine MEDEA? Die Frage ist berechtigt, doch die Antwort lautet: das war dringend nötig. Denn die meisten auf der Bühne gängigen Übertragungen nehmen sich so große Freiheiten heraus, dass man sich die Augen reibt, wenn man die deutschen neben die griechischen Verse hält. Simon Werles Kunst ist die Kombination von Rhythmus, Poesie und Präzision. Ebenso wie bei seiner Fassung der BAKCHEN bleibt er nah am Duktus der griechischen Vorlage, so dass bei aller Geschmeidigkeit des deutschen Textes die faszinierende archaische Fremdheit des Originals erhalten bleibt.
2D-4H (+ 2 Kinder - Frauenchor)
Deutsch von Peter Krumme
2D-5H (Frauenchor)
UA der Übersetzung: Düsseldorfer Schauspielhaus, 29.3.1981. R: Nicolas Brieger
Medeia, die Königstochter aus Kolchis am Schwarzen Meer, lebt mit ihrem griechischen Mann Jason und ihren beiden Söhnen als Flüchtling in Korinth. Obwohl sie mit ihren übernatürlichen Kräften für Jason das Goldene Vlies geraubt und ihm das Leben gerettet hat, obwohl sie um seinetwillen den Vater verließ und den Bruder tötete, wird sie nun von Jason verlassen. Er will sich mit der Tochter des Königs Kreon vermählen, angeblich, um seinen Kindern eine bessere Zukunft zu sichern. Aus Furcht vor der Rache der Zauberin Medeia verbannt Kreon sie und ihre Kinder aus der Stadt Korinth. Medeia nutzt den Tag, den man ihr Aufschub gewährt, um Rache für ihre Demütigung zu nehmen. Jason gegenüber heuchelt sie Nachgiebigkeit und bittet nur darum, dass die gemeinsamen Kinder in Korinth bleiben dürfen. Ihre Söhne schickt sie mit vergiftetem Schmuck und Gewand als Präsent für Kreons Tochter in den Palast. Nachdem Kreon und seine Tochter den tödlichen Geschenken zum Opfer gefallen sind, tötet sie auch ihre Söhne und entschwindet im Wagen des Sonnengottes Helios. Jason bleibt verzweifelt zurück.

"Mit der Übersetzung der Tragödien von Euripides respektiert Peter Krumme zum einen so weit wie möglich Wolfgang Schadewaldts Forderungen nach Vollständigkeit und wortgetreuer Nähe zum Original, verdeckt zum anderen aber auch nicht, dass jede Übersetzung die Sicht des Übersetzers auf das Original und seine von der poetischen Praxis seiner Zeit beeinflusste Sprache reproduziert. So bricht Krumme mit dem Bemühen, eine deutsche Entsprechung für die Versform des Originals zu finden, wählt stattdessen unregelmäßige Jamben, in den Chorpartien sogar freie Rhythmen." (Aus der Begründung der Jury zur Verleihung des Preises der Autorenstiftung an Peter Krumme)
2D-5H (Frauenchor)
Deutsch von Peter Krumme
3D-7H (+ Frauenchor)
UA der Übersetzung: Hans Otto Theater Potsdam, 18.5.2002. R: Martin Meltke
Als Agamemnon am Ende des trojanischen Krieges nach Mykene zurückkehrt wird er bereits von seiner Frau Klytaimnestra und deren Geliebten Aigisthos erwartet. Agamemnon hatte die gemeinsame Tochter Iphigenie zu Beginn des Krieges den Göttern geopfert, um günstige Winde für seinen Feldzug gegen Troja zu erhalten. Klytaimnestra sinnt Rache und erschlägt gemeinsam mit Aigisthos den Ehemann heimtückisch im Bad. Agamemnons Sohn Orestes trifft am Grab des Vaters auf seine Schwester Elektra. Gemeinsam beschließen sie, den grausamen Mord am Vater zu rächen und die Mutter samt Liebhaber zu morden. Doch kaum ist die Tat an Klytaimnestra und Aigisthos verübt, treten die Erinnyen, die Rachegöttinnen der getöteten Mutter, auf den Plan und beginnen Orestes zu verfolgen. Apollon schickt Orestes nach Athen. Dort bestimmt Pallas Athene, die beiden verfeindeten Parteien – Orestes und der Gott Apollon auf der einen und die Rachegöttinnen der Mutter auf der anderen Seite – in Form eines Gerichtsprozesses aufeinandertreffen zu lassen, an deren Ende ein Geschworenengericht über Recht und Unrecht entscheiden soll...

Dieses "Spätwerk des Euripides, das mit allen Zutaten eines Politkrimis versehen ist" (Potsdamer Neues Nachrichten), war in der Neuübersetzung von Peter Krumme erstmals 2002 am Hans Otto Theater in Potsdam zu sehen.
3D-7H (+ Frauenchor)
Deutsch von Peter Krumme
5D-3H (Chor)
UA der Übersetzung: Wuppertaler Bühnen, 22.2.1985. R: Petra Dannenhöfer
In dem Trauerspiel DIE TROERINNEN stehen die besiegten trojanischen Frauen am Strand und warten auf das Los, das sie unter den griechischen Siegern verteilen wird. Sie blicken auf den Schrecken und die Gewalt zurück, die der Trojanischen Krieg über sie und ihre Familien gebracht hat und in eine ungewisse quälende Zukunft, die noch mehr Unheil zu bringen droht.

"Mit der Übersetzung der Tragödien von Euripides respektiert Peter Krumme zum einen so weit wie möglich Wolfgang Schadewaldts Forderungen nach Vollständigkeit und wortgetreuer Nähe zum Original, verdeckt zum anderen aber auch nicht, dass jede Übersetzung die Sicht des Übersetzers auf das Original und seine von der poetischen Praxis seiner Zeit beeinflusste Sprache reproduziert. So bricht Krumme mit dem Bemühen, eine deutsche Entsprechung für die Versform des Originals zu finden, wählt stattdessen unregelmäßige Jamben, in den Chorpartien sogar freie Rhythmen." (Aus der Begründung der Jury zur Verleihung des Preises der Autorenstiftung an Peter Krumme)
5D-3H (Chor)

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