Daniil Charms

geboren 1905 in St. Petersburg/Russland, gestorben 1942 in Leningrad.
»Mich interessiert nur der Quatsch; nur das, was keinerlei praktischen Sinn hat. Mich interessiert das Leben nur in seiner unsinnigen Erscheinung.« Ein unorthodoxes Credo im Russland des frühen 20. Jahrhunderts, das sich in seinen zahlreichen Dialogen, Szenen und Geschichten ebenso widerspiegelt wie in den beiden Hauptstücken Elizaveta Bam und Komödie der Stadt Petersburg, die er in seinem kurzen Leben verfasst hat. Peter Urban hat sein verschollen geglaubtes Werk in den siebziger Jahren wieder entdeckt, übersetzt und ediert.


Werke

Deutsch von Peter Urban
Besetzung ad libitum
Das zweite fragmentarische Theaterstück von Daniil Charms zerstört kunstvoll unsere Sicht von der Wirklichkeit, die er meisterhaft verfremdet.
Besetzung ad libitum
Deutsch von Peter Urban
3H
UA der Übersetzung: Freie Kammerspiele Magdeburg, 12. 10. 1994. R: Axel Richter
Ich fahre nach Brasilien, sagt Kolja Pankin eines Tages zu seinem Freund Petja Ersov. Der will das erst gar nicht glauben, aber trotzdem gehen die beiden am nächsten Morgen zum Flughafen, wo sie tatsächlich einen Piloten finden, der sie einlädt, in sein Flugzeug zu steigen, um sie nach Brasilien zu bringen. Dort angekommen, gibt es für die beiden so manches Abenteuer zu bestehn: Kolja und Petja machen nämlich nicht nur die Bekanntschaft der Eingeborenen, sondern begegnen obendrein auch noch so manchem wilden Tier...

"Die Reise nach Brasilien oder wie Kolja nach Brasilien flog und Petja ihm nichts glauben wollte" des russischen Schriftstellers Daniil Charms ist eine kleine philosophische Fabel für Kinder wie für Erwachsene.
3H
Altersempfehlung: ab 6 Jahren.
Deutsch von Peter Urban
2D-3H
UA: Dom pewati, Leningrad, 28.1.1928.
DE: Berliner Festspiele, 15.9.1983. R: Helfrid Foron
Charms selbst inszenierte das Theaterstück 1928 in Leningrad: "Elizaveta Bam zielt auf das totale Theater, ist Spiel im Spiel im Spiel ..." Es sperrt sich gegen jede Zuordnung zu einem bestimmten Genre. Ausgehend von der realen Situation einer Verhaftung entwickelt sich ein verwirrendes Spiel von Verwandlungen und Verwechslungen der Figuren, von Sprachverzerrungen und Grotesken, um am Ende - wie in einem Kreis - zur Verhaftung zurückzuführen.

"Elizaveta Bam, ein unbescholtenes Mädchen, befindet sich in einer schier ausweglosen Situation, sie steht vor ihrer Verhaftung, die beiden Unbekannten vor der Tür - sind es Polizisten? sind es Gangster? - reden jedenfalls von Mordverdacht. Dann plötzlich entpuppen sich die beiden Männer als liebe, freundliche Onkels, die jederzeit zu Späßen aufgelegt sind, auf Befehl den Schluckauf bekommen und bereitwilligst Kunststücke vollführen... Die Identität der Personen ist aufgehoben, die Personen sind auswechselbar, sie erlangen, in rasch wechselnden, springenden und dann wieder nahtlos ineinander übergehenden Situationen - immer neue Eigenschaften, sie probieren immer neue Rollen aus, die einen gewohnten dramaturgischen Rahmen Schritt für Schritt, je weiter sich das Geschehen entwickelt, sprengen." (Peter Urban)
2D-3H
Deutsch von Peter Urban
Daniil Charms, ein Meister des absurden Humors und der schwarzen Pointe, erzählt in seinen Theaterstücken von jener Boshaftigkeit des Alltags, an die wir unser Leben verlieren. Mit dieser Ausgabe sind die Theaterstücke von Daniil Charms erstmals in einem Band greifbar.
Deutsch von Peter Urban
Besetzung ad libitum
UA der Übersetzung: Theater der Jungen Welt, Leipzig, 5.10.2002. R: Oleg Myrzak
DE als Puppentheater: Theater der Stadt Aalen, 1.3.2003. R: Ralf Siebett / Andreas Rank
Im ZIRKUS ŠARDAM überschlagen sich die Ereignisse. Denn zwischen den einzelnen Nummern versucht der starrköpfige Vertunov immer wieder - koste es, was es wolle - aufzutreten. Dafür hat Vertunov allerdings künstlerisch eher fragwürdige Verwandlungsnummern einstudiert: indem er beispielsweise zeigt, wie eine Fliege fliegt oder aber "wie man auf allen Vieren geht, einer Ziege täuschend ähnlich". Die Zirkusvorführung gerät immer mehr aus dem Ruder, und die Verzweiflung des Direktors wächst - kein Wunder, richtet Vertunov doch beträchtliches Chaos an und verursacht schließlich sogar die Überschwemmung der ganzen Manege.
Charms' Text sprüht vor grotesker Situationskomik und Sprachwitz.
Besetzung ad libitum
Altersempfehlung: ab 6 Jahren.
Fallen Fälle wie sie fallen
Szenen aus Fallen/Fälle
Deutsch von Peter Urban
Produktion: RB 1993
Erstsendung: 16.03.1993
53 Min.
DIE ALTE FRAU
Deutsch von Peter Urban
Produktion: SFB 1991
Erstsendung: 19.11.1991
44 Min.
WIE SCHRECKLICH SCHWINDEN UNSERE KRÄFTE
Deutsch von Peter Urban
Produktion: R DRS 1991
Erstsendung: 16.11.1991
78 Min.
DIE KOMÖDIE DER STADT PETERSBURG
Deutsch von Peter Urban
Produktion: SDR 1985
Erstsendung: 28.11.1985
112 Min.
Fünf Nonsens-Stücke für Kinder
Kinder lieben Unfug. Vielleicht, weil er ihnen kleine ›Rückfälle‹ in die Zeit vor den erlernten Regeln erlaubt. Vor allem aber befriedigen Quatsch und Unsinn die kindliche Lust am spielerischen Umgang mit Sprache. Denn die Sprache und das Sprechen sind das eigentliche Betätigungsfeld des Nonsens. Für Vortrag und Bühne ist er daher wie geschaffen – hier paart sich die sprachliche noch mit der szenisch-situativen Komik.
Die Ursprünge des Nonsens als literarisches Genre sind in der Lyrik zu finden. Später fand er Eingang auch in Kinderbücher und -stücke, wobei ein Hang zur kompakten, strengen Form erhalten geblieben ist. In Deutschland konnte der ›Nicht-Sinn‹ in den 1970er Jahren an den Kindertheatern Fuß fassen. Da waren bereits Jahrzehnte vergangen, seit der russische Avantgardist Daniil Charms mit "Zirkus Šardam" einen Prototyp des Nonsens für Kinder geschaffen hatte. Ihm stellt SPIELPLATZ 36 vier zeitgenössische Stücke an die Seite:
Bei Marc Becker will "Der Hase in der Vase", obwohl angekündigt, partout nicht erscheinen; stattdessen entwickelt sich ein erfrischend alberner Bühnenspaß. An Wortverdrehungen und Sprachspielen haben die Figuren in Juliane Blechs "Farilari" ihre wahre Freude, und mit ihnen die Vorschulkinder im Publikum. Dass eine Kindertheateraufführung nicht nur schiefgehen, sondern auch "Schiefer gehen" kann, ja vielleicht sogar muss, erfährt man in Carsten Brandaus gleichnamigem Stück. Und einen Klassiker der Nonsensliteratur für Kinder hat sich Katja Hensel in ihrer Lewis Carroll-Überschreibung "Alice" vorgenommen.

240 Seiten. broschiert. 22€
ISBN: 978-3-88661-415-8

Sechs Theaterstücke für Kinder
INHALT:
Ad de Bont, "Mirad, ein Junge aus Bosnien. 2. Teil". Daniil Charms, "Die Reise nach Brasilien". Staffan Göthe, "Blaues Haus mit roten Backen". Junji Kinoshita, "Der Abendkranich". Guy Krneta, "Der Faulpelz Paul Felz". Suzan Zeder, "Die Zauberfee von Oz".

272 Seiten. broschiert. 14€
ISBN: 978-3-88661-159-1