Andrea Clemen

geboren in Prien/Chiemsee, studierte Slavistik und Osteuropäische Geschichte in München und Berlin, lebte anschließend drei Jahre in England, übersetzt seit 1971 aus dem Russischen (Maksim Gorkij, Lev Tolstoj, Aleksandr Ostrovskij, Evgenij Schwarz), aus dem Englischen (Brian Freel, D.H. Lawrence, David Mamet, Wallace Shawn) und aus dem Französischen (Eugène Labiche). Andrea Clemen lebt heute in München.


Werke

1D-4H
UA der Übersetzung: Landesbühne Esslingen, 4.12.1991. R: Tobias Lenel
Hauptdarsteller Lenglumé verbringt den Abend beim Ehemaligentreff seiner alten Schule. Am nächsten Morgen erwacht er ohne Erinnerung an die Geschehnisse neben einem fremden Mann, seinem Schulkameraden Mistingue. Aus der Zeitung erfährt er von einem brutalen Mord an einer jungen Kohlenschlepperin in der vergangenen Nacht. Unterstützt von einer Reihe von Indizien kommen die beiden zum Schluss, dass sie im Rausch jenen grausamen Mord begangen haben müssen. Nun versuchen die beiden, mit einer Reihe von immer grotesker werdenden Rettungsversuchen, einen drohenden Skandal abzuwenden. (Wikipedia)
1D-4H
7D-6H
UA der Übersetzung: Staatliche Schauspielbühnen Berlin, 30.9.1973. R: Ernst Schroeder
Ein Drama vom Ende einer Familie in der zaristischen russischen Provinz: Verwirrt reagiert die Familie eines korrupten Polizeimeisters auf die ringsum aufwachsenden Zeichen einer bevorstehenden neuen Zeit: die einen blind-egoistisch, die anderen romantisch. Gorkij beschreibt die Krankheit eines absterbenden Systems mit dem Elan eines Pamphlets. Aber seine humane Kraft bewahrt ihn davor, ein simples Schwarz-Weiß-Gemälde zu malen.
Die von Andrea Clemen "in einem präzisen Alltagsjargon" (Neue Hannoversche Presse) angefertigte Übersetzung wurde für die Berliner Festwochen in Auftrag gegeben. Seither hat sich die Fassung in zahlreichen Nachinszenierungen bewährt.
7D-6H
12D-10H
UA der Übersetzung: Düsseldorfer Schauspielhaus, 15.11.1975. R: Jörg Utzerath
Der Knecht Nikita verstrickt sich in eine Liebesaffäre mit Anisja, der Frau seines Herrn, und heiratet sie, nachdem sie ihren Mann vergiftet hat. Die frühere Geliebte Akulina verleugnet er zugunsten der besseren Partie. Sein Liebesverhältnis mit ihr kommt erst nach der Hochzeit mit Anisja ans Licht. Nikita tötet ihr gemeinsames Kind, damit er seine Geliebte heiraten kann. Am Ende erkennt er seine Schuld und gesteht alles.

"Die moderne realistische Kunst hat nichts Besseres und, trotzdem wir überall in Nacht blicken, nichts heilig Leuchtenderes aufzuweisen als dieses Stück. Wer über realistische Kunst und ihre Berechtigung oder Nichtberechtigung mitsprechen will, der darf ihre Art nicht an ihren Entartungen demonstrieren, an ein Stück wie dieses muss er herantreten, und dann wollen wir sehen, was er dagegen sagen kann." (Theodor Fontane, 1890)
12D-10H
6D-9H
UA der Übersetzung: Staatliche Schauspielbühnen Berlin, 25. 11. 1989. R: Harald Clemen
Fadinard, ein junger Lebemann, der sich zur Heirat mit der Tochter eines Blumenzüchters entschlossen hat, gerät just an seinem Hochzeitstag in immer unauflöslichere Verwicklungen. Fadinards Kutschpferd hat am Morgen im Bois de Vincennes den Florentinerhut einer Dame zerfressen, die dies mit gutem Grund vor ihrem Ehemann verheimlichen will. Während eines Stelldicheins mit ihrem Liebhaber hatte sie die störende Kopfbedeckung an einen Ast gehängt. Die Dame und ihr Kavalier, ein jähzorniger Offizier, fordern vom Besitzer des gefräßigen Pferdes Entschädigung und weigern sich, das Haus des Bräutigams ohne Ersatz für das corpus delicti zu verlassen. Inzwischen sind die Hochzeitsgäste angekommen und begehren Einlass. Unerbittlich heften sie sich an Fadinards Fersen und folgen ihm bei einer turbulenten Jagd durch ganz Paris, ohne von den Hintergründen der Aktion auch nur das Geringste zu ahnen: ein Hutgeschäft, dessen Besitzerin ausgerechnet eine ehemalige Geliebte des Bräutigams ist, wird von den Verwandten der Braut für das Standesamt gehalten; das Haus einer Baronin, in dem man Fadinard irrtümlicherweise als berühmten Tenor festhält, wird von der Hochzeitsgesellschaft mit einem Restaurant verwechselt.
Ausgerechnet dem betrogenen Ehemann erzählt Fadinard seine Geschichte und tut damit, was er doch unter allen Umständen vermeiden wollte. Aber das ist nicht das Ende der Komödie, in der es gar nicht um die Auflösung von Verwicklungen, sondern um die Vertuschung der Wahrheit geht. Ein Florentinerhut, der sich unter den Geschenken der Braut befindet, genügt dem betrogenen Gatten der Seitenspringerin schließlich als Beweis für ihre Unschuld.
Jede der agierenden Personen verfolgt so konsequent ihr Ziel, dass daraus eine ebenso logische wie absurde Handlung entsteht. Die Figuren Labiches gleichen "Puppen, die er über Abgründe tanzen lässt, um sich dann über ihre Grimassen zu amüsieren".
6D-9H
von Lew Tolstoi und Sonja Tolstoj
1D-1H
Er kämpft für die Gleichheit aller, sie kämpft für ihre Liebe und die gemeinsamen Kinder. Sie möchte das Leben genießen, während er den völligen Verzicht auf Besitz fordert. Er will das Volk retten, und sie möchte von ihm gerettet werden. Andrea Clemen hat sich an Tagebucheinträgen und Briefen orientiert, um die 48 Jahre dauernde Ehe zwischen Sonja und Lev Tolstoj in ein Theaterstück zu fassen, das die durch unüberbrückbare Unterschiede hervorgerufenen Konflikte der anfänglich noch Glücklichen zeigt. Während all dieser Konflikte sprechen Lew und Sonja kaum miteinander, sondern vor allem übereinander – und meistens aneinander vorbei.
1D-1H
7D-9H
UA der Übersetzung: Wuppertaler Bühnen, 3.10.1973. R: Günter Ballhausen
Der abstrakte Humanismus in einer rohen Zeit als Komödienstoff: Gorkij sah dies Stück, das mit Selbstmord, Pogrom und Wahnsinn endet, dennoch als Lustspiel. Kühn vermischt er die tragischen und komischen Elemente. Der Verzweiflung stellt er Optimismus entgegen, den Auflösungen eine sich festigende Liebesbeziehung, und den komischen Figuren - das Stück spielt unter ganz auf sich selbst fixierten Künstlern und Wissenschaftlern - konfrontiert er die Vorwärtsweisenden. Ein Stück, im Gefängnis geschrieben, das grimmig auf die Gegenwart, aber lachend in die Zukunft blickt.
7D-9H
7D-8H
UA der Übersetzung: Landestheater Linz, 12.10.1974. R: Ulrich Hoffmann
Gorkij entwirft in diesem Stück den Gegensatz zwischen der vermeintlichen Sicherheit eines kleinstädtischen Lebens und den Anforderungen der modernen (Arbeits-)Welt.
Die KLEINBÜRGER wurden in "der vorzüglichen Übersetzung von Andrea Clemen" (Neue Zeit) bereits an großen Theatern von Braunschweig bis Wien, von Mainz bis Berlin gespielt.
7D-8H
5D-12H
UA der Übersetzung: Schauspiel Frankfurt, 26.3.1975. R: Hans Neuenfels
Gorkijs Sozialreportage geht dem Leben im zaristischen Russland auf den Grund, einer Welt der "gewesenen Leute", der zynisch Enttäuschten: der Lumpenproletarier, der Vagabunden und Bettler, der Hungernden, der Diebe und Falschspieler - aber auch einer abgesunkenen Intelligenz. Diese Welt verbindet sich in NACHTASYL mit einer melodramatischen Liebes- und Eifersuchtshandlung und einer inständigen, philosophisch räsonnierenden Suche nach Wahrheit, Menschlichkeit, Glauben. Das eine treibt das andere hervor: Die aussichtslose Lage der Asylbewohner verschärft die Gefühlsbeziehungen zwischen den Menschen bis zur Brutalität, bis ins Melodram; ihre Ohnmacht und Verzweiflung verlockt sie zum Rösonnement, zur philosophischen Tirade. Die Suche nach der Wahrheit als Zeitvertreibt derer, denen die Kraft zur Revolte fehlt.
Rund zwei Dutzend Inszenierungen des NACHTASYLS gab es bereits in der "auf Klarheit und Nüchternheit" (Giessener Allgemeine) setzenden Fassung von Andrea Clemen.
5D-12H
von Maksim Gorkij (Gorki)
in einer Fassung von Jürgen Gosch und Wolfgang Wiens
5D-12H
UA der Fassung: Schauspiel Köln, 25.10.1981. R: Jürgen Gosch
Gorkijs Sozialreportage geht dem Leben im zaristischen Russland auf den Grund, einer Welt der "gewesenen Leute", der zynisch Enttäuschten: der Lumpenproletarier, der Vagabunden und Bettler, der Hungernden, der Diebe und Falschspieler - aber auch einer abgesunkenen Intelligenz. Diese Welt verbindet sich in NACHTASYL mit einer melodramatischen Liebes- und Eifersuchtshandlung und einer inständigen, philosophisch räsonnierenden Suche nach Wahrheit, Menschlichkeit, Glauben. Das eine treibt das andere hervor: Die aussichtslose Lage der Asylbewohner verschärft die Gefühlsbeziehungen zwischen den Menschen bis zur Brutalität, bis ins Melodram; ihre Ohnmacht und Verzweiflung verlockt sie zum Rösonnement, zur philosophischen Tirade. Die Suche nach der Wahrheit als Zeitvertreibt derer, denen die Kraft zur Revolte fehlt.
5D-12H
7D-11H
UA der Übersetzung: Wuppertaler Bühnen, 9.10.1971. R: Günter Ballhausen
Maksim Gorkij breitet in seinen 1904 uraufgeführten "Szenen" ein Gesellschaftspanorama des entwurzelten, an Egoismus, Selbstentfremdung und Langeweile erstickenden Bürgertums aus. Drei Ehepaare verbringen mit ihren Freunden einige Sommertage auf dem Land. Alle Beziehungen sind gestört, nur noch von Gewohnheit, Hass und dem Leerlauf der Konventionen zusammengehalten. Zwischen den einzelnen Figuren spielen sich in wechselnder Partnerschaft Liebelei und Eifersüchteleien ab, Katzenjammer und Abrechnungen voller Selbstmitleid, Resignation und Komik. In lockerer Szenenfolge zeigt Gorkij die Entfremdung der Intellektuellen vom unruhig werdenden Volk.
7D-11H
Ist das die Liebe?
Die Ehe von Lew Nikolajewitsch Tolstoj und seiner Frau Sonja
Aus Tagebüchern und Briefen
R: Ulrich Gerhardt
Produktion: MDR 2010
Erstsendung: 08.11.2010
63 Min.