© Otto et Pirou

Raymond Roussel

geboren 1877 in Paris, entstammt Raymond Roussel einer sehr wohlhabenden bürgerlichen Familie. Er studierte zunächst am Konservatorium seiner Heimatstadt Musik, widmete sich dann aber der Dichtung und schrieb mit siebzehn Jahren sein erstes Werk, der Erfolg blieb ihm aber ebenso wie mit seinen späteren Texten verwehrt. Das schriftstellerische Werk Roussels beruht auf einer von ihm selbst entwickelten Schreibtechnik, der Wortspiele und Klangassoziationen zugrunde liegen. Roussel erläutert diese Technik in seinem 1935 erschienenen Buch "Comment j’ai écrit certains de mes livres". Insofern gilt Roussel als Vorläufer der „écriture automatique“ der Surrealisten. In den Jahren 1920 bis 1921 unternahm er eine Weltreise in einem eigens für ihn... konstruierten Wohnwagen. 1932 stellte Roussel seine schriftstellerische Tätigkeit ein und widmete sich ausschließlich dem Schachspiel. Er nahm sich 1933 in Palermo das Leben.


Werke

Deutsch von Klaus Völker
6D-6H
UA: Théâtre du Vaudeville Paris, 5.5.1925.
DSE: Basler Theater, 17.3.1977. R: Hans Hollmann
Zwölf Personen, im Mittelpunkt ein reicher Sammler und ein Antiquar, erzählen, manchmal einander ergänzend, meist aber in langen Monologen, weit ausufernde Geschichten, zu denen sie von scheinbaren Dingen des Alltags angeregt werden. Doch es zeigt sich, dass alle diese Dinge ein Geheimnis in sich tragen wie einen "Stern auf der Stirn": Sie sind mit Skandalen, unerhörten Liebschaften, Leidenschaften, Abenteuern, Tragödien verbunden. Aus einer Geschichte wächst sogleich die nächste, eine Klammer öffnet sich für neue Klammern, Sprache bewegt sich, ekstatisch, wie im Rausch, aus sich selber weiter, gewinnt sich immer andere Landschaften, alle werden sorgsam abgeschritten, kleinste Details finden größte Aufmerksamkeit und lenken den Blick auf entfernteste Möglichkeiten: Man erfährt von schönen Frauen, keuschen Nonnen, neugierigen Prinzessinnen und begehrlichen Männern, ruchlosen Glücksjägern, Erbschleichern und Giftmördern, von Kindesverwechslungen, Kriminalfällen und Kuriositäten, von persischen Königskindern, indischen Zwillingen und peruanischen Huren - es ist wie ein Sturz durch alles je gelebte Leben in einer angehaltenen Minute.
Die Pariser Uraufführung von DER STERN AUF DER STIRN, die der Exzentriker Roussel selbst finanziert hatte, endete im Fiasko. Erst lange nach seinem Tod (er nahm sich 1933 das Leben) wurde Roussel durch die Strukturalisten, insbesondere Michel Foucault, wiederentdeckt.
6D-6H
Deutsch von Jürg Laederach
5D-19H
UA: Théâtre de la Porte-Saint-Martin, 2.2.1926.
DSE: Schiller-Theater Berlin, 23.5.1981. R: Hans Hollmann
SONNENSTAUB ist die Geschichte einer Schatzsuche und zugleich eine Kettengeschichte. Oberst Julien Blache hat von seinem Onkel Guilleaume nicht nur eine Plantage in Französisch Guayana geerbt, sondern auch einen Schatz von Edelsteinen. Der freilich ist verschwunden. Das Stück handelt davon, wie Blache mit Helfern und seiner Tochter versucht, aufgrund kryptischer Hinweise das Geheimnis des Verstecks zu enträtseln und den Schatz zu heben. Gleichzeitig versucht ein Gauner-Trio unter der Leitung des zwielichtigen Zuméranaz, Blache zuvorzukommen. Jede Fährte auf der Suche nach dem Schatz führt zu einer weiteren, und diese wieder zu einer anderen. Mit den Hinweisen tauchen zugleich auch immer neue Anekdoten, Geschichten und Figuren auf, die sich in Roussels Stück zu einem schier endlosen Tableau verbinden.
5D-19H