
Nino Haratischwili
Auszeichnungen (Auswahl):
2020 Nominierung für den Booker International Prize mit "Das achte Leben (Für Brilke)"
2019 Schillder-Gedächtnispreis des Landes Baden-Württemberg
2018 Bertolt-Brecht-Preis
2017 Stipendium des Lessing-Preises der Freien und Hansestadt Hamburg
2015 Anna Seghers-Preis
2015 Literaturpreis des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft
2011 Debütpreis des Buddenbrookhauses für ihren Roman "Juja"
2011 Preis der unabhängigen Verlage für ihren Roman "Mein sanfter Zwilling"
2010 Adelbert-von-Chamisso-Förderpreis
2008 Autorenpreis des Heidelberger Stückemarkts; Rolf-Mares-Preis
Werke
Georgien, 1900: Mit der Geburt Stasias, Tochter eines angesehenen Schokoladenfabrikanten, beginnt eine über sechs Generationen durch alle Revolutionen und Kriege des 20. Jahrhunderts bis in die Gegenwart erzählte Familiensaga. Deutschland/Georgien, 2005: Nach dem Fall der Mauer und der Auflösung der UdSSR herrscht in Georgien Bürgerkrieg. Niza, Stasias Urenkelin, ist nach Berlin ausgewandert. Als sich ihre zwölfjährige, ins postsowjetische Chaos hineingeboren, Nichte Brilka nach einer Reise in den Westen weigert, nach Tbilissi zurückzukehren, spürt Niza sie auf. Sie erzählt Brilka die ganze Familiengeschichte: von Stasia, deren Traum, als Tänzerin nach Paris zu gehen, sich niemals erfüllt hatte, die aber noch hundertjährig unter dem heimischen Apfelbaum tanzt, still und zäh den Zeiten ein Leben abtrotzend; von Stasias Halbschwester Christine, die für ihre Schönheit, die sie in den Bannkreis des obersten Geheimdienstlers gebracht hat, einen hohen Preis zahlt; von Stasias Tochter Kitty, die alles verliert und doch im Londoner Exil eine Stimme findet; von Kittys Bruder Kostja, der sich als Apparatschik mit dem System arrangiert; von Kostjas rebellischer Tochter Elene und ihren ungleichen Töchtern Daria und Niza.
Mit hoher Emotionalität, dabei zärtlich und phantasievoll erzählt DAS ACHTE LEBEN (FÜR BRILKA) acht außergewöhnliche Schicksale, erzählt von Anpassung, Verrat und Widerstand, Liebe, Hass und (Über-)Lebenswillen. Haratischwili schildert den Aufstieg und Fall des Kommunismus von der vorrevolutionären Zeit bis ins Nachwende-Europa aus der Perspektive einer georgischen Familie, die ebenso verstrickt wie im Widerstreit ist mit den Totalitarismen, Tragödien und Umbrüchen dieses gottverlassenen 20. Jahrhunderts.
"Ein großer historischer Roman, so prall mit menschlichen Dramen wie das echte Leben." (Norbert Kron, TITEL THESEN TEMPERAMENTE)
Bühnenrechte beim Verlag der Autoren.
Innerhalb der Form des Melodrams – einem Genre, das die Vorstellung der gefühligen Frau nachhaltig geprägt hat – initiiert Nino Haratischwili ein Spiel mit Geschlechterrollen. Inmitten gefühlsbetonter und klischeebesetzter Motive wird das Eigene am ehesten fragwürdig, klaffen Selbstbild und Fremdwahrnehmung am weitesten auseinander.
Laras beste Jahre liegen lang zurück – Jahre voller Hippietum, wilder Autofahrten, Sex und Drogen, aber auch Demos und politischer Kämpfe. Die Gegenwart sieht anders aus: die tägliche Vorabendserie zählt da schon zu den Aufregern. Würde ihr Körper mitmachen, immer noch würde Lara um die Häuser ziehen und für ihre Ideale eintreten. Doch ihrem Widerspruchsgeist bietet sich mit Pflegekraft Natalia ein neues Ziel: Die Tochter eines Dissidenten ist nach Deutschland gekommen in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Ein Leben, wie Natalia es schon einmal geführt hat, damals, im Osten. Doch das hatte seinen Preis: es hat ihren Mann das Leben gekostet, ihren Sohn die Freiheit und sie selbst die Unschuld. Anhand von zwei Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, erzählt Nino Haratischwili von Schuld und Verantwortung, von Widerstand und Resignation, von dem Wunsch nach aber auch der Angst vor Veränderung.
Nino Haratischwili hat diesen "fulminanten Monolog" (Bühne) für das Projekt "Ein europäisches Abendmahl" am Burgtheater Wien geschrieben, das sich mit unserer Lage in Europa heute aus weiblicher Perspektive auseinandersetzt.
Nino Haratischwili spürt in ihrem neuen Roman den Abgründen nach, die sich zwischen den Trümmern des zerfallenden Sowjetreichs aufgetan haben. »Die Katze und der General« ist ein spannungsgeladener, psychologisch tiefenscharfer Schuld-und-Sühne-Roman über den Krieg in den Ländern und in den Köpfen, über die Sehnsucht nach Frieden und Erlösung. Wie in einem Zauberwürfel drehen sich die Schicksale der Figuren ineinander, um eine verborgene Achse aus Liebe und Schuld. Sie alle sind Teil eines tödlichen Spiels, in dem sie mit der Wucht einer klassischen Tragödie aufeinanderprallen. (Frankfurter Verlagsanstalt)
Der Verlag der Autoren nimmt die Bühnenrechte für den in der Frankfurter Verlagsanstalt erschienenen Roman wahr.
Für das Junge Schauspielhaus Hamburg hat Nino Haratischwili eine Neudeutung des antiken Stoffes für ein jugendliches Publikum entworfen. Darin widmet sie sich den großen Fragen nach Gerechtigkeit, Moral, Liebe und Schuld - und legt den Fokus auf die jungen Protagonisten, die gegen die Elterngeneration aufbegehren.
"Ich wollte Elektra ins Heute versetzen, ohne mich in Tagesaktualitäten zu verlieren. Ich wollte die Spaltung meiner Welt, wie ich sie empfinde, darstellen: in Ost und West, Christentum und Islam; das Fremde, das einen ängstigt und überfordert, thematisieren. Ich wollte Elektras Zerrissenheit und innere Getriebenheit auch auf andere Figuren ausweiten. Ich habe mir eine westliche Elektra im Jahre 2012 vorgestellt. Ich habe mich gefragt, was sie ändern würde, wenn sie könnte. Und da kam ich zu dem Schluss, dass nichts passieren würde, dass sie noch jahrelang klagen würde. Wenn ich mir aber eine Gleichaltrige aus Tschetschenien vorstelle, die den Krieg miterlebt hat, dann denke ich, dass diese Figur weniger Angst hätte zu handeln, auch wenn dieses Handeln nicht unbedingt wünschenswert ist. Deshalb habe ich Polyxena ins Spiel gebracht." (Nino Haratischwili)
LIV STEIN handelt von dem prekären Verhältnis von Kunst und Leben, von Realität und Fiktion. Die Titelfigur, eine Konzertpianistin, hat sich zeitlebens der Musik verschrieben – auf Kosten ihrer Umwelt und ihres inzwischen verstorbenen Sohnes. Doch als Lore, eine junge Klavierschülerin, in ihr Leben tritt, wird Liv von ihrer Vergangenheit eingeholt. Das Stück wurde mit dem renommierten Autorenpreis des Heidelberger Stückemarkts 2008 ausgezeichnet.
152 Seiten. broschiert. 14€
ISBN: 978-3-88661-318-2
DAS JAHR VON MEINEM SCHLIMMSTEN GLÜCK. Eine Frau erwacht verletzt im Wald. Gegenüber: ein verunfallter Wagen, und darin, regungslos: ein Mann. Die Frau hat ihr Gedächtnis verloren. Nur das Lied »Gloomy Sunday« aus dem Autoradio scheint eine Spur zum Puzzle ihrer Identität und zu einer bitteren Liebesgeschichte zu sein. Nach und nach kehren die Erinnerungen zurück. Doch es sind solche, mit denen sich schwer leben lässt.
HERBST DER UNTERTANEN. Eine herrschaftliche Villa irgendwo auf der Welt. Seit Wochen tobt ein Bürgerkrieg. Über den Verbleib des Hausherrn, des ersten Mannes im Staat, ist nichts bekannt. Auch die Hausangestellten haben die Flucht ergriffen – bis auf eine altgediente Köchin, die Haushälterin und eine junge Aushilfe. Abgeschnitten von der Außenwelt sind die drei Frauen auf sich gestellt. Alte Vorurteile und neue Rivalitäten brechen sich Bahn; die Villa wird ihrerseits zum Schlachtfeld.
SCHÖNHEIT. Das Königliche Ungarn im Jahr 1611: Die reiche, mächtige Gräfin Erzsébet Báthory wird auf ihrer Burg festgesetzt und wegen Mordes an zahlreichen jungen Frauen angeklagt. Sie soll sie getötet haben, um sich mit ihrem Blut zu verjüngen. Die berühmte Legende der "Blutgräfin" beflügelte die Phantasie zahlreicher Autoren und Filmemacher, von Leopold von Sacher-Masoch bis Julie Delpy. Nino Haratischwili greift die Legende auf und löst sie aus dem Dunstkreis des Vampir- und Horrorgenres. Vielmehr erzählt sie eine Geschichte von Liebe und Intrigen – und von einer Frau, deren Machtfülle auf verhängnisvolle Weise mit ihren verletzten Gefühlen kollidiert. Der mittelalterlichen Handlung setzt Haratischwili eine heutige Sprache und Figurenpsychologie entgegen.
200 Seiten. broschiert. 14€
ISBN: 978-3-88661-373-1
RADIO UNIVERSE spielt in einer Nacht im August 2008 zur Zeit des Kaukasus-Konflikts. Private wie gesellschaftliche Krisen beherrschen diese Nacht, in der in Deutschland Schnee fällt, mitten im Sommer, und in der in Georgien unvermittelt Bomben fallen. Sechs einsame Figuren begleitet Haratischwili durch die Nacht: an verschiedenen Orten, mit unterschiedlichen Geschichten. Und doch sind sie alle miteinander verbunden, nicht zuletzt dank Jo, dem Radiomoderator, dessen Sendung die Grenzen von Ort und Zeit zu überwinden scheint.
152 Seiten. broschiert. 12€
ISBN: 978-3-88661-342-7
Nächste Theaterpremieren
Nächste Sendetermine
Nächste Lesungstermine
Nächste Vorstellungstermine
in einer Fassung von Emilia Heinrich, Julia Lochte und Jette Steckel