Gerhard Willert

geboren 1957 nahe Regensburg, ist Regisseur und Übersetzer. Von 1998 bis 2016 war er Schauspieldirektor am Landestheater Linz.


Werke

1D-3H (auch größer besetzbar)
UA: On s’en occupe / Corine Péron, 2020/21, R: Olivier Martinaud
In Zeitsprüngen und poetisch dichter Sprache zeigt Christophe Pellet in APHRODISIA sechs Figuren auf der Suche nach einem authentischen, ursprünglichen Leben inmitten einer von Funktionalität und Effizienz geprägten Gesellschaft:

Mit seinem Diplom in der Tasche unternimmt der junge Nimrod nicht nur seine ersten Schritte in die Arbeitswelt. In den Armen seiner Kollegin Kléa versucht er darüber hinaus eine andere Frau zu vergessen: Yo, eine elfenhafte Verführerin mit einem tätowierten "WEITER!"-Schriftzug auf dem Bauch.
Etwa zwanzig Jahre später: Léo, der Sohn von Nimrod und Kléa, will seine Liebe zu Kaspar leben. Doch während er davon träumt, sich in die Natur zurückzuziehen, glaubt Kaspar gerade umgekehrt, dass ihre Liebe nur Bestand hat, wenn sie sich im öffentlichen Raum der social media und des world wide web dokumentiert findet. Nach der Trennung von Léo zeugt Kaspar zusammen mit einem lesbischen Paar eine Tochter: Lia.
Nochmals rund zwanzig Jahre später: Anlässlich von Kaspars Beerdigung folgt Lia der flüchtigen Spur ihres Vaters und seiner Liebe.

"APHRODISIA ist Bestandsaufnahme einer heutigen Gesellschaft, die auf Effizienz beruht und in der Wesen zu funktionalen, nützlichen Objekten geworden sind, die sich blindlings in ihren Objektstatus fügen. Isolation und Rückzug werden durch neue Arbeits- oder Beziehungsformen verhindert, die erforderlich machen, dass Individuen keine Individuen mehr sind, sondern sich im Netz offener Räume, in sozialen Netzwerken verfangen, bei optimierter Sichtbarkeit. Gefragt nur, wenn die Zustimmung anderer und die Anerkennung durch andere gefragt sind: angepasste, gemeinsame, übereinstimmende Wesen. (...) Wie kann Liebe in dieser sozialen Logik existieren, wenn Liebe und Begehren unbrauchbar sind, keinen nützlichen Zweck verfolgen, wenn der oder die Geliebte Nichtsnutze sind?" (Jean-Philippe Cazier)

Für APHRODISIA erhielt Christophe Pellet 2017 den Grand Prix der Académie Française.
1D-3H (auch größer besetzbar)
1H
UA: Théâtre de Thouars, 18.11.2010. R: Matthieu Roy, Spiel: Philippe Canales.
DSE: Nachtspiel/Theater Phönix, Linz, 25.10.2018. R: Gerhard Willert, Spiel: Bastian Dulisch.
Der leidlich erfolgreiche Stückeschreiber und Autor Thomas Blanguernon hat genug von Frankreich, von der französischen Gesellschaft und vom französischen Theater. Er flieht nach Berlin. Doch dann geht ihm das Geld aus. Er nimmt die Einladung zu einem Vortrag auf einer Konferenz zur Krise des Theaters an. So findet er sich plötzlich wieder in einer Kulturinstitution des französischen Staates, und also inmitten all dessen, was er verachtet. Es entspinnt sich ein so virtuoses wie furioses, so gallig komisches wie abgrundtief trauriges Solo der Verfluchung und Verwünschung, das Le Monde als "eines Thomas Bernhard würdig" beschrieben hat.
Auf hinterhältige Art und Weise benützt Pellet in diesem 2009 geschriebenen Text die Matrix des Theaters als Sprungbrett für eine radikale Kritik unserer neoliberalen konsumtrunkenen gesellschaftlichen Verfasstheit. Dass er darüber hinaus bereits damals die momentan tobende Migrationsdebatte scheinbar wie nebenbei aufgespießt hat, kann man nur als visionär bezeichnen. Ironischerweise wurde Christophe Pellet für "Der Vortrag" vom französischen Kulturministerium mit dem Grand Prix de Littérature Dramatique ausgezeichnet.
1H
2D-2H (oder 1D - 3H)
Die Träumer, das sind zugleich Schauspieler, Figuren und Geister, allesamt sensible Verkörperungen von Wesen am Rande ihrer Existenz. Christophe Pellet hebt soziale Masken ebenso auf wie jede organische Trennung zwischen dem Männlichen und dem Weiblichen. Er bringt zwei Welten ins Gleichgewicht: die der Repräsentation, in der man lediglich eine von der Gesellschaft zugewiesene Rolle spielt, und die der Präsenz, sich selbst und der Welt gegenüber, eine Welt der Identität in ständiger Metamorphose. "Die Träumer" ist ein poetischer Aufruf zur Revolution der Körper gegen Binarität und Patriarchat.
2D-2H (oder 1D - 3H)

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