Urs Widmer

geboren 1938 in Basel. Von 1958 bis 1965 Studium der Germanistik, Romanistik und Geschichte an der Universität Basel – mit der Promotion zum Thema: 1945 oder die »Neue Sprache«. Studien zur Prosa der Jungen Generation. Von 1965 bis 1967 Lektor im Walter Verlag in Olten, von 1967-1968 Lektor für deutschsprachige Literatur im Suhrkamp Verlag Frankfurt. 1969 Mitbegründer des Verlags der Autoren in Frankfurt. Lebte als Freier Schriftsteller in Frankfurt, 1984 Rückkehr in die Schweiz. Urs Widmer starb 2014 in Zürich.

Über den Dramatiker Urs Widmer: "Das Theater von Urs Widmer", hg. von Peter Schweiger und Katrin Eckert, Verlag der Autoren, Frankfurt am Main 2008.

Auszeichnungen (Auswahl):

2014 Jakob-Wassermann-Literaturpreis
2007 Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg
2007 Prix littéraire Lipp (Genf)
2006 Stiftungsgastdozentur Poetik an der Johann Wolfgang Goethe Universität Frankfurt
2006 Juror des Italo-Svevo-Preises
2004 Preis der Schweizerischen Schillerstiftung
2003 Stadtschreiber-Literaturpreis des ZDF/3sat und der Stadt Mainz
2002 Großer Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste
2001 Bertolt-Brecht-Literaturpreis der Stadt Augsburg
2001 Franz-Nabl-Preis
2000 Kulturpreis der Randgemeinde Riehen; Werkbeitrag der Pro Helvetia
1999 Kulturpreis der Gemeinde Riehen; Aufnahme in die Akademie der Künste Berlin-Brandenburg
1998 Heimito-von-Doderer-Preis
1997 Mülheimer Dramatikerpreis
1997 3sat-Innovationspreis
1997 Wahl zum Autor des Jahres von "Theater heute"
1997 Kunstpreis der Gemeinde Zollikon
1996 Grosser Literaturpreis der Stadt Zürich
1995 Kunstpreis der Stadt Zürich für Literatur
1995 Aufnahme in die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung
1992 Literaturpreis des Südwestfunks
1989 Ehrengabe des Kantons Zürich
1989 Literaturpreis der Stadt Basel
1985 Preis der Schweizer Schillerstiftung
1983 Manuskripte-Preis für das Forum Stadtpark des Landes Steiermark
1976 Hörspielpreis der Kriegsblinden
1974 Karl Sczuka-Preis des Südwestfunks Baden-Baden


Werke

2D-6H
UA: Theater am Neumarkt, Zürich, 31.12.1987. R: Rolf Lyssy
Schon mit dem Titel führt diese Farce den Zuschauer aufs Glatteis eines Verwirrspiels. Totschlag, Mord, Banküberfälle – das Leben spielt sich als Kriminalgroteske im Wohnzimmer der Familie Schmitt ab und spiegelt sich in Dialogen, in denen jeder den anderen zu verstehen meint, während sich die Missverständnisse zur Katastrophe auswachsen.
2D-6H
2D-3H
UA: Vaudeville Theater Zürich, 11.5.2001. R: Stefan Viering
BANKGEHEIMNISSE ist wohl das, was man ein kleines Stück nennt. Drei Herren, zwei Damen, eine Dekoration. Es ist auch ein leichtes Stück, ein Divertimento, eine Farce vielleicht gar. Wenn unser Publikum nicht lacht, haben wir das Ziel verfehlt. Man könnte auch sagen, dass BANKGEHEIMNISSE das Satyrspiel zu TOP DOGS sei und manches von dem enthält, was es neben und nach der politisch-aggressiven Analyse auch noch zu sagen gäbe. Unsere ökonomische Welt produziert bekanntlich einigen Nonsense. - Dazu ist BANKGEHEIMNISSE, das seltsamerweise im Verlauf des Stücks 'Mord im Theater' heißen wird, auch ein Stück übers Theater selber. - Inhalt hat das Stück auch, schwer zu verstehen wird es nicht sein. Aber warum alles erzählen. Immerhin können wir verraten, dass es mit dem nächsten Banken-Crash endet (die Banker springen aus den Fenstern), und dass ein Massenmord in letzter Sekunde verhindert werden kann. (Urs Widmer)
2D-3H
2D-8H
UA: Staatstheater Darmstadt, 24.3.2012. R: Michael Helle
Geld regiert die Welt, und die Welt des Geldes trifft sich in Davos – beim Weltwirtschaftsforum. Die Konferenz ist beendet, da sind plötzlich die Akkus leer, die Netzwerkverbindung ist gekappt und das Mobilfunknetz zusammengebrochen. Die Teilnehmer sind eingeschneit, und die Milliarden liegen auf Eis. Der Banker, der Unternehmer, der Minister, der Professor, der Bischof, die NGO-Delegierte, die Geliebte des Bankers und der Chinese sitzen der Not gehorchend gemeinsam in der Hotelhalle. In den Stunden erst genervten, dann bangen Wartens beginnt ein absurder Streit um Hedgefonds, Handelsbeziehungen, um Steuersatz und Steuersünder, um Boni, Leitzins und Investments. Die Eingeschneiten geraten immer tiefer in einen Strudel aus Ratschlägen, Rechtfertigungen und wahnsinnigen Selbstbezichtigungen. Sie fiebern der drohenden finanziellen Apokalypse entgegen.
DAS ENDE VOM GELD ist wahres Wirtschaftstheater. Mit Lust und Genuss demaskiert Urs Widmer seine Protagonisten. Sein Blick auf die Wirtschaftselite ist der Blick in ein Gruselkabinett.
2D-8H
1D-4H
UA: Schauspielhaus Zürich, 11.2.1984. R: Urs Widmer
In DER NEUE NOAH treibt Widmer das Spiel mit der Katastrophe augenzwinkernd bis zum Schluss: Vor sintflutartigen Regenfällen, die von Weltuntergang zu künden scheinen, sucht ein Priester Zuflucht in dem etwas absonderlichen Haushalt eines Professors und seiner jungen Frau. Was dann geschieht, ist biblischer, als sich der gute Priester hätte träumen lassen. Das Wasser steigt und steigt. Ein neuer Noah muss her.
1D-4H

Das Werk ist in folgenden Mundartfassungen erhältlich:

  1. Der neue Noah. Hochdeutsch
  2. Dr neu Noah.
    Schweizerdeutsch von Urs Widmer
2D-2H
UA: TamS München, 24.10.1990. R: Annette Spola
Eine Familien-Komödie über die Revolte von 1968 und was aus ihr wurde, über Freud und Ödipus, Fernsehen und Theater, Utopie und Wirklichkeit. Dabei spielen die vier Hauptdarsteller acht Doppelrollen von 1968 (im 1. Akt) und von heute. Eine rasante Slapstick-Komödie.
2D-2H
2D-6H
UA: Basler Theater, 6.12.1973. R: Niels-Peter Rudolph
Zum 80. Geburtstag von Shylock Hoames treffen sich einige aus der Kriminalliteratur bekannte Detektive in dessen Wohnung an der Baker Street in London: Dr. Hudson, Miss Mupple, Paul Maigré, Jerry Corton, Hero Woolfe und Arsène Lupinescu. Und während die inzwischen alt und etwas unbeholfen gewordenen Detektive in längst vergangenen Geschichten herumkramen, wird Jerry Corton mit einem Krummdolch ermordet. Einer der anwesenden Kollegen muss der Mörder sein, doch wer? Ein Spiel von Vermutungen und Verdächtigungen, Kombinationen und Auf-der-Hut-sein beginnt. Auch für Seniorentheater geeignet.
2D-6H
3D-4H
Das Stück spielt im 18. Jahrhundert, in der Zeit der "Gefährlichen Liebschaften", mit denen es fast auch das Personal gemeinsam hat: eine Marquise (wie die Merteuil), den Duc de Richelieu (ein anderer Valmont), die junge Unschuld vom Lande und ihr Verlobter, ein Leutnant der königlichen Garde. Ausgangspunkt der Handlung ist ein Liebesarrangement zwischen der Marquise und dem Herzog, das, als es aufgelöst wird, zu einer frivolen Wette des Herzogs führt, die wiederum die Rache der Marquise herausfordert. Eine spannende Salonkolportage mit vielen unerwarteten Wendungen.

Theodor Fontane schrieb über das Stück am 15.3.1879: "Das Stück ist seit gerade 40 Jahren auf dem Theater und empfänden alle gleich mir, so würde ich ihm weitere 40 Jahre garantieren. Es zählt zu dem Reizendsten, was man sehen kann und berührte mich gestern wieder so recht wohltuend und erquicklich, als käm es frisch vom Quell."
So ist es noch 4 mal 40 Jahre später in Urs Widmers deutscher Fassung: zur Wiederentdeckung empfohlen.
3D-4H
Musik von Patent Ochsner
Besetzung ad libitum
UA: Theater Neumarkt, Zürich, 23.5.1998. R: Volker Hesse
Aus Jeremias Gotthelfs gleichnamiger Erzählung - einer hollywoodreifen Horrorstory um Teufel, Tod und Ungeziefer - hat Urs Widmer ein Rockdrama gemacht. Von Patent Ochsner stammt die in den gefühlvollen Passagen melodisch-liedhaften, in den drastischen Szenen schrill-dissonante Musik. Auch für Freilichttheater geeignet.
Besetzung ad libitum
Besetzung ad libitum
UA: Vaudeville-Theater Zürich, 3.4.1991. R: Stefan Viering
Hans Frölicher (1887-1961), während des "tausendjährigen Reiches" Schweizer Gesandter in Berlin, hatte das unzweifelhafte Verdienst, daran mitzuwirken, die Schweiz aus dem Zweiten Weltkrieg herauszuhalten. Aber an welchem Punkt wird die Anpassung zum Verrat, wird die hehre Schweizer Neutralitätspolitik zum Verbrechen?
FRÖLICHER - EIN FEST ist kein Historienstück, sondern eine bitterböse Antwort auf die Geschichte. Widmer springt von der Gegenwart in die Vergangenheit, von Deutschland in die Schweiz und wieder zurück und kommentiert das Geschehen durch die beiden Kellner Aron und Anton. Ein Stück Welttheater nicht nur für Eidgenossen. Denn die Schweiz konnte sich nur durch Anbiederung an Deutschland retten, bei Urs Widmer repräsentiert von Vater und Sohn, die mit Nachnamen von Weizsäcker heißen.
Das Stück entstand auf Anregung des Vaudeville-Theaters Zürich.
Besetzung ad libitum
Besetzung ad libitum
UA: Lukas Leuenberger Theaterproduktion Bern, 23.10.1992. R: Rolf Lyssy
Jean-Louis Jeanmaire, Einsternegeneral der Schweizer Armee, wurde in den siebziger Jahren wegen Spionage und Landesverrat zu achtzehn Jahren Zuchthaus verurteilt. Von Medien und Politikern wurde Jeanmaire zu einem Volksfeind, einem "Jahrhundertspion", einem Monster stilisiert. Er selber beharrte bis zu seinem Tod auf seiner Unschuld.
"Obwohl die meisten Akten, die Klarheit schaffen könnten, weiterhin unter Verschluß liegen, sind doch so viele Bruchstücke der Jeanmaire-Geschichte bekannt geworden, daß ein Theaterstück mit guten Gründen fragen kann, ja fragen muß, ob hier nicht ein Sündenbock (für diese Rolle eignete sich Jeanmaire allerdings hervorragend) etwas ausbaden mußte, was wir genau nicht wissen und was gewiß mit Macht und Machterhaltung zu tun hatte." (Urs Widmer)
Besetzung ad libitum
4D-4H
UA der Übersetzung: Basler Theater, 26.9.1969. R: Heinz Engels
Alphonse ist in zweiter Ehe mit Elvire verheiratet, die ihn jedoch mit seinem Freund Ernest betrügt. Die Erkenntnis, dass so etwas in den besten Familien vorkommt, bewahrheitet sich im Falle von Ernest gleich doppelt. Denn schon sein Onkel Jobelin war früher einmal der heimliche Geliebte von Alphonses erster Frau Mélanie. Aber auch der doppelt Betrogene ist seinerseits kein Kostverächter, und das gilt nicht erst für seine jetzige Ehe. Kurz und gut: Keiner der Männer – Alphonse, Ernest und Jobelin – hat auch nur das geringste Interesse daran, dass die jeweils anderen ihm auf die Schliche kommen. Was die Liebesverwicklungen nur desto komplizierter gestaltet - und das "Glück zu dritt" für jeden der Drei in bedrohliche Ferne rückt.
4D-4H
Das Ende vom Geld
Produktion: HR 2012
Erstsendung: 18.03.2012
55 Min.
Reise nach Istanbul
Produktion: DRS 2012
Erstsendung: 03.03.2012
DAS MACHTHORN
Produktion: HR 2005
Erstsendung: 21.04.2005
63 Min.
Top Dogs
Produktion: SWR 2004
Erstsendung: 20.06.2004
90 Min.
DIALOG ÜBER DEN MÜLL AN DEN STRÄNDEN
Produktion: SWR 2003
Erstsendung: 22.05.2003
37 Min.
ALBE. TRÄUME
Produktion: DRS 2001
Erstsendung: 03.03.2001
11 Min.
SHIT IM KOPF
Produktion: DRS 1998
Erstsendung: 09.05.1998
26 Min.
DER PENSIONIERTE
Hörspiel nach einem Fragment von Friedrich Dürrenmatt
Produktion: SWF/MDR 1997
Erstsendung: 21.12.1997
41 Min.
DURST
Produktion: SWF 1995
Erstsendung: 07.02.1995
23 Min.
IM KONGO
Produktion: SWF 1995
Erstsendung: 08.10.1995
60 Min.
Von Suhrkamp zum Verlag der Autoren
Zusammen mit Walter Boehlich, Karlheinz Braun, Klaus Reichert und Peter Urban
Fünf Autoren, die einmal Lektoren im Suhrkamp Verlag waren, schreiben über die Konflikte mit dem Verleger Siegfried Unseld, die sie veranlassten, gemeinsam diesen Verlag zu verlassen und einen neuen zu gründen. Es geht in diesem Buch also noch einmal um den sogenannten "Aufstand der Lektoren" von 1968. Der "Chronik" 1970 des Verlegers, die letztes Jahr erschien, folgt nun die "Chronik der Lektoren". Sie sieht die Ereignisse aus ihrer deutlich anderen Sicht und verweist damit auf die Subjektivität von Unselds Chronik.

Die Lektoren erinnern sich an einen Kampf um Demokratisierung in einem Verlag, dessen Programm 1968 in einem offensichtlichen Widerspruch zum Verleger stand, der – nach Walter Boehlich – Besitzverhältnisse mit persönlichen Leistungen verwechselte. Dass dieser Konflikt sich in einem Verlag entwickelte, der wie kein anderer die "progressive" Literatur vertrat, war bezeichnend für die Schwierigkeiten einer linken Theorie mit der Praxis. Es war ein Konflikt, der "exemplarische Bedeutung für die Struktur des Verlagswesens, die Abhängigkeits- und Mitbestimmungsverhältnisse in geistigen Berufen" (Wolfram Schütte, Frankfurter Rundschau) hatte.

Fünf Lektoren rekapitulieren die Ereignisse. Der spätere Anglistik-Professor und heutige Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, Klaus Reichert, schreibt seine eigene "Chronik eines Lektors". Peter Urban, der Übersetzer und Neuentdecker slawischer Literatur, erzählt von einer Verlagsarbeit mit Folgen, an die Urs Widmer, der Schriftsteller wurde, in dem gemeinsamen "Traum vom herrschaftsfreien Arbeiten" erinnert. Karlheinz Braun, langjähriger "Delegierter" der Autoren, interpretiert und kommentiert den "Aufstand". Und vom damaligen Cheflektor Walter Boehlich, der im September 2011 seinen 90. Geburtstag feiern würde, gibt es aus dem Nachlass ein Kapitel mit bislang unveröffentlichten Briefen an Ingeborg Bachmann, Max Frisch, Uwe Johnson, Siegfried Lenz, Siegfried Unseld u.a., die seinen jahrelangen Schwierigkeiten mit dem so ungleichen Verleger und dem Schmerz über das Nichterreichte Ausdruck geben. Und der dann umso engagierter an der Verwirklichung des "Traums" von einem "Verlag der Autoren", der seinen Autoren und Mitarbeitern gehört, arbeitete, von dessen Gründungsgeschichte das letzte Kapitel des Buches erzählt.

216 Seiten. broschiert. 18€
ISBN: 978-3-88661-345-8

Geld regiert die Welt, und die Welt des Geldes trifft sich in Davos – beim Weltwirtschaftsforum. Die Konferenz ist beendet, da sind plötzlich die Akkus leer, die Netzwerkverbindung ist gekappt und das Mobilfunknetz zusammengebrochen. Die Teilnehmer sind eingeschneit, und die Milliarden liegen auf Eis. Der Banker, der Unternehmer, der Minister, der Professor, der Bischof, die NGO-Delegierte, die Geliebte des Bankers und der Chinese sitzen der Not gehorchend gemeinsam in der Hotelhalle. In den Stunden erst genervten, dann bangen Wartens beginnt ein absurder Streit um Hedgefonds, Handelsbeziehungen, um Steuersatz und Steuersünder, um Boni, Leitzins und Investments. Die Eingeschneiten geraten immer tiefer in einen Strudel aus Ratschlägen, Rechtfertigungen und wahnsinnigen Selbstbezichtigungen. Sie fiebern der drohenden finanziellen Apokalypse entgegen.
DAS ENDE VOM GELD ist wahres Wirtschaftstheater. Mit Lust und Genuss demaskiert Urs Widmer seine Protagonisten. Sein Blick auf die Wirtschaftselite ist der Blick in ein Gruselkabinett.


MÜNCHHAUSENS ENKEL, der Bankier und Investor Münchhausen steht vor dem Konkurs. Seine Geschäfte laufen schlecht und seine »Freunde« meiden ihn neuerdings. Vergeblich wartet er auf seine Gäste. Allein gelassen erinnert sich Münchhausen an die Taten seines Vorfahren, dem legendären Lügenbaron, welcher sich angeblich am eigenen Schopf aus dem Sumpf gezogen hat. Der Nachkomme deutet die Lösungsversuche seines Ur-Ahns für seine Situation um und kommt dabei zu erstaunlichen Schlüssen und Ergebnissen. Ob er damit der Realität gerecht wird, ob er manches übertreibt, ob er gar frei erfunden hat, was ihm zustößt und wie er darauf reagiert – mit anderen Worten, ob es ihm wirklich gelingt, seine Haut zu retten –, das bleibt in der Schwebe und ist zum Verzweifeln komisch.

101 Seiten. broschiert. 10€
ISBN: 978-3-88661-349-6

Am 21. Mai 2008 ist Urs Widmer 70 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass veröffentlicht der Verlag der Autoren Texte zum äußerst produktiven Schaffen von Urs Widmer als Theaterautor. Es soll, wenn immer möglich, auch etwas Praktisches abwerfen für jene, die sich lesend oder zuschauend, inszenierend oder spielend mit seinem dramatischen Werk befassen.

Vielschichtig und abwechslungsreich, politisch brisant und umwerfend komisch sind die Theaterarbeiten Urs Widmers. Als Grenzgänger zwischen Ernst und Unterhaltung, zwischen Hochsprache und Dialekt hat er die Komödienkunst Labiches ebenso aufgenommen wie er in der Tradition Becketts steht. Aber auch ein außergewöhnliches Gespür für politische und gesellschaftliche Brisanz kennzeichnet Widmers Dramatik. Entstanden sind dreizehn Stücke, die in diesem Buch erstmals detailliert vorgestellt und mit ausführlichen Kommentaren versehen werden. Der Autor selbst und eigens für diesen Band verfasste Essays vertiefen handwerkliche, thematische und biografische Bezüge des Werks.

Mit einer DVD der Zürcher Uraufführungsinszenierung von "Frölicher - ein Fest".

176 Seiten. broschiert. 20€
ISBN: 978-3-88661-310-6

DER SPRUNG IN DER SCHÜSSEL ist eine Familien-Komödie über die Revolte von 1968 und was aus ihr wurde, über Freud und Ödipus, Fernsehen und Theater, Utopie und Wirklichkeit. Dabei spielen die vier Hauptdarsteller acht Doppelrollen von 1968 und von heute. Eine rasante Slapstick-Komödie.

Hans Frölicher (1887-1961), während des tausendjährigen Reiches Schweizer Gesandter in Berlin, hatte den unzweifelhaften Verdienst, daran mitzuwirken, die Schweiz aus dem Zweiten Weltkrieg herauszuhalten. Aber an welchem Punkt wird die Anpassung zum Verrat, wird die hehre Schweizer Neutralitätspolitik zum Verbrechen?
FRÖLICHER – EIN FEST ist kein Historienstück, sondern eine bitterböse Antwort auf die Geschichte. Widmer springt von der Gegenwart in die Vergangenheit, von Deutschland in die Schweiz und wieder zurück und kommentiert das Geschehen durch die beiden Kellner Aron und Anton. Ein Stück Welttheater nicht nur für Eidgenossen. Denn die Schweiz konnte sich nur durch Anbiederung an Deutschland retten, bei Urs Widmer repräsentiert von Vater und Sohn, die mit Nachnamen von Weizäcker heißen. Das Stück entstand auf Anregung des Vaudeville-Theaters Zürich.

168 Seiten. broschiert. 13€
ISBN: 978-3-88661-128-7

Zum 80. Geburtstag von Shylock Hoames treffen sich einige aus der Kriminalliteratur bekannte Detektive in dessen Wohnung an der Baker Street in London: Dr. Hudson, Miss Mupple, Paul Maigré, Jerry Corton, Hero Woolfe und Arsène Lupinescu. Und während die inzwischen alt und etwas unbeholfen gewordenen Detektive in längst vergangenen Geschichten herumkramen, wird Jerry Corton mit einem Krummdolch ermordet. Einer der anwesenden Kollegen muss der Mörder sein, doch wer? Ein Spiel von Vermutungen und Verdächtigungen, Kombinationen und Auf-der-Hut-sein beginnt.

96 Seiten. broschiert. 12€
ISBN: 978-3-88661-055-6

Von der Novelle DIE SCHWARZE SPINNE, mit der Jeremias Gotthelf in die Weltliteratur aufgestiegen ist, sagte Thomas Mann, dass er diesen Text "wie kaum ein zweites Stück Weltliteratur" bewundere. Urs Widmer hat Gotthelfs Novelle für die Bühne bearbeitet und aus der Vorlage - einer hollywoodreifen Horrorstory um Teufel, Tod und Ungeziefer - ein Rockdrama gemacht.

SOMMERNACHTSWUT ist eine Paraphrase auf Shakespeares "Sommernachtstraum".

136 Seiten. broschiert. 12€
ISBN: 978-3-88661-202-4

Jean-Louis Jeanmaire, Einsternegeneral der Schweizer Armee, wurde in den siebziger Jahren wegen Spionage und Landesverrat zu achtzehn Jahren Zuchthaus verurteilt. Von Medien und Politikern wurde Jeanmaire zu einem Volksfeind, einem "Jahrhundertspion", einem Monster stilisiert. Er selber beharrte bis zu seinem Tod auf seiner Unschuld.

"Obwohl die meisten Akten, die Klarheit schaffen könnten, weiterhin unter Verschluß liegen, sind doch so viele Bruchstücke der Jeanmaire-Geschichte bekannt geworden, daß ein Theaterstück mit guten Gründen fragen kann, ja fragen muß, ob hier nicht ein Sündenbock (für diese Rolle eignete sich Jeanmaire allerdings hervorragend) etwas ausbaden mußte, was wir genau nicht wissen und was gewiß mit Macht und Machterhaltung zu tun hatte." (Urs Widmer)

Aufklärung und Unterhaltung sind bei Urs Widmer nie Gegensätze gewesen. Im Gegenteil - gerade "die Geburt der Geschichte aus dem Geist der Komödie" (NZZ), gerade "der Balanceakt zwischen Apokalypse und Albernheit" (FAZ) zeichnet die Theaterstücke Widmers aus, für die Helmut Schödel in der ZEIT die Überschrift erfand: "Das menschenfreundliche Theater".

112 Seiten. broschiert. 12€
ISBN: 978-3-88661-136-2

Der Alte hat ein Imperium aufgebaut. Er ist ein König in der Welt der Bücher. Weitblickend und mit großem Gespür hat er alle Größen in seinem Haus versammelt. Aber nun ist seine Zeit abgelaufen - und für eine Zeit danach hat er nicht vorgesorgt. Der Verleger Edgar Göschen stirbt - und alle in seiner Umgebung lauern auf die Beute. Jutta, seine nur noch halbwegs junge Frau; Frau Schwichow, seine unentbehrliche rechte Hand im Verlagsgeschäft, die alles weiß und jede Leiche im Keller kennt; Meier, der Lehrling, der sich schwört, dass er einmal im Chefsessel sitzen wird, was dann auch tatsächlich geschieht; und allen voran natürlich die Konkurrenz: World Books International Chicago Illinois USA, die größte Bücherproduktionsmaschinerie der Welt.
Urs Widmer kannte das Verlagsgeschäft von innen und außen, als Autor, als Lektor und als Gesellschafter des Verlags der Autoren. Ganz folgerichtig beschreibt er die rasanten Veränderungen, denen unsere Gesellschaft insgesamt ausgesetzt ist, aus diesem Blickwinkel. Und er gewinnt ihnen anrührend-tragische wie grotesk-komische Seiten ab.
KÖNIG DER BÜCHER ist das letzte Stück, das Urs Widmer vor seinem Tod abschloss.

104 Seiten. broschiert. 10€
ISBN: 978-3-88661-364-9

In DER NEUE NOAH treibt Widmer das Spiel mit der Katastrophe augenzwinkernd bis zum Schluß. Vor sintflutartigen Regenfällen sucht ein Priester Zuflucht in dem etwas absonderlichen Haushalt eines Professors und seiner jungen Frau. Was dann geschieht, ist biblischer, als sich der gute Priester hätte träumen lassen. Das Wasser steigt und steigt. Ein neuer Noah muß her.

Über das zweite, in diesem Band abgedruckte Stück bemerkte der Autor selbst: "Obwohl das Stück gewiss 'lustig' ist: es ist mir eher pessimistisch geraten. NEPAL ist ein Stück geworden, das von unserer Freiheit spricht, von der dahinschwindenden Hoffnung auf realisierbares Glück, von Trennungen, von Abschied, vom Altwerden, von unsern kollektiven Überlebenstricks, und vor allem davon, wie ein Einzelner in das Treiben einer immer mehr verhärteten Gesellschaft eingreifen kann, und ob."

152 Seiten. broschiert. 12€
ISBN: 978-3-88661-073-0

STAN UND OLLIE sind im Himmel in Ungnade gefallen und landen unsanft auf der Erde - mitten in Deutschland. Hier erleben sie allerlei unheimliche und komische Geschichten der dritten Art.

Schon mit dem Titel führt die Farce ALLES KLAR den Zuschauer aufs Glatteis eines Verwirrspiels. Totschlag, Mord, Banküberfälle – das Leben spielt sich als Kriminalgroteske im Wohnzimmer der Familie Schmitt ab und spiegelt sich in Dialogen, in denen jeder den anderen zu verstehen meint, während sich die Missverständnisse zur Katastrophe auswachsen.

152 Seiten. broschiert. 12€
ISBN: 978-3-88661-086-0