© Carl Brunn

Tanjana Tsouvelis

Tanjana Tsouvelis wuchs als Kind deutsch-griechischer Eltern in Hamburg auf. Nach dem Studium der Philosophie in Hamburg und Berlin studierte sie Schauspiel an der "Ernst Busch" Hochschule in Berlin. Anschließend spielte sie mehrere Jahre am Landestheater Eisenach und wurde als freie Regisseurin und Schauspielerin von Theatern in Berlin, Hamburg, London und Athen engagiert. Parallel dazu absolvierte sie den Studiengang "Szenisches Schreiben" an der Berliner Universität der Künste. Mit der Dokumentation "Nea Zoi" über das Leben der Roma auf den Müllhalden Athens gelang ihr der Durchbruch als Dokumentarfilmerin. Der Film wurde beim Filmfestival Kalamata als bester griechischer Dokumentarfilm ausgezeichnet und auf internationalen... Filmfestivals, in unabhängigen Kinos und bei verschiedenen Fernsehsendern gezeigt. Privat pendelte sie viele Jahre zwischen Berlin und Athen; nach der Geburt ihrer Tochter ließ sie sich auf der Sporaden-Insel Skopelos in der nördlichen Ägäis nieder. Die Entwicklung der Krise in Griechenland begleitete und verarbeitete sie literarisch in Erzählungen und Theaterstücken (u.a. in ihrem Stück IM GRELLEN LICHT, UA 2017). Seit kurzem lebt Tanjana Tsouvelis mit ihrer Familie wieder in Deutschland, in Frankfurt am Main.

Auszeichnungen (Auswahl):

2010 Autorenstipendium des Berliner Senats
2009 Einladung zum Heidelberger Stückemarkt
2009 Nominierung Lenz-Preis der Stadt Jena
2002 NEA ZOI, bester griechischer Dokumentarfilm auf dem Dokumentarfilmfestival Kalamata, und lobende Erwähnung für den Schnitt
NEA ZOI u.a. Internationales Dokumentarfilmfestifal Thessaloniki, Goethe Institut Athen, Kreta, ert TV, Filmhaus Berlin/Potsdam, Human Right Watch New York, Budapest, Filmkunsthaus Babylon-Mitte (Berlin)
2001 Jahresstipendiatin der Akademie der Künste Berlin, Abteilung Film- und Medienkunst
2001 Aufenthaltsstipendium in der Villa Serpentara, Olevano Romano, Italien
2000 Stückemarkt Berliner Theatertreffen
1999 Arbeitsstipendium der Akademie der Künste Berlin, Abteilung Film-und Medienkunst
1996 Stipendium Royal Court Theatre London für junge Dramatik
Verschiedene Preise für „bitte nicht stören“, cd Rom, Ravensburger
1995 Stipendium Notgemeinschaft der deutschen Kunst


Werke

3D-2H
Ein Spiel im Spiel: Eine Theatergruppe, angekündigt von der Autorin, in den Endproben zu einem neuen Stück. In 24 kurzen Szenen von A bis Z soll eine ENZYKLOPÄDIE DER ARBEIT entstehen, von A wie Arbeit, B wie Betteln und C wie Chancengleichheit über G wie Gleicher Lohn und I wie Idealismus zu Tafel, Urlaub, Videoüberwachung und Zement. Doch die Inszenierung ruckelt gewaltig: Ein Darsteller ist krank, so dass manche Szenen übersprungen oder improvisiert werden müssen; über andere wird unvermittelt gestritten. Die Episode um eine Schneiderin, die Deutsch gelernt und sich ein eigenes Geschäft aufgebaut hat, zum Beispiel ist einigen zu positiv, weil eine Erfolgsstory "auf dem Theater nichts zu suchen" habe. Und als eine Spielerin zu ihrem verunfallten kleinen Kind gerufen wird und der Regisseur eine MeToo-Szene zu realistisch interpretiert, sieht sich die Gruppe plötzlich "umzingelt von Wirklichkeit" (Robert Habeck). Ihre prägnanten Miniaturen zu drängenden Themen der Zeit kombiniert die deutsch-griechische Autorin Tanjana Tsouvelis mit Fragen zu Anspruch und Wirklichkeit des Theaters wie auch jedes Einzelnen. Besetzung: 3D – 2H

3D-2H
3D-4H
UA: Theater im Polygon/Europäischer Kultursommer Fellbach, 10.6.2017. R: Timea Farkas/Peter Hauser
IM GRELLEN LICHT handelt in einer Folge knapper Szenen von der Schwierigkeit, als Migrant in einem fremden Land Fuß zu fassen.
Auf einer griechischen Insel leben Einheimische, reiche Touristen und – zumeist illegale – Fremdarbeiter aus dem benachbarten Albanien. Europa im Miniaturformat: Die Illegalen werden nach Belieben geduldet oder ausgewiesen, sie führen ein Leben im Halbdunkel. Und falls sie es bis zur Arbeitsgenehmigung schaffen, lässt man sie doch nicht teilhaben. Tanjana Tsouvelis holt diesen Konflikt ans Licht und erzählt die tragische Geschichte einer albanischen Familie zwischen Anpassung und Abgrenzung.
3D-4H
4D-4H
UA: Freie Kammerspiele Magdeburg, 15.2.2003. R: Christian Schlüter
Später Abend, im Foyer eines alten Kinos im Stil der 50er Jahre. Die zweite Vorstellung läuft. Nick, seine fünfundsechzigjährige Mutter, die nur unwesentlich jüngere Kartenabreisserin und ein fast tauber Projektionist kämpfen wie die Löwen um das Wohlergehen der insgesamt sieben Zuschauer. Und am Bartresen des Foyers versammeln sich Nicks Freunde. Wie jede Nacht. Sie beklagen ihr Leben, bedienen sich an der Bar. Während von draußen Rauchschwaden und der brüllende Stadtlärm der gerade unter Massenstreiks kollabierenden Stadt hereinziehen.
Mit OLIVE GENERATION ist Tanjana Tsouvelis eine wunderschönes Debüt gelungen. In ruhigen, klaren Bildern zeichnet sie das Bild einer Generation, die zwar vom Olivenhandel im Internet leben kann, aber dennoch getrieben ist von der Sehnsucht nach einem Leben mit Liebe vor dem Frühstück und japanischem Filmen ganz groß im Cinemascope.
4D-4H
1D-2H
UA: Stadtbad Oderberger Straße, Berlin, 19.10.2007. R: Eva Jankowski
Junia, eine junge Frau in den Dreißigern, fühlt sich unverstanden von ihrem Mann und unerfüllt in ihrem Alltag, aber ihr fehlt die Kraft zur Initiative; stattdessen überfordert sie Adam mit ihren Ausbrüchen und Vorwürfen – bis Miko auftaucht, Anfang zwanzig und voller Bewunderung und Verständnis für sie. Die heftige Affäre endet abrupt als Junia schwanger wird und Miko sich aus der Verantwortung stiehlt. Junia beginnt zu begreifen, dass sie sich nur selbst aus ihrer Opferrolle befreien kann und findet den Weg in ein unabhängiges Leben.
Tanjana Tsouvelis hat mit TREIBEIS das beeindruckende Psychogramm einer obsessiven, ganz alltäglichen Abhängigkeit in einer symbolhaft schneekalten Welt geschrieben. Dabei gelingt es ihr, die Ausweglosigkeit der Situation ohne jede Schuldzuweisungen zu erzählen.
1D-2H
VERLETZT
Produktion: Eigenproduktion 2003
41 Min.