Esther Gerritsen

geboren 1972. Studium an der Kunsthochschule in Utrecht. Lebt heute als freie Autorin in Amsterdam.

Auszeichnungen (Auswahl):

2008 1. Preis beim Autorenwettbewerb des Niederländisch-Deutschen Kinder- und Jugendtheaterfestivals „Kaas und Kappes“
2001 Charlotte-Köhler-Stipendium
2000 Erster Preis der Jury bei Niederländisch-Deutschen Jugendtheaterpreis
2013 Frans-Kellendonk-Preis


Werke

Deutsch von Eva Pieper
2D-2H
UA: Het Syndicaat, Amsterdam, 25.1.2002. R: Daniëlle Wagenaar
Drei Wesen vom Planeten Alles kommen auf die Erde, um nach einem Ersatzteil zu suchen. Denn auf ihrem Planeten existiert jedes Ding nur genau einmal, und durch ein dummes Missgeschick ist auf Alles die einzige Feder des einzigen Lautstärkereglers kaputt gegangen. m dem entstandenen Mangel Abhilfe zu schaffen, wird eine Delegation zur Erde geschickt: Jan, Sylpia und Bavo, die für ihre Expedition menschliche Gestalt angenommen haben. Akribisch üben die drei sich in die Gewohnheiten und Eigenarten irdischer Lebewesen ein und erhalten auf ihrer Suche bald Unterstützung von einem Menschen.
Auf intelligent-witzige Weise deckt Esther Gerritsen in ALLES (PLANET ALLES) die Mechanismen und Absurditäten zwischenmenschlichen Umgangs auf.
2D-2H
Deutsch von Eva Pieper
3H
UA: Toneelschuur Producties, 17.9.2005. R: Alexandra Koch.
DSE: Oldenburgisches Staatstheater, 24.4.2008. R: Jasper Brandis
Eine Frau ist gestorben. An dem Tag, der Nacht und an dem Tag danach versuchen ihr Mann, ihr Sohn und ihr Bruder mit ihrem Tod umzugehen. Eine sehr realistische Situation, an der nur ein kleiner Umstand irritiert: Bruder Rudolf ist ein Superheld. Er trägt einen Supermannanzug und verrichtet kleine Heldentaten in der Welt. Katzen in Bäumen, Männer in brennenden Gebäuden und Frauen in Not können mit seiner Hilfe rechnen. Nur seine Schwester konnte er nicht retten, denn für seine eigene Familie darf er nicht arbeiten. Die drei Männer verbindet im Grunde nichts. Das Einzige, was sie teilen, ist ihre Liebe für die Tote. Nun müssen sie zusammen trauern und sich erinnern. Unterdessen geht das Leben weiter und Rudolf muss wieder an die Arbeit…
Die junge niederländische Roman- und Theaterautorin Esther Gerritsen schickt den Zuschauer während des Abends durch ein Wechselbad der Gefühle: Das Stück ist erschütternd und komisch zugleich.
3H
Deutsch von Eva Pieper
1D-2H
UA: Keesen en Co/Schouwburg Arnheim, 29.3.2002. R: Willibrord Keesen
In EIN FREUNDLICHES STÜCK ÜBER NETTE MENSCHEN entwirft Esther Gerritsen eine Art Versuchsanordnung und zeigt szenische Variationen über die Themen Zuneigung und Aggression. Drei Freunde - Sophia, Michael und Gabriel (die Namen sind Programm) – versuchen immer wieder, einen "gemütlichen Abend" miteinander zu verbringen. Doch die Treffen in Michaels Wohnung laufen jedes Mal aus dem Ruder. Für Unstimmigkeiten sorgt dabei nicht nur ein mysteriöser Bischof, der sich als ungebetener Gast nebenan in der Küche über Michaels Lebensmittelvorräte hermacht. Nach und nach bröckeln die Selbstverständlichkeiten und Vertrautheiten zwischen den Freunden. Was eben noch alltäglich war, erscheint mit einem Mal absurd.
Ein tiefsinniges, böses und gerade deswegen auch vergnügliches Stück für drei Darsteller.
1D-2H
Deutsch von Eva Pieper
2D-2H
UA: Gasthuis Amsterdam, 30.9.1999. R: Daniëlle Wagenaar.
DE: Städtische Bühnen Münster, 25.3.2004. R: Andreas Robertz
Mit beißendem Humor und genauer Beobachtungsgabe zeigt Esther Gerritsen ein kleinbürgerliches Leben in raffinierter formaler Verknappung. Eine Familie – kleinlauter Vater, dominante Mutter, selbstbewusste Tochter und verstörter Sohn – beim Campingurlaub. Man grillt, streitet, buddelt in der Erde. Als die Aufsässigkeit der Tochter den Eltern über den Kopf wächst, sperren sie das Mädchen im Wohnwagen ein. Das Verhängnis nimmt seinen Lauf. Am Ende müssen zwei Familienmitglieder "ins Gras beißen".
2D-2H
Altersempfehlung: ab 16 Jahren.
Deutsch von Evke Rulffes
1D
UA: Gasthuis Amsterdam, 8.10.1999. R: Alexandra Koch.
DE: Sophiensaele Berlin, 20.3.2003. R: Rogier Hardemann
HAUSFRAU ist ein bitter-komischer Monolog. Die Protagonistin spricht mit ihren Kartoffeln, die Haushaltsgeräte haben Kosenamen, ihre Partner für den Tag sind der perfide Quizmaster und der liebenswürdige Moderator einer integren Talkshow. Aber nur für den Tag, denn abends, punkt halb sechs, kommt er in die Tiefgarage gefahren: ihr Cowboy. Das unscheinbare Schicksal einer Hausfrau wird zur optimalen Überlebensstrategie. Zwischen Fernseher und Haushaltsgeräten kann sie sich jedem Trieb und Trip ungestraft hingeben. Allmählich werden jedoch Risse sichtbar im Dauerzustand der Zufriedenheit. Die weibliche Ikone der Aufopferung und selbstgewählten Unterwerfung will sich rächen an der männlichen Ikone der Vernunft. Lethargie macht Hass, Wut und Aggression Platz. Die Hausfrau wird selbst zum Macho, zum Cowboy…
1D
2D-2H
UA: Het Syndicaat, Amsterdam, 22.2.2007. R: Danielle Wagenaar
Die Künstlerin Lena liegt in ihrem Zimmer, gelähmt von den Zehen bis zu den Schultern. Ihre Schwester Rosa und der Pfleger Kristof versorgen sie, haben aber gleichzeitig unter ihr zu leiden. Lena malt mit ihrem Mund und ist als Künstlerin sehr erfolgreich. Allerdings will sie nicht, dass die Außenwelt von ihrer Behinderung erfährt. Doch als der angestammte Briefträger durch einen Aushilfskollegen ersetzt wird, bringt dieser mit seiner aggressiven Frechheit alle Konventionen durcheinander. Die stille Übereinkunft zwischen Lena, Kristof und Rosa wird jäh zerstört, und es zeigt sich, welches System von Abhängigkeit, Zwang und Verantwortlichkeit die Beziehungen prägt.
Ausgezeichnet mit dem 1. Preis beim Autorenwettbewerb des Deutsch-Niederländischen Kinder- und Jugendtheaterfestivals "Kaas und Kappes" 2008. In der Jury-Begründung heißt es:
"KOPFFÜSSLER von Esther Gerritsen ist ein unglaublich beeindruckender Theatertext, in dem mit Humor und Intelligenz das komplexe Verhältnis zwischen vier Leuten entfaltet wird. Sie hat wunderschöne Charaktere erschaffen, die alle vier eigenständig zum Reiz des Stückes beitragen. Die Monologe und Dialoge sind frisch und klar, voll bitterer Wahrheiten. Sie zeigen Bilder von Menschen, die versuchen, den Anderen auszuschließen... Die sichtbaren und unsichtbaren Beschränkungen der Menschen stehen als zentrale Aussage ... Hart, peinlich, leicht... und wiedererkennbar."
2D-2H
Altersempfehlung: ab 15 Jahren.
Deutsch von Eva Pieper
2D-1H
UA: Het Syndicaat, Amsterdam, 26.2.2004. R: Daniëlle Wagenaar
Ein geselliges Familienwochenende von Nico und seinen Schwestern Marie und Isa endet in einem bizarren Gesellschaftsspiel, als hinten im Garten ein leeres Grab entdeckt wird. Weit weg von der bewohnten Welt steht die Zeit still und die Vergangenheit rückt immer näher. Die Spannung steigt: Für wen ist das Loch bestimmt?
Wie meist in ihren Stücken versucht Esther Gerritsen in LEICHE nicht, eine "andere Wirklichkeit" zu erschaffen, sie beschreibt vielmehr Gedankengänge und das, was Menschen einander – bewusst oder unbewusst – antun. Der sprechende Mensch fasziniert sie: sprechend enthüllt er seine eigenen "Konstruktionen".
2D-1H