Wilfried Happel
Werke
Ach herrlich, jetzt haben wir endlich, was wir immer wollten!
1D-2H
Endlich haben Doreen, Josh und ihr Sohn Beuy, was sie immer wollten: eine Designer-Immobilie mit Ausstattung deluxe - herrlich! Genau das nämlich hatten ihre Nachbarn, die Skodraneks, ihnen voraus. Doch die sind nun in Hawaii - oder auf Hawaii, so genau weiß man das nicht -, jedenfalls weit weg, und niemand mehr in Sicht, der den eigenen Neid wecken könnte. Es ist Beuys 18. Geburtstag, und der will schließlich gefeiert werden: mit Gutschein, dem x-ten gemeinsamen Schwarzwald-Urlaub, oder vielleicht sogar dem lange versprochenen Auto?
Doch plötzlich stehen Fragen im schön eingerichteten, multifunktionalen Wohnraum: Was ist schon von einem Jugendlichen zu halten, der mit 18 noch zuhause zockt, während Gleichaltrige sich für eine bessere Welt auf den Straßen festkleben? Und was von Eltern, die behaupten, für ihre Kinder über Leichen zu gehen, es aber nie tun? Oder etwa doch? Denn wo sind die Skodraneks wirklich, nach denen die Stimme am Telefon ständig fragt? Und woher kommt dieses seltsame Pfeifen im Ohr?
In seiner bitterbösen Komödie zeigt Wilfried Happel eine Kleinfamilie, die getrieben ist von der unbestimmten Sehnsucht nach „dem anderen, dem richtigen Leben“, und zugleich beherrscht von dem Gefühl, dass das echte Leben gar nicht mehr so echt ist - sondern vielmehr ein absurdes Computerspiel, erfunden von einer künstlichen Intelligenz. Sprachlich raffiniert komponierte Wiederholungen, Schleifen und Variationen lassen keinen Ausweg aus den spießbürgerlichen Träumen, die zunehmend zum Albtraum werden.
Doch plötzlich stehen Fragen im schön eingerichteten, multifunktionalen Wohnraum: Was ist schon von einem Jugendlichen zu halten, der mit 18 noch zuhause zockt, während Gleichaltrige sich für eine bessere Welt auf den Straßen festkleben? Und was von Eltern, die behaupten, für ihre Kinder über Leichen zu gehen, es aber nie tun? Oder etwa doch? Denn wo sind die Skodraneks wirklich, nach denen die Stimme am Telefon ständig fragt? Und woher kommt dieses seltsame Pfeifen im Ohr?
In seiner bitterbösen Komödie zeigt Wilfried Happel eine Kleinfamilie, die getrieben ist von der unbestimmten Sehnsucht nach „dem anderen, dem richtigen Leben“, und zugleich beherrscht von dem Gefühl, dass das echte Leben gar nicht mehr so echt ist - sondern vielmehr ein absurdes Computerspiel, erfunden von einer künstlichen Intelligenz. Sprachlich raffiniert komponierte Wiederholungen, Schleifen und Variationen lassen keinen Ausweg aus den spießbürgerlichen Träumen, die zunehmend zum Albtraum werden.
1D-2H
Das Schamhaar
1D-3H
UA: Schauspiel Köln, 11.9.1994. R: Thirza Bruncken
Die bis zum Ende offen bleibende Frage, wie ein Schamhaar auf den Tisch kam, und, mehr noch, wem es vor dem Ausfall gehörte, führt zu einem Aufzeigen gesellschaftlichen Rollenverhaltens: wie die Mutter ihr unangenehme Sachverhalte in Kopfschmerzen verdrängt, wie der Jüngste den Versuch, eine Freundin in die Familienrunde zu schmuggeln, verklemmt abbiegt und wie sich beide Generationen über ihr unterschiedliches Hörvermögen streiten.
1D-3H
Der Liebesakt
2D-2H
Im Salon des wohlhabenden Waldemar von Struntz spielen sich seltsame Dinge ab: Während der Hausherr seit Jahren erfolglos dem Dienstmädchen Fanny nachstellt, glaubt seine Frau Jaqueline im Schlafgemach einen Leguan gesehen zu haben, groß wie ein Esel. Als dann noch ein junger maskierter Gast erscheint, sehen die Eheleute in dem Fremden einen unfreiwilligen Komplizen, um einander zu betrügen. Doch der Gast verfolgt seine ganz eigenen Ziele, die wiederum mit Fanny zu tun haben. In seiner "anachronistischen Komödie" bedient sich Wilfried Happel der Mittel französischer Komödien in der Tradition eines Labiche oder Feydeau, um eine sehr wohl heutige Geschichte zu erzählen: Sie handelt nicht nur von Entfremdung im Geschlechterverhältnis und dem lieben Geld, sondern auch von dem Lavieren in der und mit der Sprache, von den Krisen, die Konzepte wie ‚Wahrheit‘ oder ‚Identität‘ derzeit durchleben. Und Happel wäre nicht Happel, wenn er die genretypischen Wendungen, Intrigen und Verwechslungen dabei nicht auf aberwitzige Spitzen triebe.
2D-2H
Der Nudelfresser
1H
UA: Deutsches Theater Berlin, 25.6.2000. R: Michael Schweighöfer
DER NUDELFRESSER ist in einer verzweifelten Lage: "Ich will nicht mehr der Nudelfresser sein, ich will-! Ach ich will ich will ich will. Aber ich bin zum Nudelfressen hier hingestellt, das ist meine Bestimmung, und glaube bloß nicht, du könntest deiner Bestimmung entgehen." Verzweifelt versucht der Nudelfresser zwischen nicht enden wollenden Nudelpaketen und leeren Ketchupflaschen mit einer rätselhaften Person im Nebenzimmer Kontakt aufzunehmen, und bemüht sich um Emanzipation von "dem Typ, der mich schreibt" und "von dem Typ, der mich spielt". Bis er schließlich Abschied nimmt. Grotesk komisch und traurig ist DER NUDELFRESSER eine Virtuosennummer für einen komödiantischen Schauspieler.
1H
Die Stimme des Blutes
2D-2H
Robby ist auf der Suche nach – ja, wonach eigentlich? Nach Identität? Nach Glück? Nach dem eigenen Leben? Schwer zu finden, was man nicht kennt. Und was einem auch nicht vorgelebt wird: Robbys Schlägervater sitzt im Knast, die Mutter will von ihrem Ex nichts mehr wissen. Sie sperrt den Jungen ein, damit er nicht nach seinem Erzeuger gerät. Doch Robby büchst aus, lernt auf der Straße ein Mädchen kennen, und über sie auch seinen Vater, der gerade mal wieder auf freiem Fuß ist. Der Kreis schließt sich, aber dann kommt alles ganz anders, und doch wieder so, wie vorherzusehen - bei DER Familie.
DIE STIMME DES BLUTES ist ein böses ergötzliches Stück absurde Gegenwart: über miserable Eltern, die einfach nicht totzukriegen sind, und über deren Kinder, die nicht wissen, wohin mit sich. Ein Text mit zahlreichen Gesangseinlagen vom Rap über das melancholische Chanson bis zum Erbauungslied: Manche muss man eben zu ihrem Happy End zwingen.
DIE STIMME DES BLUTES ist ein böses ergötzliches Stück absurde Gegenwart: über miserable Eltern, die einfach nicht totzukriegen sind, und über deren Kinder, die nicht wissen, wohin mit sich. Ein Text mit zahlreichen Gesangseinlagen vom Rap über das melancholische Chanson bis zum Erbauungslied: Manche muss man eben zu ihrem Happy End zwingen.
2D-2H
Fischfutter
2D-3H
UA: Stadttheater Bremerhaven, 8.4.2005. R: Henning Bock
Wilfried Happel setzt die Wahnsinns-Maschinerie in FISCHFUTTER als "Doppelspiel" in Gang. Die Handlungen sind hier im wahrsten Sinne doppelbödig, die Figuren doppelzüngig – denn jeder Schauspieler übernimmt gleich zwei Rollen. Daraus entwickelt sich eine abgründige, turbulente Krimigroteske in bester Happelscher Manier: Ein Junge verschwindet von zuhause. Auf der Suche nach ihm treten unter anderem auf: Jürgens Eltern Doris und Uwe, die offenbar einen Vorfall aus der Vergangenheit überspielen. Ein Detektiv auf der Suche nach seinem ersten Fall und nach ungeheuer attraktiven Frauen wie den beiden Schauspielerinnen Ingrid und Irina. Und schließlich der Werbeagent Albin Müller, der unter einer Hodenoperation ebenso zu leiden hat wie unter seinem verkupplungsfreudigen Vater. Während sich Albins Vater allerdings noch eifrig bemüht, den Sohn unter die Haube zu bringen, wetzt der Junior bereits die Messer. Eine Zeitungsnotiz bringt ihn auf eine Idee: "So etwas! Da hat ein Mann seine Frau umgebracht, und um den Mord perfekt zu machen, hat er sie zu Fischfutter verarbeitet und an die Goldfische verfüttert im Goldfischteich." Krematorium und Friedhof sind passé – die Jugend macht in Fischbranche, und alle ihre Probleme lösen sich im Aquarium auf.
2D-3H
FressOrgie oder Der Gott als Suppenfleisch
1D-4H (+ Chor)
UA: Schauspiel Hannover, 18.5.2000. R: Erik Gedeon
Happels Komödie mit musikalischen Einlagen nach Offenbachs Operette "Vent du soir" kommt als Endzeitgroteske daher: Indianerhäuptling Abendwind erwartet seinen Erzfeind "Großer Hase" zu Friedensgesprächen und möchte ihm nach kannibalischer Sitte einen Braten servieren. Im Topf aber landet der Sohn von "Großer Hase".
1D-4H (+ Chor)
Mein Onkel Bob
3 D/H
UA: Theater Nürnberg, 12.12.2003. R: Petra Luisa Meyer
MEIN ONKEL BOB ist ein Stück wie das Paradoxon des Epimenides ("Alle Kreter sind Lügner"), aus dem man, ist man einmal drin, so leicht nicht mehr herausfindet. Drei Personen treten auf die Bühne und verkünden die Nicht-Aufführung von MEIN ONKEL BOB. Oder gehört das schon zum Stück? Wo fängt MOB an, und wo hört es auf? Ein sprachakrobatisches Spiel à la Happel: tiefsinnig und hochfahrend, aberwitzig und völlig durchgeknallt, mit Wendungen und Volten für eine schwindelfreie Regie und ebensolche Darsteller. MOB - was Dada einst war, die konkrete Dichtung von Konrad Bayer und Gerhard Rühm neu erfand, was den jungen Handke inspirierte, das führt Happel weiter zu einem neuen Höhepunkt.3 D/H
Mordslust
3D-4H
UA: Schauspiel Köln, 15.1.1996. R: Torsten Fischer
MORDSLUST ist eine Familienvernichtungsmaschine - in der Tradition von Sternheim, Vitrac und Ionesco. Drei Generationen spielen das Spiel von Liebe und Tod, wobei die Jugendlichen die Waffen bestimmen. Was "Natural Born Killers" fürs Kino, ist MORDSLUST fürs Theater. Nur lustiger.
3D-4H
Neukölln-Teheran
2D-5H
Happels Farce beginnt mit dem Schluss. Elmar Kaminski ist verzweifelt, er hält sich einen Revolver an den Kopf. Wie konnte es soweit kommen? Rückblende: Elmar lebt in einem Stadtviertel, das schon bessere Tage gesehen hat. Überhaupt beschleicht den Harz IV-Empfänger das Gefühl, dass seltsame Dinge vor sich gehen. Nicht nur seine Wohnung, die ganze Welt, so glaubt er, schrumpft. Seine Frau Irmi führt Elmars Weltuntergangsszenarien auf dessen Alkoholkonsum zurück. Sie geht längst ihre eigenen Wege, stürzt sich in Affären und ins Training für die "Speck-weg"-Fernsehshow. Sohn Gordon bleibt derweil sich selbst überlassen und probt schon mal den Amoklauf. Zu allem Überfluss mischt sich noch Irmis Mutter in das zerrüttete Familienleben ein. Sie ist es auch, die den Kontakt zu Nachbar Yusuf knüpft, der sich bereit erklärt hat, Gordon eine Lehrstelle zu vermitteln. Doch der Haken an der Sache: Die Ausbildung wäre in Teheran. Zudem verfolgt Yusuf mit dem Angebot seine ganz eigenen Pläne, während die Polizei nach einem iranischen Bürger ohne Aufenthaltsgenehmigung fahndet...
In NEUKÖLLN-TEHERAN geht es um Alltagsängste, um heimlichen Rassismus und offene Vorurteile, aber auch um Werteverlust und falsche political correctness. Mit all dem spielt Wilfried Happel virtuos, lässt die Figuren wiederholt aus ihren Rollen treten, sie sich in sprachlichen Loops verfangen und in der Zeit springen. Eine böse Farce zur Integrationsdebatte.
In NEUKÖLLN-TEHERAN geht es um Alltagsängste, um heimlichen Rassismus und offene Vorurteile, aber auch um Werteverlust und falsche political correctness. Mit all dem spielt Wilfried Happel virtuos, lässt die Figuren wiederholt aus ihren Rollen treten, sie sich in sprachlichen Loops verfangen und in der Zeit springen. Eine böse Farce zur Integrationsdebatte.
2D-5H
KLEINER ZWISCHENFALL IN DEN FRANZÖSISCHEN ALPEN
Produktion: WDR 1996
Erstsendung: 22.09.1996
50 Min.
50 Min.
Das Schamhaar / Mordslust
Bevorzugter Tatort von Happels Stücken ist die Familie, die, wie Benjamin Henrichs schrieb, "erfolgreichste Katastrophe der Weltgeschichte - keiner kann ihr entrinnen, außer in den Tod". Das gilt auch für das erste der in diesem Band abgedruckten Stücke, DAS SCHAMHAAR.
Ebenso ist MORDSLUST eine Familienvernichtungsmaschine - in der Tradition von Sternheim, Vitrac und Ionesco. Drei Generationen spielen das Spiel von Liebe und Tod, wobei die Jugendlichen die Waffen bestimmen. Was "Natural Born Killers" fürs Kino, ist MORDSLUST fürs Theater. Nur lustiger.
Ebenso ist MORDSLUST eine Familienvernichtungsmaschine - in der Tradition von Sternheim, Vitrac und Ionesco. Drei Generationen spielen das Spiel von Liebe und Tod, wobei die Jugendlichen die Waffen bestimmen. Was "Natural Born Killers" fürs Kino, ist MORDSLUST fürs Theater. Nur lustiger.
144 Seiten. broschiert. 13€
ISBN: 978-3-88661-169-0
MonoDramen
15 Stücke
Zusammen mit Marc Becker, Friedrich Karl Waechter, Kerstin Specht, Claudius Lünstedt, Gert Loschütz, Dea Loher, Fitzgerald Kusz, Gert Jonke, Ulrich Hub, Barbara Honigmann, Rainer Werner Fassbinder, Thea Dorn, John Clancy und Simon Werle
Ein Monodrama ist ein Stück, das mit nur einer Person auf der Bühne auskommt. Im Gegensatz zu seinem Stiefbruder, dem Monolog, kann das Monodrama für sich alleine stehen und, anders als sein kleiner Bruder, das Minidrama, sogar abendfüllend sein. In Buchform liest es sich (fast) wie Prosa. Das Genre kann die vielfältigsten Formen annehmen. Karlheinz Braun hat ein breites Spektrum zusammengestellt, spannend zu lesen, größtenteils unveröffentlicht - und für Schauspielerinnen und Schauspieler ein reiches Rollenfutter: Da gibt es Virtuosennummern für Komödianten, Märchen für sich in mehrere Rollen verwandelnde Multidarsteller, irrwitzige Sprachspiele und dramatische Biografien, Liebesspiele und Lebensbeichten, politisches Theater, Psychogramme von Menschen in Extremsituationen - bis hin zum Meta-Theater, das die Bühnensituation reflektiert und den Dialog mit dem Publikum sucht.
Inhalt: Marc Becker, ICHICHICH / John Clancy, EVENT / Thea Dorn, BOMBSONG / Rainer Werner Fassbinder, A NORMAL HUMAN UGLY VOICE / Wilfried Happel, IM KÖRPER EINER ANDEREN FRAU / Barbara Honigmann, DIE SCHÖPFUNG / Ulrich Hub, FRÄULEIN BRAUN / Gert Jonke, REDNER RUND UM DIE UHR / Fitzgerald Kusz, MAMA / Dea Loher, SAMURAI / Gert Loschütz, SAMMLER DES SCHRECKENS / Claudius Lünstedt, FREIBURG / Kerstin Specht, MARIELUISE. EIN BERICHT / F. K. Waechter, DIE EISPRINZESSIN / Simon Werle, PALTRUSCHEKS TOCHTER.
Inhalt: Marc Becker, ICHICHICH / John Clancy, EVENT / Thea Dorn, BOMBSONG / Rainer Werner Fassbinder, A NORMAL HUMAN UGLY VOICE / Wilfried Happel, IM KÖRPER EINER ANDEREN FRAU / Barbara Honigmann, DIE SCHÖPFUNG / Ulrich Hub, FRÄULEIN BRAUN / Gert Jonke, REDNER RUND UM DIE UHR / Fitzgerald Kusz, MAMA / Dea Loher, SAMURAI / Gert Loschütz, SAMMLER DES SCHRECKENS / Claudius Lünstedt, FREIBURG / Kerstin Specht, MARIELUISE. EIN BERICHT / F. K. Waechter, DIE EISPRINZESSIN / Simon Werle, PALTRUSCHEKS TOCHTER.
376 Seiten. broschiert. 22€
ISBN: 978-3-88661-363-2