Nora Mansmann

geboren 1980 in Friedberg/Taunus, Autorin und Regisseurin, lebt in Berlin. Sie inszeniert am Stadttheater und in der freien Szene, schreibt Theatertexte, Libretti, Kinderstücke und gelegentlich Rezensionen.
Studium der Geschichte, Musikwissenschaft und Germanistik in Göttingen und Berlin. Hospitanzen und Assistenzen bei Jürgen Gosch, Armin Petras, Ingo Berk, Mareike Mikat sowie bei German Theater Abroad (unter anderem 2004 beim Festival New German Voices in New York).
Ihre Stücke wurden u.a. am Maxim Gorki Theater Berlin, dem Düsseldorfer Schauspielhaus und dem theater junge generation in Dresden uraufgeführt. Daneben zahlreiche freie Projekte, offene Formate, Stückentwicklungen, wie der Musiktheaterparcours "Supernova" mit... Make Make Produktion, die Stückentwicklung "Goldherz" mit Mareike Mikat am Staatstheater Braunschweig oder zahlreiche Projekte mit Drama Köln. Ein Fokus ihrer Theaterarbeit liegt auf Inszenierungen, Performances und Erforschungen außerhalb des Theaterraums. Internationale Projekte führten sie nach Israel, Australien, New York, in die Ukraine, nach Italien, in die Schweiz und nach Österreich.

Auszeichnungen (Auswahl):

2024 Kathrin-Türks-Preis
2016 Stadtschreiberin in Schwaz/Tirol
2016 Shortlist Deutscher Kindertheaterpreis mit "fuchs und freund"
2016 Nominierung für den Mülheimer KinderStücke-Preis für "fuchs und freund"
2014 Artist in Residence beim Festival Art Affects in Basel / Freiburg / Strasbourg
2013 Stipendium "Nah dran! Neue Stücke für das Kindertheater" für "fuchs und freund"
2012 Nominierung für den Kölner Theaterpreis für "wir wütenden"
2010 Stipendiatin beim Internationalen Forum des Berliner Theatertreffens
2008 Aufenthaltsstipendium im Künstlerdorf Schöppingen
2007 Recherche-Stipendium der europäischen Ost-West-Akademie, Reise in die Ukraine
2007 Stipendiatin der Internationalen Schillertage am Nationaltheater Mannheim
2006/07 Teilnehmerin und Preisträgerin des ersten Düsseldorfer Autorenlabors mit "zwei brüder drei augen"
2005 Preis der Jury beim Stückewettbewerb "Drama Köln" für "TERRORMUM"


Werke

2D-1H
UA: Burghofbühne Dinslaken, 18.1.2025. R: Mirko Schombert
Unterschiedliche Aspekte von "arm sein" überlagern das Leben der drei Figuren in Nora Mansmanns gleichnamigem Jugendstück, das mit dem Kathrin-Türks-Preis 2024 ausgezeichnet wurde. "Zentrale Themen scheinen Konsum, Kapitalismus und Kapitalismuskritik, doch lässt der Text vielmehr offen, wie 'arm' eigentlich gedeutet werden kann: Es geht um Abhängigkeiten, (den eigenen) Wert, Desillusionierung, Liebe, Suche nach Nähe, Würde. Wann ist jemand arm? Wann produktiv, wann wertvoll? Wann einsam, wann liebenswürdig? [...] Dem Stück gelingt es, thematisch nah an der Wirklichkeit zu sein, durch seine kunstvoll komponierte Dramaturgie und seine literarische Sprache aber weit darüber hinauszuweisen. Für das Publikum ergibt sich ein mehrfacher Erkenntnisgewinn durch die geäußerte Gesellschaftskritik als auch durch die empathische Beschreibung der Lebensverhältnisse der handelnden Figuren." (Aus der Jurybegründung)
2D-1H
Altersempfehlung: ab 12 Jahren.
1D-2H (auch größer besetzbar)
UA: tjg. theater junge generation, Dresden, 16.1.2016. R: Bernd Sikora
Fuchs ist sechs Jahre alt. Fuchs kann schon schreiben. Fuchs hat Phantasie. Fuchs stellt Fragen, zum Beispiel: "Was passiert, wenn die Schwerkraft plötzlich aufhört?" Fuchs kann (vielleicht) fliegen. Fuchs kommt in die Schule. Da klarzukommen ist gar nicht so einfach, denn die Schule ist anders. Sie ist laut. Sie ist voll von Kindern, die finden, dass Fuchs irgendwie komisch ist. Aber da ist auch einer, der es gar nicht schlimm findet, wenn jemand ein bisschen anders tickt. Und der gerne Fuchs‘ Freund wäre.
In ihrem ersten Theaterstück für Kinder erzählt Nora Mansmann vom Anderssein, von sensibler Wahrnehmung ("overexcitability") - und dem Umgang damit.
1D-2H (auch größer besetzbar)
Altersempfehlung: ab 6 Jahren.
1D-3H (auch größer besetzbar)
UA: Maxim Gorki Theater Berlin. R: Nora Schlocker / Theater Osnabrück. R: Jens Podt, jeweils 20.4.2007
Warum nicht einfach alles stehen und liegen lassen, ein Auto knacken, Sonnenaufgänge im Osten genießen und anschließend noch irgendeinen Alt-68er kidnappen? Weil mal ehrlich: "so nette tolerante intellektuelle feministische liberaldemokratische bildungsbürgerliche humanistische aufgeklärte anthroposophische antiautoritäre junggebliebene sympathische lockere verständnisvolle grüne umweltbewusste mülltrennende linksliberale alt-68er-akademiker-öko-wichser-eltern" nerven doch schon lange.
In Nora Mansmanns Stück versucht sich die degenerierte Popkultur-Generation als Pseudo-Terroristengang und weiß doch eigentlich selbst nicht genau, was gefordert werden soll. Die Geisel weiß es auch nicht, bietet sich aber bei der Digitalisierung der Geiselnahme als hilfreiche Hand an. "herr tod lädt nicht ein aber wir kommen trotzdem" zeigt die Nach-68er auf Sinn- und Orientierungssuche. Doch frühere Vor- und Leitbilder werden bei Mansmann ironisch hinterfragt. Hollywood-Helden wie Bonny & Clyde degradieren in unbeholfenen Nachahmungsversuchen zur peinlichen Farce und beim letzten Kick kann selbst der Tod nur noch müde gähnen. Was also tun? Irgendetwas kaputt machen, damit mal was passiert, denn nur die Langweile ist tödlich und im eigenen Müll lässt es sich am besten ersticken während die Glotze weiter läuft …
1D-3H (auch größer besetzbar)
1D-2H
UA: Düsseldorfer Schauspielhaus/Habimah-Theater Tel-Aviv, 30.11.2009.
Für die Koproduktion "Realitycheck Germany/Israel" von Düsseldorfer Schauspielhaus und Habimah National Theater in Tel-Aviv hat Nora Mansmann ein Kurzstück zum Thema "deutsche und israelische Identität" geschrieben: eine Auseinandersetzung mit Bildern, Vorurteilen, aber auch Sehnsüchten und Hoffnungen, die sich mit dem deutsch-israelischen Verhältnis verbinden.
1D-2H
1D-2H
UA: Theater Osnabrück, 16.9.2005. R: Jens Poth
Papa war Terrorist oder bei den Stones, glaubt Dennis. Seit ein paar Jahren aber sitzt sein Vater nur noch auf dem Sofa und schwelgt in Erinnerungen an vermeintlich bessere Zeiten: an ein wildes Gemisch aus Demos, Drogen und Terroranschlägen. "Mama war eine von den ganz Großen", erzählt er dann seinem Sohn. Sicher ist nur, dass Dennis’ Mutter eines Tages plötzlich verschwunden und seither nicht mehr aufgetaucht ist. Und während seine Freundin erste Schritte auf der Karriereleiter unternimmt, sucht Dennis selbst nach seinem Platz im Leben – ohne große Vergangenheit und ohne große Zukunft.
1D-2H
1D-3H
UA: Drama Köln, 10.8.2012. R: Oliver Krietsch-Matzura.
Österreichische EA: Theater im Lendbräukeller, Schwaz/Tirol, 30.6.2017. R: Madeleine Weiler
Die Wirklichkeit franst aus. Aber "das Hirn arbeitet weiter und denkt und denkt und denkt und kommt nicht an kommt nirgendwo mehr an". Nora Mansmann nähert sich in WIR WÜTENDEN auf tragikomische Weise dem Thema Demenz. Im Zentrum stehen Vater und Sohn, die aufgrund der Erkrankung des Vaters gezwungen werden, sich neu aufeinander einzustellen. Der Vater bräuchte nun die Hilfe des Sohnes, doch der fühlt sich überfordert und scheut die Verantwortung. Im Perspektivenwechsel der beiden Generationen zeigt sich das allmähliche Verschwinden des Vaters. Völlig in sich gekehrt, verrennt er sich im eigenen Kopf und in früheren Zeiten bis letztlich keine Erinnerung mehr da ist. Im scheinbar vertrauten Mikrokosmos Familie verschieben sich plötzlich gewohnte Wahrnehmungs- und Sprachsysteme, und das Verhältnis zur Wirklichkeit erweist sich als ebenso fragil wie absurd-komisch.
WIR WÜTENDEN entstand für das DRAMA KÖLN Festival "Wer ist denn schon bei sich zu Hause".
1D-3H
4D-3H
UA: Düsseldorfer Schauspielhaus, 16.5.2008. R: Christian Doll
Immer häufiger wacht Frotzi, HermaphroditIn, morgens auf und muss feststellen, dass ihr Geschlecht weg ist. Wowa, ihr verblödeter Bruder, hat aufgrund seines dritten Auges beängstigende apokalyptische Visionen, die ihn daran hindern, die Wohnung zu verlassen. Beide wohnen bei Oma, die im Teilzeitkoma liegt. Als sich Frotzi in Nobbi verliebt, einen "freundlichen, älteren Werwolf", ist Wowa jedoch gar nicht begeistert, zumal auch Nobbi mit seiner alten Freundin Gelantine bei Oma einziehen will. Zum Glück haben alle eine Therapeutin: Dr. Foxy. Doch die nutzt die Sitzungen lediglich zum Sammeln wichtiger Informationen, um schließlich mit Hilfe des Großen Tumors die Weltherrschaft zu übernehmen. So steuert alles auf eine Apokalypse zu: Die Welt mutiert, und mit ihr alle Lebewesen. Omas Wohnung ist der letzte Ort, an der sich die Behauptung einer bürgerlichen Ordnung noch aufrecht erhalten lässt. Mit viel Humor erzählt "zwei brüder drei augen" von der Sehnsucht nach Bedeutung des eigenen Lebens.
4D-3H
Fünf Debüts fürs Kindertheater
Erscheint im April 2017.

Seit seiner Gründung begleitet der Verlag der Autoren die Entwicklungen im Kindertheater. Seit 30 Jahren stellt die Anthologie SPIELPLATZ Jahr für Jahr wichtige Stücke für Kinder und Jugendliche vor. Viele der SPIELPLATZ-Autorinnen und -Autoren haben sich über die Zeit einen Namen gemacht, ihre Stücke sind von den Bühnen nicht mehr wegzudenken und prägen das Theatererleben der jungen Zuschauer.
Im Jubiläumsband nun präsentieren wir fünf Debüts fürs Kindertheater: Stücke von Autorinnen und Autoren, die das junge Publikum gerade erst für sich entdecken.
Nora Mansmann erzählt in FUCHS & FREUND vom Anderssein, von sensibler Wahrnehmung (»overexcitability«) – und dem Umgang damit. ANFALL UND ENTE von Sigrid Behrens führt Grundschulkinder an philosophische Gedanken über Leben und Tod heran. DIE GLÜCKSFORSCHER von Marc Becker testen verschiedene Wege zum Glück und auf der REISE ZUM MITTELPUNKT DES WALDES von Finn-Ole Heinrich folgt ein abenteuerlustiger Forscher auf der Suche nach dem Mittelpunkt des Lebens dem »Reuber« in den Wald, und Roland Schimmelpfennig macht in DIE BIENE IM KOPF aus dem Alltag eines Siebenjährigen eine phantastische, poetische Kopfreise.
Abgerundet wird der Band durch kurze Erfahrungsberichte der Beiträger und ein Nachwort der Herausgeber, die untersuchen, welche neuen Inhalte und Formen diese »Debüts« ins Kindertheater hineintragen.

216 Seiten. broschiert. 15€
ISBN: 978-3-88661-382-3

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Landestheater Burghofbühne, Dinslaken
arm sein
UA
R: Mirko Schombert