© Fleur Even

Lucie Vérot

geboren 1988 in Saint-Étienne, Frankreich. Seit 2017 besitzt sie das Theaterdiplom ENSATT. Geprägt von einem ersten Aufenthalt in Französisch-Guayana, war sie als Hausautorin in Kourou am Théâtre de l’Entonnoir tätig. Zudem leitet sie an der ENSATT ein Schreib- und Forschungsatelier, in dessen Rahmen MANGROVEN entstand. Zwei ihrer Stücke hauptsächlich für junges Publikum wurden von der Comédie de Valence inszeniert. Als Librettistin der Oper L’OPÉRA VERT, Musik Emmanuel Bex, arbeitete sie mit dem Saint-Denis Jazz Club zusammen. Lucie Vérot schreibt Auftragsstücke für verschiedene Theater und den öffentlichen Raum.

Auszeichnungen (Auswahl):

2019 Hypolipo-Preis (Maison des Écritures et des Écritures Transmédias, M.E.E.T.) für MANGROVEN
2018 Förderpreis Artcena für MANGROVEN


Werke

Deutsch von Wolfgang Barth
1D-1H
UA: Fabrique théâtre de Valence, 13.3.2017, R: Maïanne Barthès.
DSE: Württembergische Landesbühne Esslingen, 19.3.2024. R: Jens Heuwinkel
ALLE BEWEISE DER WELT der französischen Autorin Lucie Vérot erzählt von der Entstehung und Ausbreitung einer aberwitzigen Verschwörungstheorie, in die Welt gesetzt von Célia und Téo, die sich sicher sind: Ihre merkwürdige und unbeliebte Lehrerin Madame Albanne hat etwas zu verbergen. Die immer intensiver ablaufende Suche nach vermeintlichen Beweisen macht die hilflose Lehrerin schließlich der Teilnahme an einem internationalen Virenforschungsprojekt verdächtig. Es kommt, wie es kommen muss: Der Verschwörungsmythos greift auf die Klasse und das Internet über, und holt die Lehrerin am Ende ein.
1D-1H
Altersempfehlung: ab 10 Jahren.
Deutsch von Wolfgang Barth
5D-5H (Doppelbesetzungen möglich)
Ich hab noch nie gesehen, dass sich die Mangroven so ausbreiten. Derart beschreibt Cécé, die junge Bedienung in einer Strandbar, die Verdrängung des Meeres vor der Küste ihres Heimatortes Kourou in Französisch-Guayana. Der Legende nach bestehen diese Pflanzen aus dem Menschenfleisch der nicht begrabenen Toten vieler Generationen - und stehen somit nicht nur als Chiffre für die koloniale Vergangenheit der Region, sondern auch für den allgegenwärtigen Tod, die Schwermut, verfaulende Träume und einen Hang zur Selbstzerstörung.
Das muss auch Monsieur Gustel erfahren, ein ehemaliger Fremdenlegionär, der nun als Clochard gemieden wird und in einem heruntergekommenen Haus am Strand lebt. Dort kümmert er sich um den ehemaligen Raumfahrtingenieur Alban. Dieser spricht nicht mehr, hat seinen Namen vergessen und möchte nur noch eines: nie mehr von seiner Hängematte aufstehen.
So gemischt sich die Bevölkerung darstellt, so vielfältig sind die Sorgen der Menschen: die junge Raumfahrtingenieurin Karine verbringt mit ihrer Kollegin Malaï alkoholisiert eine Nacht am Strand, was deren Familie nie erfahren darf, der Legionär Aimé lässt sich von seinem Kameraden Rémi den Arm brechen, Éveline verlässt das Land wieder, nachdem der Dschungel ihr Fotolabor in Neongrün getaucht und die Fotografien zerstört hat. Die so genannte Chinesin erzählt als aufgebahrte Leiche ihre Lebensgeschichte, und Cécé lehrt ihren Freund Thomas derweil den Umgang mit den Toten.
Lucie Vérot hat mit MANGROVEN ein Stück geschrieben, das in Französisch-Guayana angesiedelt ist, aber mittels eines losen Figurengeflechts zugleich unsere Welt in den Blick nimmt: das bisweilen komplizierte Miteinander von Einheimischen und Fremden, die Einzigartigkeit einer jeden Biografie, die stete Sehnsucht nach einem besseren Leben – und deren mögliches Scheitern.
5D-5H (Doppelbesetzungen möglich)
Fünf Theaterstücke über Wahrheit und Lüge
Mit ungefähr vier Jahren entwickeln Kinder die Fähigkeit, bewusst die Unwahrheit zu sagen. Die Lüge ist Tabubruch und Schritt hin zur Selbstständigkeit in einem. Vielleicht deshalb gilt sie uns mal als lässliche Flunkerei, mal als bewunderte List und wieder ein anderes Mal als unverzeihlicher Betrug. Um Lügen auf die Schliche zu kommen, halten wir uns an Äußerlichkeiten: ausweichende Blicke, scheinbar verräterische Gesichtsausdrücke, Gesten oder Verhaltensweisen. Die Lüge hat insofern ihre eigene Theatralität, und zwischen Menschen, die gut zu lügen, und solchen, die gut zu schauspielern verstehen, besteht angeblich ein Zusammenhang.
In der Kinder- und Jugendliteratur findet sich, von Pinocchio über Münchhausen bis Pippi Langstrumpf, eine Vielzahl an passionierten Schwindlerinnen und Schwindlern. Und dramaturgisch leben die erzählten Geschichten, zumal die auf dem Theater, seit jeher von Intrigen und Betrügereien. Eine Affinität zur Lüge gar unterstellte Platon der Dichtkunst insgesamt.
SPIELPLATZ 37 versammelt fünf aktuelle Theaterstücke für Heranwachsende, die sich dem Phänomen der Lüge in besonderer Weise widmen: Um das wohl berühmteste Täuschungsmanöver der Antike, das 'Trojanische Pferd', geht es in Ulrich Hubs "Troianer". Als notorischer Lügner gilt Wajdi Mouawads Titelheld "Alfons", in dessen unglaubliche Geschichten sich der Text selbst immer tiefer verstrickt. Welche Wahrheiten sind Kindern zumutbar, und vor welchen verschließen wir lieber die Augen? Diesen Fragen geht Jens Raschkes "Was das Nashorn sah, als es auf die andere Seite des Zauns schaute" nach. Mit Carlo Collodis "Pinocchio" hat Thilo Reffert einen sprichwörtlich gewordenen Lügner für die Bühne adaptiert. Und von einer Wahrheitssuche, die im genauen Gegenteil - in Verschwörungstheorien und Fake News - mündet, erzählt "Alle Beweise der Welt" von Lucie Vérot.

Fünf bühnenwirksame Flunkereien für Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 14 Jahren.

Die Originalrechte für "Alfons" von Wajdi Mouawad und "Alle Beweise der Welt" von Lucie Vérot liegen bei:

© Lucie Vérot, "Prouve-le", Les Solitaires Intempestifs, Besançon, 2021
© Wajdi Mouawad, "Alphonse", Lemeac Éditeur, Montréal, 1996

240 Seiten. broschiert. 22€
ISBN: 978-3-88661-423-3