© Richard Schroeder

Alexandra Badea

Alexandra Badea, 1980 in Rumänien geboren, ist Autorin, Regisseurin und Bühnenbildnerin. In Bukarest begann sie ein Theaterstudium, das sie in Paris beendete, wo sie seit 2003 lebt. Ihre Stücke sind in französischer Sprache vielfach inszeniert und bei L'Arche Éditeur veröffentlicht worden. Neben Theaterstücken hat sie auch einen Roman ("Zone d'amour prioritaire", 2013), Hörspiele und mehrere Kurzfilme geschrieben. Für ihr Stück "Zersplittert" erhielt sie 2013 den Grand Prix de Littérature Dramatique. "Quais de Seine", der zweite Teil ihrer Trilogie "Points de non-retour", wurde 2019 beim Festival d'Avignon uraufgeführt, in Kooperation mit dem Pariser Théâtre national de la Colline. Alexandra Badeas Schreiben entfaltet das Allgemeine im... Individuellen und verleiht denjenigen Sprache, die nicht gehört werden.

Auszeichnungen (Auswahl):

2023 Prix du Théâtre de L'Académie Française
2022 Preis für das beste Stück für AUS DEM SCHATTEN: THIAROYE beim Festival für frankophone Gegenwartsdramatik "Primeurs" in Saarbrücken
2013 Grand Prix de Littérature Dramatique für "Zersplittert"


Werke

Deutsch von Frank Weigand
2D-3H
UA: Théâtre national de la Colline, Paris, 19.9.2018. R: Alexandra Badea
Amar stammt aus dem Senegal und lebt in Paris. Er hat seinen Vater nie kennengelernt; dieser gehörte zu den so genannten Senegalschützen, die im Zweiten Weltkrieg an der Seite Frankreichs gegen Deutschland kämpften. Den Krieg hatte er überstanden, kam aber nie zu Hause an. Jahrzehnte später liest der Lehrer Régis in den Aufzeichnungen seines sterbenden Großvaters von dem grauenhaften Ereignis, dem Amars Vater zum Opfer fiel. Die Journalistin Nora will verstehen, was in diesem toten Winkel der Geschichte geschehen ist, und beschließt, eine Radiosendung darüber zu machen. Die Schicksale der Figuren sind miteinander verflochten, ihre Geschichten verbinden sich mit der europäischen Geschichte, mit der Geschichte des europäischen Kolonialismus, dessen furchtbares Erbe bis heute nicht aufgearbeitet ist.
Die in Rumänien aufgewachsene, französische Schriftstellerin Alexandra Badea belichtet in diesem Stück ein historisches Ereignis, das in der offiziellen Geschichtsschreibung Frankreichs lange verdrängt wurde: das Massaker von Thiaroye, das die Kolonialtruppen an über 300 Senegalschützen verübten, als diese ihren Sold forderten. Bis heute kennt man den genauen Ort der Gräber nicht. "Die Schattenseiten der Geschichte" müsse sie als Neufranzösin nun ebenso mit sich tragen wie die großen, glorreichen Kapitel, erfuhr Alexandra Badea bei ihrer Einbürgerung. Den Schattenseiten spürt die Autorin seither nach, daraus entsteht die Theater-Trilogie AUS DEM SCHATTEN. Mit THIAROYE liegt nun der erste Teil auf Deutsch vor.
2D-3H
Deutsch von Frank Weigand
1D-2H
UA: La compagnie d’entraînement/Théâtre des Ateliers d'Aix-en-Provence, 8.6.2017. R: Alain Simon.
DSE: Volkstheater Wien, 30.9.2017. R: Paul Spittler
Extremophil nennt man Organismen, die unter Extrembedingungen existieren, weil sie sich der Lebensfeindlichkeit ihrer Umgebung anzupassen wissen. Das gilt im übertragenen Sinne auch für die drei Figuren in Alexandra Badeas gleichnamigem Stück: ein Kabinettsleiter, ein Drohnenpilot und eine junge Wissenschaftlerin. Sie alle resümieren ihr bisheriges Leben und erkennen, wie viel sie haben opfern müssen. Reue und vergessene Träume treten in einen Dialog; menschliche Risse klaffen weit auf.
1D-2H
Deutsch von Jarg Pataki
2D-2H
UA: Theater Freiburg, 17.10.2015. R: Jarg Pataki
Vier Personen. Vier Lebensläufe. Vier innere Stimmen. Sie haben keine Namen, sie tragen nur ihre User-Nummern. Sie leben an allen Ecken der Welt, sitzen vor ihren Computern, Smartphones oder Tablets und lächeln ab und zu in eine Überwachungskamera. Ihr Bild geht mit einem Klick um die Welt. Sie sind zugleich Überwachende und Überwachte, Konsumenten der "Videoschutz"-Industrie wie der sozialen Netzwerke.
Der Angestellte eines multinationalen Unternehmens verliebt sich in eine Frau am anderen Ende der Welt, mit der er über einen Roboter der neuesten Generation zusammenarbeitet.
Die Gefängniswärterin gerät in eine extreme Abhängigkeit von einem Häftling, den sie über die Überwachungsgeräte des Gefängnisses verfolgt.
Die junge, dynamische Führungskraft treibt ihre Eifersucht auf die Spitze, indem sie jede Bewegung ihres Partners mithilfe von Spionagesoftware, GPS und falschen Facebook-Profilen verfolgt.
Der Beamte eines internationalen Flughafens hat Schwierigkeiten, sich an das neue Sicherheitssystem des Flughafens anzupassen, das um ein Konzept zur Vermeidung und Beseitigung aller Unfallrisiken herum konzipiert wurde.
Die vier User von Überwachungsspielen begegnen einander für eine entscheidende Sekunde ihres Lebens in einer Flughafenbar. Wer wird sie beobachten?
2D-2H
Deutsch von Frank Weigand
2D-2H
UA: Théâtre National de Strasbourg, 4.2.2014. R: Aurélia Guillet / Jacques Nichet.
DSE: Schauspielhaus Graz, 25.9.2015. R: Nina Gühlstorff
Vier Berufe, vier Städte: Shanghai, Dakar, Lyon, Bukarest. Das Leben in einem Unternehmen an vier Ecken der Welt. Eine chinesische Fertigungskraft erzählt, was sie jeden Tag in der Fabrik erleiden muss: die tägliche Demütigung. Zur gleichen Zeit prangert ein senegalesischer Abteilungsleiter eines Call-Centers die Grausamkeiten an, die sein Vorgesetzter an den Tag legen kann, um "Zahlen zu machen". Anderswo erlebt ein Qualitätssicherungsmanager, wie sein Familienleben unter dem Druck der Arbeit zusehends leidet. Und in Bukarest berichtet eine Versuchs- und Entwicklungsingenieurin über ihre Schwierigkeiten, sich zu integrieren, erfolgreich zu sein und die Karriereleiter hinaufzuklettern. Der Alltag dieser Individuen ist rau, scharfkantig, manchmal grausam und beschämend.
Mit ihrem erstaunlich konstruierten Stück liefert Alexandra Badea eine Reihe von Porträts und zerlegt vor unseren Augen das System, das die Globalisierung und ihre Mechanismen hervorgebracht haben.
2D-2H
Zersplittert
Zusammen mit Frank Weigand
Produktion: SR 2014
Deutsch von Frank Weigand
Die in Rumänien aufgewachsene, französische Schriftstellerin Alexandra Badea belichtet in ihrer Theatertrilogie die Fortwirkung historischer Verbrechen, die lange im Schatten der offiziellen Geschichtsschreibung lagen: das Massaker von Thiaroye, das französische Kolonialtruppen an über 300 Senegalschützen des Zweiten Weltkriegs verübten, als diese ihren Sold forderten. Die mörderische Auflösung einer friedlichen Demonstration gegen den Algerienkrieg am Quai de Seine durch die Pariser Polizei, die als „Massaker von Paris“ mindestens 200 Todesopfer forderte. Schließlich die erst 1981 beendete staatlich organisierte Zwangsumsiedelung von ca. 2000 Kindern aus dem fernen La Réunion in eine bevölkerungsarme Region namens "Diagonale der Leere", wo sie in Heimen einquartiert und zur Landarbeit gezwungen wurden.

Die alle drei Stücke verbindende Figur ist die junge Journalistin Nora. Im ersten Teil "Thiaroye" recherchiert sie die Jahrzehnte zurückliegende Geschichte des jungen Senegalesen Amar, der das spurlose Verschwinden seines Vaters nicht verschmerzen konnte und seine Familie verließ, um weiterzusuchen. Dabei stößt sie auf das Geständnis eines sterbenden alten Mannes, das die Wahrheit zu Tage fördert.
Im zweiten Teil "Quai de Seine" geht es um Noras eigene Geschichte. Sie hat algerische Wurzeln und muss erkennen, wie sehr ihr eigenes Leben von Ereignissen der Vergangenheit, von den Erfahrungen ihrer Familie bis heute bestimmt wird.
Im Schlussteil der Trilogie "Diagonale der Leere" dreht Nora einen Dokumentarfilm mit ehemaligen Kindersklaven und bringt deren unfassliche Geschichten ans Licht.
Die Schicksale, die die Trilogie erzählt, sind miteinander verflochten, ihre Geschichten verbinden sich mit der europäischen Geschichte, mit der Geschichte des europäischen Kolonialismus, dessen furchtbares Erbe bis heute nicht aufgearbeitet ist.

272 Seiten. broschiert. 22€
ISBN: 978-3-88661-402-8