Jens Raschke


Werke

Fünf Theaterstücke über Wahrheit und Lüge
Mit ungefähr vier Jahren entwickeln Kinder die Fähigkeit, bewusst die Unwahrheit zu sagen. Die Lüge ist Tabubruch und Schritt hin zur Selbstständigkeit in einem. Vielleicht deshalb gilt sie uns mal als lässliche Flunkerei, mal als bewunderte List und wieder ein anderes Mal als unverzeihlicher Betrug. Um Lügen auf die Schliche zu kommen, halten wir uns an Äußerlichkeiten: ausweichende Blicke, scheinbar verräterische Gesichtsausdrücke, Gesten oder Verhaltensweisen. Die Lüge hat insofern ihre eigene Theatralität, und zwischen Menschen, die gut zu lügen, und solchen, die gut zu schauspielern verstehen, besteht angeblich ein Zusammenhang.
In der Kinder- und Jugendliteratur findet sich, von Pinocchio über Münchhausen bis Pippi Langstrumpf, eine Vielzahl an passionierten Schwindlerinnen und Schwindlern. Und dramaturgisch leben die erzählten Geschichten, zumal die auf dem Theater, seit jeher von Intrigen und Betrügereien. Eine Affinität zur Lüge gar unterstellte Platon der Dichtkunst insgesamt.
SPIELPLATZ 37 versammelt fünf aktuelle Theaterstücke für Heranwachsende, die sich dem Phänomen der Lüge in besonderer Weise widmen: Um das wohl berühmteste Täuschungsmanöver der Antike, das 'Trojanische Pferd', geht es in Ulrich Hubs "Troianer". Als notorischer Lügner gilt Wajdi Mouawads Titelheld "Alfons", in dessen unglaubliche Geschichten sich der Text selbst immer tiefer verstrickt. Welche Wahrheiten sind Kindern zumutbar, und vor welchen verschließen wir lieber die Augen? Diesen Fragen geht Jens Raschkes "Was das Nashorn sah, als es auf die andere Seite des Zauns schaute" nach. Mit Carlo Collodis "Pinocchio" hat Thilo Reffert einen sprichwörtlich gewordenen Lügner für die Bühne adaptiert. Und von einer Wahrheitssuche, die im genauen Gegenteil - in Verschwörungstheorien und Fake News - mündet, erzählt "Alle Beweise der Welt" von Lucie Vérot.

Fünf bühnenwirksame Flunkereien für Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 14 Jahren.

Die Originalrechte für "Alfons" von Wajdi Mouawad und "Alle Beweise der Welt" von Lucie Vérot liegen bei:

© Lucie Vérot, "Prouve-le", Les Solitaires Intempestifs, Besançon, 2021
© Wajdi Mouawad, "Alphonse", Lemeac Éditeur, Montréal, 1996

240 Seiten. broschiert. 22€
ISBN: 978-3-88661-423-3