Almuth Voß


Werke

Besetzung ad libitum
Bernard-Marie Koltès war ein leidenschaftlicher Kinogänger. Er wurde gleichermaßen vom Film wie von der Literatur geprägt. Seine Welt bestand aus Huston, Scorsese und Antonioni ebenso sehr wie aus Dostojewski, Faulkner und Conrad. Er schrieb mehrere Drehbücher, von denen die meisten verschollen sind, zuletzt 1984 das nie realisierte NICKEL STUFF. U.a. mit John Travolta und Robert De Niro sollte es in London als Schwarzweiß-Film gedreht werden. Denn das titelgebende "Nickel", eine überwiegend schwarze Tanzbar, ist bei Koltès Schauplatz von Dance Battles im Stile von "Saturday Night Fever". Der Autor zeigt eine Gesellschaft der an den Rand Gedrängten, ausgegrenzt aufgrund von Herkunft, Hautfarbe, sozialem Status und/oder Sexualität. Zukunftsweisend war nicht nur Koltès' Kritik am Eurozentrismus in unseren Köpfen und Theatern. 10 Jahre vor "Pulp Fiction" spielt er mit Versatzstücken aus Gangsterfilm und Popkultur, schreibt groteske Typen und Dialoge von hohem Unterhaltungswert. In der Übersetzung von Almuth Voß liegt NICKEL STUFF nun erstmals auch auf Deutsch vor: eine Vorlage für ein spartenübergreifendes, theatral-tänzerisch-filmisches Projekt mit einem diversen Ensemble.
Besetzung ad libitum
Besetzung ad libitum
UA: Théâtre du Quai, Straßburg, 1973. R: Bernard-Marie Koltès.
TOTE GESCHICHTEN ist ein früher Text von Bernard-Marie Koltès, der - in der Übersetzung von Almuth Voß - nun erstmals auf Deutsch vorliegt. Koltès inszenierte ihn im Frühjahr 1973 mit dem Théâtre du Quai und verfilmte ihn anschließend unter dem Titel "La nuit perdue". Es ist wohl Koltès´ enigmatischstes, eigenwilligstes Stück. Geschrieben als "Traum einer Figur, die wir nicht kennenlernen", wie es in einer Vorbemerkung des Autors heißt, besteht es aus einer Abfolge vergleichsweise kurzer, stark verdichteter Szenen – den titelgebenden ´Geschichten´. Sie stehen scheinbar unverbunden nebeneinander und spielen doch alle vor dem Hintergrund von Krieg und Gewalt. So entsteht, nach und nach, das Bild einer nachhaltig erschütterten Gesellschaft, in der zwischenmenschliche Beziehungen ebenso unübersichtlich und unsicher geworden sind wie das eigene Selbst.
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