Alida Bremer
Auszeichnungen (Auswahl):
2018 Internationaler Literaturpreis des Hauses der Kulturen der Welt
Werke
#Jeanne
(#Jeanne)
von Ivana Sajko
UA: Riksteatern, Stockholm, 2023. R: Anja Suša
Auf der Nordseite eines Sees befinden sich große Villen mit privaten Anlegestellen. Auf der Südseite steht ein Hochhaus mit kaputtem Aufzug. Die jungen Leute auf den verschiedenen Seiten begegnen sich nie. Junge Menschen im Norden glauben, dass es keine jungen Menschen aus dem Süden gibt. Junge Leute aus dem Süden denken, dass junge Leute im Norden aus Gold gemacht seien. Doch der See zwischen ihnen trocknet aus. Die Klimakrise betrifft alle, Arm und Reich. Doch tut es das wirklich? Die junge Jeanne hat gelernt, dass diejenigen, die wenig haben, immer weniger haben werden, und dass diejenigen, die viel haben, immer mehr haben werden. Um an den Überschuss zu gelangen, von dem sie glaubt, dass er den Unterprivilegierten gehört, versucht sie, den zugefrorenen See zu überqueren und einen Anteil am Gold zu erhalten. Sie kommt nie zurück, aber die Geschichte ist damit noch nicht zu Ende.
JEANNE porträtiert eine Welt am Rande der Zerstörung. Über unser Bedürfnis nach Führungspersönlichkeiten, die unsere Träume verwirklichen und denen wir zugleich die ganze Verantwortung aufbürden können. Wer wird uns wirklich retten? Erwarten wir das von unseren Kindern? (Ankündigung Riksteatern)
4 Trockene Füße
(4 suha stopala)
von Ivana Sajko
2H
4 TROCKENE FÜSSE – zwei Protagonisten beim Spiel in ihrem Unterschlupf. Draußen steigt eine Flut, und die beiden versuchen, dieser Tatsache durch zahllose, phantasievolle Variationen des Spielens und Sprechens zu begegnen. Dass die Situation zunehmend apokalyptische Züge trägt, lässt sich allerdings nicht lange verleugnen – aber was und wie soll man spielen vor dem Jüngsten Gericht? Mit Poesie und sarkastischem Humor erzählt Ivana Sajko eine surrealistische Episode der Vergeblichkeit.
2H
Archetyp Medea
(Arhetip: Medeja)
von Ivana Sajko
1D
Wie in EUROPA greift Ivana Sajko in ARCHETYP: MEDEA auf eine mythische Figur zurück. Medea, die Fremde, Mutter, betrogene Geliebte und Mörderin, erscheint hier vor dem Hintergrund politischer Vorgänge der Gegenwart. Die Autorin montiert monologische Passagen und schlaglichtartige, bildhafte Impressionen zu einem kritisch-politischen Panorama.
1D
Bombenfrau (Womanbomb)
(Žena-bomba)
von Ivana Sajko
1D
DE: Theaterlabor Darmstadt, 20.12.2004. R: Max Augenfeld
Der Text ist ein langer innerer Monolog, ein gehetzt ausgeschütteter Gedankenstrom einer Terroristin unmittelbar vor ihrer Tat. Gedanken einer Frau, die sich zu Höherem bestimmt fühlt, die ihren Namen schon in großen Lettern in der Zeitung stehen sieht; die sich noch fragt, ob ihre Tat Selbstmord oder heroischer Akt ist, sich längst aber schon mit der Bombe in ihrem Gürtel verschmolzen wähnt, in der bevorstehenden Explosion einen Akt des Gebärens oder einen ungeheuren Orgasmus vorausschaut. Eine Frau, die zwischen Wahnsinn und Weltrettungsfantasien hin- und hergeworfen wird.
1D
Bovary, ein Fall von Schwärmerei
von Ivana Sajko
1D-6H
UA: Schauspielhaus Gavella, Zagreb, 2016. R: Saša Božić.
DSE: Staatstheater Augsburg, 11.1.2020. R: Nicole Schneiderbauer
In dieser "Cover-Version" von Madame Bovary sind "die Schauspieler ununterbrochen auf der Bühne und können ihre Position zum Geschehen und zur Geschichte immer verändern: Sie können sie spielen oder kommentieren, in die Vergangenheit oder die Zukunft verschieben, sie wie ein eigenes szenisches Schicksal behandeln oder als einen Fall von fremder Schwärmerei. Die Namen ihrer Rollen sind lose Bezeichnungen, die sie nach Bedarf verlassen. Wer spricht zu wem wovon und wann? Die Antworten auf diese Fragen erzeugenDSE: Staatstheater Augsburg, 11.1.2020. R: Nicole Schneiderbauer
Reibung und sind für die Inszenierung offen. Unmögliche verbale Akte, etwa ein Dialog mit Unausgesprochenem, sind hier möglich. Das wird schließlich auch von der Sehnsucht nach Fiktion verlangt, die dem Inhalt des Stücks innewohnt." (Ivana Sajko)
1D-6H
Das Lied der Stadt (nicht für dich)
(Pjesma grada (nije za tebe))
von Ivana Sajko
Besetzung ad libitum
UA: Staatstheater Braunschweig, 12.11.2022. R: Malena Große
Ein Mann strandet in einer fremden Stadt. Eine Brücke erzählt dort ein vielstimmiges Lied, nicht nur über diesen Mann und seine Geschichte, von Aufbruch und zerstörten Hoffnungen. »Das Lied der Stadt (nicht für dich)« ist auch ein Lied über die Möglichkeiten und Grenzen der Kunst angesichts einerWirklichkeit, in der Menschen, die diese Brücke täglich überqueren, abstürzen in soziale Not: »Der Fall eines Menschen ist größer als die Kunst«, schreibt Ivana Sajko.
Eine Cover-Version von Knut Hamsuns Roman »Hunger« wollte die Autorin zunächst verfassen, doch dann hat sie einen anderen Weg eingeschlagen. Durch die vielen unterschiedlichen Blickwinkel, die sie einnimmt, hat sie ein Panorama unserer Welt geschaffen, ein Sprechoratorium voller Träume und (Des-)Illusionen: »Ich weiß nicht, in welchem Ausmaß man die Kunst durch die wahre Tragödie, durch die wahre Frustration, durch die wahre Wunde betrügen kann, aber in dem Raum, in dem das noch immer möglich ist, lebt der Text als Kunst.« (Ivana Sajko)
Text: Staatstheater Braunschweig
Besetzung ad libitum
Das sind nicht wir, das ist nur Glas
(TO NISMO MI, TO JE SAMO STAKLO)
von Ivana Sajko
Besetzung ad libitum
UA: Schauspiel Frankfurt, 7.5.2013. R: Robert Teufel
Der Text der kroatischen Autorin ist der letzte Baustein ihrer "Trilogie des Ungehorsams": ROSE IS A ROSE IS A ROSE IS A ROSE war eine "Partitur" über Liebe und Subversion, SZENEN MIT APFEL stellte die Frage nach den Bedingungen von Freiheit. DAS SIND NICHT WIR, DAS IST NUR GLAS schließlich ist eine dramatische Reflexion über die Zeit nach dem "Gelduntergang". Es treten auf, in vielen Stimmen: "unausgeschlafene Eltern und ihre schlecht gelaunten Kinder", die über die Trümmer der zusammengebrochenen Wirtschaft und die kläglichen Reste ihrer einstigen Werte stolpern. Sie wissen nicht, wie ihnen geschieht, doch der Zorn, der in ihnen wächst, ist auch ein Kapital und vielleicht die Rettung.
Besetzung ad libitum
Europa
(Europa)
von Ivana Sajko
1D (auch größer besetzbar)
DE: Zimmertheater Tübingen, 19.1.2008, R: Christian Schäfer
Ivana Sajkos Stück EUROPA ist neben BOMBENFRAU und ARCHETYP MEDEA Teil einer Trilogie von Theatermonologen. Sajkos "Monolog für Mutter Europa und ihre Kinder" (so der Untertitel) schlägt einen kühnen Bogen von der antiken Gestalt mit dem Stier hin zum modernen Staatenbund, der sich nach Jahrhunderten grausamer Kriege hermetisch nach außen abschottet. Es gehört zu Ivana Sajkos künstlerischen Prinzipien, die traditionelle dramatische Form aufzubrechen und mit ihr zu experimentieren. Es bleibt der Regie überlassen, ob der monologische Text einer Person zugeschrieben oder aufgespalten werden soll – wie alle Texte von Ivana Sajko ist er darauf angelegt, durch die bildkünstlerische Regie ergänzt zu werden.1D (auch größer besetzbar)
Landscape with the Fall
von Ivana Sajko
Besetzung ad libitum
UA: Staatstheater Braunschweig, 1.6.2012. R: Daniela Löffner
Oben Vögel unter dem Firmament, unten Menschen unter Druck: Eine Frau ist schwanger. Eine Idee wird geboren. Die neue Idee hat es schwer, bereitet Probleme. Das ungeborene Kind bewegt sich und tritt die Frau. Die Zeit ist im Umbruch. Doch eigentlich sollten wir glücklich sein. Alles normal. Nur da im Hintergrund ist ein Versuch gescheitert, eine neue Idee abgestürzt. Und ausgerechnet in dem Moment, in dem die Vorstellung beginnen sollte, geht das Licht aus.
Im Rahmen des Kooperationsprojektes "Achtung: Pioniere!" haben sich in Zagreb und Braunschweig jeweils zwei Autoren- und Regieteams mit dem Pionier der Luftschifffahrt David Schwarz auseinander gesetzt. Ausgehend von seiner gescheiterten Idee eines lenkbaren Luftschiffes noch vor der Erfindung des Zeppelin, hat die kroatische Autorin Ivana Sajko eine Komposition von szenischen Bildern geschrieben. Das Gemälde "The Landscape with the Fall of Icarus" (Landschaft mit dem Sturz des Ikarus) von Pieter Bruegel dem Älteren bildet den Ausgangspunkt und das Ziel für Sajkos Textfläche, in der sowohl Normalität und Katastrophe als auch Alltag und Revolution ineinander übergehen, sich überlagern.
Besetzung ad libitum
Rio Bar
(Rio Bar)
von Ivana Sajko
Besetzung ad libitum
DSE: Haus der Donau, Ulm, 22.4.2009, R: Peter Zwey
Eine Frau sitzt in einer Bar und trinkt, um zu vergessen. Sie berichtet vom Krieg und von der Hochzeit in jener Nacht, in der er begann. Ivana Sajko erzählt bewegend, kraftvoll und mit abgründigem Humor eine bittere Geschichte aus einer Welt in Trümmern. Aus der Perspektive einer Frau, die nichts mehr zu verlieren hat, denkt sie in diesen "acht Monologen für acht Schauspielerinnen in weißen Hochzeitskleidern" über die Unmöglichkeit der Liebe, das Warten auf den "Richtigen", die Einsamkeit und die Heimatlosigkeit nach.
Besetzung ad libitum