von Karst Woudstra
Aus dem Niederländischen von Barbara Buri
UA: Bühnen der Stadt Köln, 24.9.2000. R: Karst Woudstra
Ungarn im Hochsommer, eine an der Donau gelegene Villa aus der Jahrhundertwende. Man muss sich nur den eigenen Assoziationen hingeben und wird einsehen, dass es kein besseres Setting geben kann, um eine Hommage an den erotischen Stummfilmklassiker "Erotikon" (1929) von Mauritz Stille zu drehen. Ähnlich sieht es der äußerst avantgardistische Filmregisseur von Schantz, dessen Filme durchschnittlich eine Woche lang im Kino laufen und vornehmlich für "Filmfans und Sadomasochisten" geeignet sind. Die acht am Drehort versammelten Schauspieler, die von Softpornodarstellern über Serienhelden bis zu altgedienten Rampenhelden aus allen Sparten stammen, sind aber dennoch überzeugt, dass man ein Angebot von Schantz' keinesfalls ablehnen dürfe - auch wenn sie nicht sicher sind, ob der Titel des neuen Films, "Anterotikon", eher impliziert, dass von Schantz "ein spezielles Genre Film kritisch beleuchten will, ein Genre, das bei vielen ungesundes Interesse geweckt hat. Um es sanft auszudrücken." Oder ob es doch um den Kampf und den gemeinsamen Tod von Eros, dem Gott der Begierde, und Anteros, dem Gott der Verweigerung, geht. Doch der Regisseur muss mit einem Nieren- oder Nervenleiden ins Krankenhaus und tritt gar nicht in Erscheinung. Die Schauspieler bleiben sich selbst überlassen, und während sie noch überlegen, wer eigentlich für welche Rolle vorgesehen ist, und ob im Script steht, dass der Bildhauer was mit der Professorengattin hat oder sich doch lieber mit seinem Modell vergnügt, während erste sich mit ihrem neuen Liebhaber, einem Baron, verlustiert, lässt plötzlich jemand einen Hut mit den Namen von der Besetzungsliste herumgehen, und sie fangen an, zu improvisieren. Das betörende, sinnverwirrende Spiel von Eros und Anteros kann beginnen...
4D-4H (Statisten)