Thomas Otway

geboren 1652 in Trotton bei Midhurst (England). Nach dem Besuch des Winchester Colleges studierte er 1669 bis 1672 am Christ Church College, Oxford, verließ die Universität aber ohne Abschluss. Im selben Jahr bietet ihm Aphra Behn eine Rolle an, doch er kann sein Lampenfieber nicht überwinden. 1675 findet die Aufführung seines ersten Dramas statt. Doch macht er erstmals die Bekanntschaft von Elizabeth Barry. Ein Jahr später, 1676, wird sein zweites Drama, eine Adaption des Don Carlos-Stoffes, ein großer Erfolg, der es Otway ermöglicht, von seiner Arbeit als Dramatiker zu leben. Aufgrund seiner unerwiderten Liebe zu Elizabeth Barry meldet er sich 1678 als Soldat im Krieg gegen die Niederlande. Nach der Auflösung der englischen Regimenter... muss Otway seinen Rückweg alleine finden und kehrt mittellos 1679 nach London zurück. In den Jahren von 1680 bis 1682 erreichen zwar mehrere seiner Dramen ein großes Publikum, können aber nicht Otways anhaltende finanzielle Probleme lösen. Er resigniert zunehmend. Thomas Otway stirbt 1685 vollkommen verarmt.


Werke

Deutsch von Simon Werle
Besetzung ad libitum
DAS GERETTETE VENEDIG, ein letzter Nachklang der großen Renaissancetragödie, vereint noch einmal die politische Aktion mit einer unbedingten Liebesgeschichte. Pierre und Renault sind die Anführer einer gegen den venezianischen Senat gerichteten Verschwörung. Für ihren Staatsstreich gewinnen sie Jaffeir, den Helden des Stückes, verheiratet mit der schönen Belvidera, Tochter des Senator Pruili, von diesem jedoch wegen der Armut Jaffeirs verstoßen. Ähnlich schuldig macht sich der Senator gegenüber Jaffeirs Freund Pierre, dem er seine Geliebte Aquilina ausspannt. Beide, Pierre wie Jaffeir, betreiben die Rebellion aus persönlichen Rachemotiven, weniger aus politischem Idealismus. Jaffeir liefert seine Frau den Verschwörern als Geisel aus, die sie töten sollen, wenn er sich als illoyal erwiese. Damit ist der Konflikt zwischen Freundschaft und Verrat, Liebe und Ehre vorprogrammiert, als dessen Folge sowohl die Verschwörung aufgedeckt wird wie auch alle Protagonisten zu Tode kommen.
Die sensationelle Handlung ist jedoch nur der Hintergrund, vor dem sich die inneren Kämpfe der Hauptfiguren abspielen: die Ehefrau, die mit geradezu strindbergschen Mitteln ihren schwachen Mann zum Verrat bringt, der wiederum aus Männerliebe zu seinem Freund diesen zum Tod befördert, ganz zu schweigen von den verblüffend komisch-indezenten masochistischen Szenen zwischen dem alten Antonio und der Hetäre Aquilina. Ein Drama der überheizten Gefühle, des rhetorischen Überschwangs, der in starken Farben gemalten Bilder.

DAS GERETTETE VENEDIG: ein berühmter Titel, aber Stück und Autor sind so gut wie unbekannt. Dennoch wurde "Venice Preserv'd" lange Zeit zu den bedeutendsten englischen Tragödien neben denen Shakespeares gezählt. Fast zwei Jahrhunderte später schuf Hugo von Hofmannsthal eine die historischen Quellen wie die psychologischen Elemente stark betonende Umdichtung. Simon Werle, vertraut mit der Sprache und der Welt des europäischen Klassizismus und Barock, geht wieder auf Otways Original zurück, versucht mit seiner neu übersetzten Fassung das Drama wieder für die Bühne zu gewinnen.
Besetzung ad libitum

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