Simon Werle

geboren 1957 in Freisen/Saarland. Studium der Romanistik und Philosophie in München und Paris. Seit 1985 freier Übersetzer und Autor von Erzählungen, Romanen und Theaterstücken. Lebt in München.
»Für seine Übertragungen müsste man ihm die Versfüße küssen«, schrieb die Süddeutsche Zeitung über Werles Erfindung eines deutschen Verses für den klassischen französischen Alexandriner von Racine und Corneille, die die französischen Klassiker nicht nur auf deutschen Bühnen spielbar machte; sie bescherte dem Übersetzer 1992 auch den Johann-Heinrich-Voß-Preis der Darmstädter Akademie für Sprache und Dichtung. Werles Spezialität sind Fassungen unbekannter Werke von Klassikern wie Molière, Marivaux, Voltaire, Ben Johnson und Torquato Tasso. 1994... wurde der Übersetzer mit seinem ersten Stück DER WEICHSELZOPF zu einem ganz eigenen Autor, der inzwischen neben Prosa ein halbes Dutzend weiterer Stücke geschrieben hat, in letzten Jahren poetisch-philosophisches Theater mit Stoffen aus dem Umkreis der Antike.

Auszeichnungen (Auswahl):

2020 Nominierung für den Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie "Übersetzung"
2017 Eugen-Helmlé-Übersetzerpreis
2003 Tukan-Preis
1992 Johann-Heinrich-Voss-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung
1988 Paul-Celan-Preis des Deutschen Literaturfonds
1985 Preis der Frankfurter Autorenstiftung


Werke

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Es ist wohl das erste Mal, dass diese berühmte Legende aus Ovids "Metamorphosen" zu einem Theaterstück wird: Aktaion, Prinz von Theben und leidenschaftlicher Jäger, wird von der beim Baden überraschten Artemis in einen Hirschen verwandelt und von seinen Hunden zerrissen. In Werles Fassung versucht Aktaion die erzürnte Göttin zunächst noch zu versöhnen, gerät aber durch falschen Rat in desto größere Schwierigkeiten. Aus Theben verbannt, flieht er mit seiner Geliebten, der Trakerin Melanto. Alle Rettungsversuche, auch das Selbstopfer der Melanto, sind vergeblich. Ein antikes Märchen.
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Alexander der Große begehrt die schöne Kriegsgefangene Kampaspe, der berühmte Maler Apelles soll sie als Inbild des besiegten Theben malen. Doch auch Apelles verliebt sich in Kampaspe, verzögert wiederholt die Ablieferung des Bildes. Ein leidenschaftliches Denk-und Liebesdrama nach Motiven des frühen elisabethanischen Dramas "Campaspe" (1584) von John Lyly.

"Es geht um eine Kunstreflexion: um die Frage nach der dem mimetischen Abbilden des Schönen wie des Schreckens selbst innwohnenden Gewalt, um das Thema der Kunst zwischen Wahrheitsanspruch und Indienstnahme durch die Mächtigen." (Hans-Thies Lehmann)
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Besetzung ad libitum
Im persischen Nationalepos "Shahname" entfaltet Persiens berühmtester Dichter Firdausi eine Chronik der Könige seines Landes von der mythischen Erschaffung der Welt bis zu der islamischen Invasion im achten Jahrhundert. Wie keine andere Figur hält die ins Titanische gesteigerte, Generationen überdauernde Heldenfigur Rostam diesen gewaltigen epischen Bogen zusammen. Rostam rettet Iran vor äußeren Feinden, innerem Zwist und vor der Schwäche seiner eigenen Könige. Aber im Spannungsfeld mythischer Kräfte von Licht und Finsternis tötet er im Zweikampf auch seinen Sohn und fällt schließlich den Widersprüchen seiner eigenen Größe zum Opfer.
Simon Werle hat aus der ausufernden Fülle der Episoden und Gestalten dieses Riesenwerkes einen Kern zentraler Leitmotive destilliert und das Epos einer ganzen Nation zu einem Drama verdichtet.
Besetzung ad libitum
1D-3H
UA: Städtische Bühnen Münster, 20.9.2006. R: Katharina Rupp
Das Stück spielt in einer Kleinstadt in der Nähe von Bordeaux, wo Jakob, ein deutscher Maler, als Stipendiat lebt. Er gibt auch Kunstunterricht in den Schulen der Stadt. Eine seiner Schülerinnen ist Catherine, die mit dem Berufsschüler Jean-Luc verbunden ist. Jakob hat in seinem Auto einen fremdländischen älteren Mann mitgenommen, Diego, der vor 18 Jahren schon einmal hier lebte, und der sich als der verschwundene Vater von Catherine herausstellt. In dem strengen Rahmen des Vier-Personen-Spiels mit seinen nahezu klassischen Einheiten von Ort, Zeit und Handlung vollzieht sich (wie in einem Ibsen-Stück) die Aufdeckung der Vorgeschichte – damit verbunden Catherines Suche nach ihrer Identität und die Tragödie Diegos, der zwischen den Kulturen Paraguays und Frankreichs zerbrochen ist. Unvereinbar scheint das Weltverständnis von Vater und Tochter, das nichteuropäische und das französische, das sich noch einmal spiegelt in dem deutschen Maler. Das Werben des Vaters um die Tochter kann vordergründig nur misslingen, aber in der Vergegenwärtigung von Catherines Trauma vollzieht sich vielleicht auch eine Heilung mit den Kräften von Diegos Ursprüngen, mit denen er – dafür steht das Bild des Falken – noch punktuell verbunden ist, die ihn jedoch selbst auch nicht mehr retten können. Simon Werles Kammerspiel ist eine subtile Erkundung unserer zivilisatorischen Verstörungen und zeigt zugleich die (vergeblichen?) Versuche, wenn nicht sie zu heilen, so doch ein Überleben zu ermöglichen.
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nach Molière und Niccolò Barbieri
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Eine frühe Komödie Molières, von Simon Werle zugespitzt, bearbeitet und übersetzt. Der Knallkopf steht noch ganz unter dem Einfluss der italienischen Typenkomödie, der commedia dell’arte. Lelio liebt die in Sklaverei geratene junge, schöne Sizilianerin Celia. Sein Vater allerdings möchte, dass er eine andere Frau heiratet, und will ihm deshalb kein Geld geben, um Celia freizukaufen. Zum Glück hat der unbedarfte Lelio einen listigen, mit allen Wassern gewaschenen Diener, Mascarille, der ihm gerne helfen will. Das Dumme ist nur: Lelio, dieser Knallkopf, durchschaut die Intrigen seines Dieners nicht und durchkreuzt dessen gute Absichten immer wieder. Damit treibt er seinen Diener fast zur Verzweiflung. Trotzdem kommt es nach etlichen Wirren zu einem wunderbaren Happy End.
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UA: Vereinigte Städtische Bühnen Krefeld und Mönchengladbach, 24.3.2000. R: Bernarda Horres
DER WEICHSELZOPF entzieht sich der herkömmlichen Nacherzählung. Es gibt zwar eine Handlung, sogar eine Kriminalhandlung, die mit einer Liebesgeschichte verbunden ist - und doch vollzieht sich das dramatische Geschehen kaum in einer "realistischen" Aktion. Wie im Märchen entsteht innerhalb der realen Welt eine zweite Wirklichkeit der Phantasie:
Da sind Jale, das Mädchen mit dem Weichselzopf, und Juan, der junge Mann mit dem Herzen so groß wie ein Kuheuter: die beiden Liebenden. Da ist die böse Ziehmutter und Tante in ihrem Fischgeschäft, und der gute Onkel in seinen Rosenbüschen. Die Obrigkeit wacht im Zollhäuschen an der Grenze in Gestalt der beiden Zollbeamten Weyrauch und Braun.
Die beiden Liebenden sind anders als die anderen, sie erfinden sich ihre eigenen Wirklichkeit, ihre eigene Sprache. Juan wohnt in der großen Kastanie am stillgelegten Steinbruch, Jale hält sich Dohlen, sie verloben sich in einem verlassenen Viadukt, erwarten (oder erfinden?) sich ein Kind, das sie wieder verlieren.
Die Kriminalgeschichte geht um Drogen, Juan Knechtblock ist ihr möglicher Kurier, die Zollbeamten haben ihn im Visier, stellen ihm eine Falle. Kober ist der geheimnisvolle Mann im Hintergrund, der niemals auftritt. Die Geschichte bleibt im Dunkeln.
Das alles spielt in Hangard, einer Kleinstadt an der Grenze mit Zollstation und verlassenem Viadukt, unter dem die Rekruten grölen... eine kalte, unfrohe Gegend: "Wenn es dunkel wird, wird Hangar weiß."

DER WEICHSELZOPF ist ein Stück poetisches Theater - und eine Herausforderung an das Theater, an seine Möglichkeiten zu zaubern und zu verzaubern.
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Simon Werle hat nicht nur Shakespeares "Othello" neu übersetzt, sondern er hat zudem auch ein Kammerspiel für fünf Personen daraus destilliert, das in 24 Zweierszenen dem Drama auf den Grund geht: DESDEMONA.
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Hillside Avenue, Berkeley/California. Ein etwas heruntergekommenes Anwesen mit Blick auf die San Francisco Bay. Es ist heiß. Seit 37 Wochen bleibt der Regen aus. Die Waschbären betteln nicht mehr, sie räubern. Der Student Laurence baut einen Zaun um das Anwesen, der Arbeiter Fred versucht, mit seinen Baumaschinen einen Erdrutsch auf der Baustelle gegenüber aufzuhalten. Ein älterer Mann, Saz, treibt sich herum, trinkt und fährt die Textilien aus, die Arlene, eine attraktive ehemalige Prostituierte, in ihrem Nähzimmer herstellt. Dora ist die mütterliche Chefin der kleinen Kommune, die wie zufällig zusammengekommen wirkt, aber doch durch eine gemeinsame Suche verbunden ist.
Denn im Hintergrund wirkt der japanische Heilslehrer Kamamura, für den man arbeitet und zu dem man im Dojo betet. Dabei ist die Suche nach einem Partner (oder nach Gott) für die einzelnen Bewohner der Hillside Avenue höchst unterschiedlich...
Ein Stück um Lebensangst und Pseudoreligiosität, um die Vermengung von Gott- und Partnersuche und um die Konflikte einer kleinen Gemeinschaft auf Realitätsflucht.
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2H
Hippolytos, Sohn des Theseus, ist Gegenstand eines Bildes, das der berühmte Maler Parrhasios im Auftrag von Theseus' Frau Phädra angefertigt hat. In deren Schlafzimmer hängt das Porträt, bei seinem Anblick verzehrt sich Phädra nach dem Stiefsohn. Den lange verschollenen Theseus lässt sie für tot erklären; Hippolytos soll nach ihrem Willen die Krone von Troizen erben.
Aber auch Theseus und seine berühmten Heldentaten wurden von Parrhasios gemalt. Und so sucht Hippolytos bei ihm und den Bildern die Begegnung mit dem Vater. Die Bilder werfen für den jungen Königssohn aber nicht nur die Frage auf, wie ein Staat zu führen sei, mit Kriegs- oder mit Staatskunst, sie werden für den kunstsinnigen Hippolytos selber Gegenstand des ästhetischen Interesses: Wie ist Wirklichkeit abbildbar?
Am Beispiel des von Parrhasios gemalten Prokustes, für den – um realistisch dargestellt werden zu können – im Auftrag von Theseus ein Sklave als Modell gefoltert wird, entwickelt sich ein Dialog über Kunst und Wirklichkeit. Verhandelt wird auch die Verantwortung des Künstlers: Die Schuld, die Parrhasios mit dem Foltertod seines Modells auf sich geladen hat, veranlasst ihn, den Leichnam in seinem Garten zu begraben und über der Grube einen Feigenbaum zu pflanzen. Doch die Natur lässt sich nicht versöhnen...

"Werle erfindet eine indirekte, eine schräge Perspektive auf den Stoff: das Thema des gequälten Körpers und der unaufhebbaren Schuld auch der Kunst spielt sich allein in Szenen zwischen Hippolytos und einem Maler ab, der in seines Vaters, des Königs Theseus‘ Auftrag ein Gemälde unsäglicher Folterqualen anfertigen musste." (Hans-Thies Lehmann)
2H
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Québec um 1700. In der Missionssiedlung Kahnawake versuchen französische Missionare und Ordensschwestern, den versprengten Angehörigen vormals verfeindeter indianischer Stämme mit dem Evangelium auch französische Kultur und Zivilisation nahezubringen. Die exemplarischen Bemühungen der Novizin Soeur Parousie um die verwaiste Häuptlingstochter Teswiona gelangen ebenso wie die des Jesuiten Pater Renaude über das Stadium äußerer Dressur nicht hinaus; zu stark ist der Widerstand ihres irokesischen Clans, zu tief die Fremdheit der jeweiligen Lebenswelten. Erst als der Krieg zwischen England und Frankreich um die Vorherrschaft in Kanada den prekären Frieden der Siedlung zerstört, zerbrechen im Kampf um das physische Überleben bislang unüberwindbare Barrieren nicht nur zwischen Territorien, sondern auch zwischen Bewusstseinswelten.
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Besetzung ad libitum
UA: Schauspiel Frankfurt, 1.12.2013. R: Thibaud Delpeut
Als Achill im Trojanischen Krieg fällt, erwartet Ajax als treuer Kampfgefährte seine Waffen zu erben. Doch die Heerführer der Griechen sprechen sie stattdessen dem Odysseus zu. Ajax fühlt sich so sehr getäuscht, dass er die Heerführer aus Rache töten will. Doch die Göttin Athene lässt ihn in seiner Raserei Tiere schlachten. Als Ajax, wieder bei Sinnen, seinen Irrtum erkennt, beschließt er sich umzubringen. Selbst seine Frau und sein Sohn können ihn nicht davon abbringen.

Sophokles’ älteste erhaltene Tragödie (um 450 v.Chr.) ist GANZ GROSSES KINO: Eine Geschichte über Freundschaft und Enttäuschung, über verletzten Stolz und falsch verstandene Prinzipientreue, über Leidenschaft und das Unglück, das sie bringen kann, über Erkenntnis und den Selbstmord als einzigen Ausweg, über Schuld und Versöhnung - und dies alles in Zeiten des Krieges. Ein wildes Spiel, eine schroffe Tragödie – die in der neuen Übersetzung von Simon Werle erstmalig in ihrer ganzen Wucht und Klarheit zu lesen und zu begreifen ist.

Besetzung ad libitum
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UA der Übersetzung: Deutsches Theater Berlin, 5.3.2000. R: François Michel Pesenti
Der italienische Renaissancedichter Torquato Tasso ist meist nur noch als Bühnengestalt Goethes bekannt. Er gilt als Urbild des Genies, das an der herrschenden Ordnung scheitert und darüber irre wird. Die literarische Figur lebt, der Künstler und sein Werk sind nahezu vergessen. 500 Jahre nach der Uraufführung hat Simon Werle Tassos Hirtenspiel AMINTA wieder entdeckt. Seine Übersetzung wurde 2000 am Deutschen Theater in Berlin erstaufgeführt.
4D-6H (Chor)
4D-4H
UA der Übersetzung: Bayerisches Staatsschauspiel München, 9.10.1994. R: Thomas Reichert
Für seine Racine-Übersetzungen erhielt Simon Werle den Celan-Preis, "weil seine Übertragung Racinescher Theaterstücke, die seit Lessing im deutschsprachigen Raum für nahezu unübersetzbar und unaufführbar galten, in eine angemessene deutsche Tragödiensprache hohe Maßstäbe setzt" (aus der Begründung der Jury).
4D-4H
3D-6H (Chor)
UA der Übersetzung: Schauspielhaus Salzburg, 21.9.2011. R: Thomas Oliver Niehaus
Seit Jahren beschäftigt sich Simon Werle mit diesem Stoff; der Übersetzung der ANTIGONE ging seine Variation ANTIGONES HÄNDE voraus. Klarheit, Bildkraft, Dichte und Klang charakterisieren sein ANTIGONE-Übertragung, deren Besonderheit die Aufgabe des jambischen Trimeters ist - zugunsten eines freien jambischen, prosanahen Duktus.
3D-6H (Chor)
2D-5H
UA der Übersetzung: Theater Neumarkt, Zürich, 26.11.1997. Regie: Jean-Francois Pesenti
Für seine Racine-Übersetzungen erhielt Simon Werle den Celan-Preis, "weil seine Übertragung Racinescher Theaterstücke, die seit Lessing im deutschsprachigen Raum für nahezu unübersetzbar und unaufführbar galten, in eine angemessene deutsche Tragödiensprache hohe Maßstäbe setzt" (aus der Begründung der Jury).
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3D-3H
UA der Übersetzung: Bayerisches Staatsschauspiel München, 26.09.1987. R. Volker Hesse
Für seine Racine-Übersetzungen erhielt Simon Werle den Celan-Preis, "weil seine Übertragung Racinescher Theaterstücke, die seit Lessing im deutschsprachigen Raum für nahezu unübersetzbar und unaufführbar galten, in eine angemessene deutsche Tragödiensprache hohe Maßstäbe setzt" (aus der Begründung der Jury).
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US (als Hörspielproduktion): ORTF/Théâtre du Quai, Straßburg, 1972. R: Jacques Taroni.
UA (als Theaterproduktion): Schauspiel Bonn, 17.11.1991. R: Valentin Jeker
Der Hausherr ist gestorben. Sein Tod droht die alte Ordnung und mit ihr auch die Hinterbliebenen ins Chaos zu stürzen. Ein magisch leuchtender Totentanz einer dem Untergang zutreibenden Welt.
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Besetzung ad libitum
DAS GERETTETE VENEDIG, ein letzter Nachklang der großen Renaissancetragödie, vereint noch einmal die politische Aktion mit einer unbedingten Liebesgeschichte. Pierre und Renault sind die Anführer einer gegen den venezianischen Senat gerichteten Verschwörung. Für ihren Staatsstreich gewinnen sie Jaffeir, den Helden des Stückes, verheiratet mit der schönen Belvidera, Tochter des Senator Pruili, von diesem jedoch wegen der Armut Jaffeirs verstoßen. Ähnlich schuldig macht sich der Senator gegenüber Jaffeirs Freund Pierre, dem er seine Geliebte Aquilina ausspannt. Beide, Pierre wie Jaffeir, betreiben die Rebellion aus persönlichen Rachemotiven, weniger aus politischem Idealismus. Jaffeir liefert seine Frau den Verschwörern als Geisel aus, die sie töten sollen, wenn er sich als illoyal erwiese. Damit ist der Konflikt zwischen Freundschaft und Verrat, Liebe und Ehre vorprogrammiert, als dessen Folge sowohl die Verschwörung aufgedeckt wird wie auch alle Protagonisten zu Tode kommen.
Die sensationelle Handlung ist jedoch nur der Hintergrund, vor dem sich die inneren Kämpfe der Hauptfiguren abspielen: die Ehefrau, die mit geradezu strindbergschen Mitteln ihren schwachen Mann zum Verrat bringt, der wiederum aus Männerliebe zu seinem Freund diesen zum Tod befördert, ganz zu schweigen von den verblüffend komisch-indezenten masochistischen Szenen zwischen dem alten Antonio und der Hetäre Aquilina. Ein Drama der überheizten Gefühle, des rhetorischen Überschwangs, der in starken Farben gemalten Bilder.

DAS GERETTETE VENEDIG: ein berühmter Titel, aber Stück und Autor sind so gut wie unbekannt. Dennoch wurde "Venice Preserv'd" lange Zeit zu den bedeutendsten englischen Tragödien neben denen Shakespeares gezählt. Fast zwei Jahrhunderte später schuf Hugo von Hofmannsthal eine die historischen Quellen wie die psychologischen Elemente stark betonende Umdichtung. Simon Werle, vertraut mit der Sprache und der Welt des europäischen Klassizismus und Barock, geht wieder auf Otways Original zurück, versucht mit seiner neu übersetzten Fassung das Drama wieder für die Bühne zu gewinnen.
Besetzung ad libitum
4D-8H
UA der Übersetzung: Deutsches Theater Berlin, 11.12.1993. R: Alexander Lang
DER CID ist für die Franzosen, was für uns der "Faust": Der Cid, legendärer Befreier des katholischen Spanien von der maurischen Kultur, spielt ein Drama um Liebe und Ehre. "Zelebriert werden die Wunschtugenden der Erfüllung individueller Forderungen bei Hintanstellung persönlicher Neigungen." (H.P. Pullem)
4D-8H
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UA der Übersetzung: Städtische Bühnen Münster, 12.9.2008. R: Markus Kopf
Simon Werle hat Molières "Malade imaginaire" nicht nur übersetzt, sondern in der Handlungsführung auch in Teilen bearbeitet: Während die ersten beiden Akte den Charakter einer weitgehend originalgetreuen Übersetzung haben, trägt der dritte Akt dieser deutschen Version den Charakter einer freien Bearbeitung mit dem Ziel, die Handlung stringenter zu fassen und in einzelnen Szenen das Potential an Spannung und Drastik stärker auszuschöpfen.
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Kahnawake
R: Ulrich Lampen
Produktion: SWR 2017
Erstsendung: 26.03.2017
Zwei Tragödien
Sophokles’ kaum bekannte, älteste erhaltene Tragödie AJAX (um 450 v.Chr.) ist ganz großes Kino: Eine Geschichte über Freundschaft und Enttäuschung, über verletzten Stolz und falsch verstandene Prinzipientreue, über Leidenschaft und das Unglück, das sie bringen kann, über Erkenntnis und den Selbstmord als einzigen Ausweg, über Schuld und Versöhnung – und dies alles in Zeiten des Krieges. Ein wildes Spiel, eine schroffe Tragödie – die in der neuen Übersetzung von Simon Werle erstmalig in ihrer ganzen Wucht und Klarheit zu lesen und zu begreifen ist.

Sophokles’ unsterblichen Klassiker ANTIGONE hat Simon Werle ebenfalls neu übersetzt. Klarheit, Bildkraft, Dichte und Klang zeichnen diese Übersetzung aus, in der jedoch die Eigenart, der Rhythmus und auch die Fremdheit des Originals immer durchscheinen und so für den heutigen Leser und Zuschauer erfahrbar bleiben.

136 Seiten. broschiert. 12€
ISBN: 978-3-88661-358-8

Das große französische Jahrhundert wurde auf den deutschen Theatern bisher vor allem durch Molière repräsentiert: Corneille und Racine waren "für das deutsche Publikum bestenfalls staunenswerte Monumente" (Georg Hensel). Das sind sie seit Simon Werles neuen Versübertragungen nicht mehr: die "grande tragédie" ist auch bei uns spiel- und lesbar geworden. Nach Simon Werles hochgelobten Übersetzungen von Racine und Molière, hier nun die zwei berühmtesten Stücke von Pierre Corneille: "Der Cid" und "Spiel der Illusionen".
"Der Cid" ist für die Franzosen, was für uns der "Faust": das nationale Drama schlechthin. Der Cid, legendärer Befreier des katholischen Spanien von der maurischen Kultur, spielt in einem theatralischen Spanien, ein Drama um Liebe und Ehre: "Zelebriert werden die Wunschtugenden der Erfüllung individueller Forderungen bei Hintanstellung persönlicher Neigungen." (H.J. Pullem)
Das "Spiel der Illusionen", vom Autor selbst zugleich als Komödie und als "fremdes Monstrum" bezeichnet, ist in den letzten Jahren immer wieder als ein höchst modernes Spiel im Spiel entdeckt worden: "In diesem Stück spielt Corneille mit den barocken Formen. Er springt darin mit der Heterogenität der Handlung, mit den Überraschungseffekten, den Verkleidungen und Verwechslungen souverän, ja übermütig um. Selbst die Grausamkeiten und SChrecken, die Duelle, Todesmonologe, nächtlichen Entführungen, Morder - woran es nicht fehlt - amüsieren nur, weil sie nur Spiel sind, denn das ganze Theater ist hier nur Spiel, es will nichts anderes sein als eben 'Illusion comique'." (Jürgen von Stackelberg)

168 Seiten. broschiert. 14€
ISBN: 978-3-88661-161-4

Molière ist so groß, das man immer von neuem erstaunt, wenn man ihn wieder liest. Er ist ein Mann für sich, seine Stücke grenzen ans Tragische, sie sind apprehensiv, und niemand hat den Mut, es ihm nachzutun (Goethe 1825)
Molières Komödien gehören immer zum festen Kanon des deutschen Theaters, in vielerlei Formen der deutschen Transposition.
Nach dem "Theaterwunder" seiner Racine-Übertragungen (Peter Iden) legt Simon Werle seinen deutschen Molière vor, natürlich in Versen und selbstverständlich gereimt, ein Unternehmen, das zum Ende dieses Jahrhunderts längst fällig war.
"Es ist bereits jetzt zu erkennen", hieß es in der Laudatio zum Johann-Heinrich-Voss-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, der Werle 1992 verliehen wurde, "dass seine neue Version das neue deutsche Original des alten französischen Komödianten sein wird – zumindest für eine Generation."
Simon Werle zu den Prinzipien seiner Molière-Übertragungen: "Die Genauigkeit, die die vorliegende Übersetzung anstrebt, bezieht sich auf drei unterschiedliche Ebenen gleichermaßen:
- auf die zeilengenaue inhaltliche Übereinstimmung mit dem Wortlaut des Originals,
- auf einen möglichst präzisen Nachvollzug des rhetorischen Aufbaus der einzelnen Repliken und Tiraden
- und auf die Wahrnehmung der geschlossenen Form von Vers und Reim."
Simon Werles Übertragung lebt von der variablen Anzahl der Versfüße, der bewussten Einbeziehung unreiner Reime und dem freien Wechsel verschiedener Reimarten. "In diesem lockeren Gerüst eines redenahen Rhythmus und eines relativ unauffälligen, organisch aus dem Sinnganzen des Verses erwachsenden Reimspiels sollte sich das deutsche Satzgefüge ohne syntaktische Verrenkung und archaisierendes Gekünstel dem Fluss der französischen Vorlage so anschmiegen, dass es mit dem semantischen Gehalt der Kernwörter auch deren Position innerhalb des Verses respektiert, im Idealfall also das Original durchpaust."

192 Seiten. broschiert. 14€
ISBN: 978-3-88661-141-6

15 Stücke
Ein Monodrama ist ein Stück, das mit nur einer Person auf der Bühne auskommt. Im Gegensatz zu seinem Stiefbruder, dem Monolog, kann das Monodrama für sich alleine stehen und, anders als sein kleiner Bruder, das Minidrama, sogar abendfüllend sein. In Buchform liest es sich (fast) wie Prosa. Das Genre kann die vielfältigsten Formen annehmen. Karlheinz Braun hat ein breites Spektrum zusammengestellt, spannend zu lesen, größtenteils unveröffentlicht - und für Schauspielerinnen und Schauspieler ein reiches Rollenfutter: Da gibt es Virtuosennummern für Komödianten, Märchen für sich in mehrere Rollen verwandelnde Multidarsteller, irrwitzige Sprachspiele und dramatische Biografien, Liebesspiele und Lebensbeichten, politisches Theater, Psychogramme von Menschen in Extremsituationen - bis hin zum Meta-Theater, das die Bühnensituation reflektiert und den Dialog mit dem Publikum sucht.

Inhalt: Marc Becker, ICHICHICH / John Clancy, EVENT / Thea Dorn, BOMBSONG / Rainer Werner Fassbinder, A NORMAL HUMAN UGLY VOICE / Wilfried Happel, IM KÖRPER EINER ANDEREN FRAU / Barbara Honigmann, DIE SCHÖPFUNG / Ulrich Hub, FRÄULEIN BRAUN / Gert Jonke, REDNER RUND UM DIE UHR / Fitzgerald Kusz, MAMA / Dea Loher, SAMURAI / Gert Loschütz, SAMMLER DES SCHRECKENS / Claudius Lünstedt, FREIBURG / Kerstin Specht, MARIELUISE. EIN BERICHT / F. K. Waechter, DIE EISPRINZESSIN / Simon Werle, PALTRUSCHEKS TOCHTER.

376 Seiten. broschiert. 22€
ISBN: 978-3-88661-363-2

Acht Stücke im antiken Kontext
Mit einem Nachwort von Hans-Thies Lehmann
Je mehr sich der vielfach ausgezeichnete Übersetzer Simon Werle mit seiner Übertragung griechischer Tragödien in die Antike versenkte, desto stärker gewann er den Eindruck, es gehe von den altgriechischen Texten ein eigentümlicher Sog zum Weiterdichten aus. So entstand im Laufe eines Jahrzehnts eine Serie von acht dramatischen Dichtungen, die klassische Heldinnen wie Antigone und Medea neu beleuchten, sich vor allem aber mit Gestalten wie dem von Apollo gehäuteten Satyr Marsyas oder dem in einen Hirsch verwandelten Jäger Aktaion auf dramatisches Neuland wagen. Ein höchst ungewöhnliches Unterfangen: die Mutation der Antike in dramatische Dichtung des 21. Jahrhunderts.
Werle verzichtet auf vordergründige Aktualisierung und sucht innerhalb der antiken Bildwelt die Auseinandersetzung mit Grundfragen der Politik, der Ästhetik, der Philosophie und der klassischen Schicksalstragödie. Der Leser hat die Chance, sich einzulassen auf Begegnungen mit einer nur scheinbar fernen Welt der menschlichen Bäume, der Kentauren und sprechenden Zecken, der Feldherren und Philosophen, und nicht zuletzt mit den Gottheiten des klassischen Griechenland und des alten Ägypten.

Inhalt:

HIPPOLYTOS. Der Menschenbaum
MELOS. Die Invasion
MARSYAS. Der Wettstreit
AKTAION. Die Verwandlung
MEDEA. Das Sonnenfleisch
THEBEN. Die Botschaft
NAUKRATIS. Die Doppelstadt
APELLES UND KAMPASPE. Das Vexierbild

392 Seiten. broschiert. 22€
ISBN: 978-3-88661-365-6

Die Tragödien des Jean Racine galten in Deutschland, zumal nach Lessings gnadenlosem Verdikt, nicht nur als unspielbar, sondern auch als unübersetzbar. Schiller, der selbst eine deutsche Übertragung der "Phädra" geschaffen hat, bemerkt dazu in einem Brief an Goethe: "Wenn man in der Übersetzung (von französischen Stücken) die Manier zerstört, so bleibt zu wenig poetisch Menschliches übrig, und man behält die Manier bei und sucht die Vorzüge derselben auch in der Übersetzung geltend zu machen, so wird man das Publikum verscheuchen."
Es ist das Verdienst von Simon Werle, durch eine neue Übersetzung die großen Tragödien des französischen Klassikers für das deutsche Theater entdeckt und aufführbar gemacht zu haben.

Für seine Racine-Übersetzungen erhielt Werle 1988 den Paul-Celan-Preis.

160 Seiten. broschiert. 18€
ISBN: 978-3-88661-074-7

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