Jürgen Gosch

geboren 1943 in Cottbus, beginnt er als 18-jähriger sein Schauspielstudium an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ Berlin. Nach einem Schauspielengagement am Landestheater Parchim, wo er in Fritz Marquardts Inszenierung des "Woyzeck" den Doktor spielte, kam er nach Potsdam, wo er als Regisseur debütierte. Fritz Marquardt holte ihn an die Volksbühne. Als seine Inszenierung von Georg Büchners "Leonce und Lena" aus politischen Gründen 1978 abgesetzt wurde, zog Gosch in die Bundesrepublik. Nach Stationen in Hannover und Bremen landete er in Köln mit seinen Inszenierungen "Nachtasyl" von Maxim Gorki, "Der Menschenfeind" von Molière und seiner Sophokles-Bearbeitung des "Ödipus" 1984 mit Ulrich Wildgruber in der Titelrolle seine... ersten großen Erfolge im Westen. Jürgen Flimm holte ihn daraufhin an das Thalia Theater Hamburg, wo er bis 1988 blieb. 1989 scheiterte er als Nachfolger von Peter Stein und Luc Bondy an der Schaubühne am Lehniner Platz und verließ das Theater nach nur einer Saison in der Leitung, um als freier Regisseur in Frankfurt am Main und am Schauspielhaus Bochum zu arbeiten. 1993 holte ihn Intendant Thomas Langhoff an das Deutsche Theater Berlin, und er blieb hier fest engagiert bis 1999. Seitdem war er wieder als freier Regisseur tätig. Jürgen Gosch starb 2009.

Auszeichnungen (Auswahl):

Ab 1982 regelmäßig Einladungen zum Berliner Theatertreffen
1984 Deutscher Kritikerpreis
2004 Regisseur des Jahres (Theater heute)
2006 Faust-Theaterpreis in der Kategorie „Beste Regie im Schauspiel“
2006 Deutscher Kritikerpreis
2008 Inszenierung des Jahres (Theater heute)


Werke

nach Maksim Gorkij (Gorki)
Fassung zusammen mit Wolfgang Wiens
Deutsch von Andrea Clemen
5D-12H
UA der Fassung: Schauspiel Köln, 25.10.1981. R: Jürgen Gosch
Gorkijs Sozialreportage geht dem Leben im zaristischen Russland auf den Grund, einer Welt der "gewesenen Leute", der zynisch Enttäuschten: der Lumpenproletarier, der Vagabunden und Bettler, der Hungernden, der Diebe und Falschspieler - aber auch einer abgesunkenen Intelligenz. Diese Welt verbindet sich in NACHTASYL mit einer melodramatischen Liebes- und Eifersuchtshandlung und einer inständigen, philosophisch räsonnierenden Suche nach Wahrheit, Menschlichkeit, Glauben. Das eine treibt das andere hervor: Die aussichtslose Lage der Asylbewohner verschärft die Gefühlsbeziehungen zwischen den Menschen bis zur Brutalität, bis ins Melodram; ihre Ohnmacht und Verzweiflung verlockt sie zum Rösonnement, zur philosophischen Tirade. Die Suche nach der Wahrheit als Zeitvertreibt derer, denen die Kraft zur Revolte fehlt.
5D-12H
nach Sophokles
Fassung zusammen mit Wolfgang Wiens
Deutsch von Hölderlin
2D-6H (Chor)
UA der Fassung: Schauspiel Köln, 1984. R: Jürgen Gosch
2D-6H (Chor)
von Molière
Übersetzung zusammen mit Wolfgang Wiens
3D-4H
UA der Übersetzung: Schauspiel Köln, 1983. R: Jürgen Gosch
Die "pointiert aktualisierte Versübersetzung" (Wiesbadener Kurier) von Jürgen Gosch und Wolfgang Wiens ist inzwischen mehr als 50 Mal inszeniert worden – unter anderem am Bayerischen Staatsschauspiel München, am Thalia Theater Hamburg, an der Berliner Volksbühne, am Staatsschauspiel Hannover, am Staatstheater Mainz, am Wiener Burgtheater, Deutschen Theater Berlin, Staatsschauspiel Dresden, Theater der Altstadt in Stuttgart, Schauspiel Köln und vielen anderen mehr. Auch Matthias Hartmann beschloss seine Intendanz am Schauspielhaus Bochum mit einer Inszenierung der "erstaunlich flotten Übersetzung von Jürgen Gosch und Wolfgang Wiens" (Theater heute).
3D-4H
von William Shakespeare
Übersetzung zusammen mit Angela Schanelec und Wolfgang Wiens
Besetzung ad libitum
UA der Übersetzung: Deutsches Theater Berlin, 19.10.1997. R: Jürgen Gosch
Lysander und Demetrius lieben Hermia. Hermia liebt Lysander, doch sie soll auf Befehl ihres Vaters Demetrius heiraten. Sie flieht mit ihrem Geliebten Lysander in den Wald. Helena, die Demetrius liebt, erzählt diesem von der Flucht. Demetrius verfolgt die Liebenden, Helena verfolgt verliebt Demetrius. Im selben Wald, in dem die vier umherirren, proben auch der Handwerker Zettel und seine Genossen ein Theaterstück. Elfenkönig Oberon zürnt seiner Gattin Titania, weil sich die – verliebt in einen Edelknaben – ihm verweigert. Sein Diener Puck soll mit Magie dafür sorgen, dass Demetrius nicht mehr Hermia, sondern Helena liebt. Doch der verwechselt Lysander mit Demetrius. Ein Gefühls- und Liebeschaos mit fatalen Folgen nimmt seinen Lauf. Doch nicht genug: Oberon befiehlt Puck, Titania als Rache im Schlaf einen Zaubersaft in die Augen zu träufeln, der sie in Leidenschaft zum ersten Wesen entbrennen lässt, das sie beim Erwachen erblickt. Und das ist just der prahlerische Handwerker Zettel, dem Puck einen Eselskopf angehext hat, und den sie jetzt für einen Liebesgott hält.
Shakespeares Sommernachtstraum ist mehr als ein Ausflug in eine traumhafte Phantasiewelt. Dunkel zeigt sich im Wald die Kraft der Natur, in der sich unterdrückte Energien, Instinkte und Sehnsüchte entladen, die das menschliche Begehren bestimmen.
Besetzung ad libitum
von William Shakespeare
Übersetzung zusammen mit Angela Schanelec
Besetzung ad libitum
UA der Übersetzung: Düsseldorfer Schauspielhaus, 12.5.2001. R: Jürgen Gosch
Hamlets Vater ist tödlich verunglückt. Kaum einen Monat später heiratet seine Mutter Hamlets Onkel Claudius, der zugleich auch die Machtposition des Verstorbenen übernimmt. Begräbnis und Hochzeit in so kurzem Abstand zueinander sind unschön, aber Eile ist dringend geboten: Das Nachbarland hegt Expansionspläne und in der Bevölkerung regt sich Unbehagen. Ein Vakuum an der Spitze des Staates muss um jeden Preis verhindert werden. So siegt Politik über Pietät.
Claudius’ diplomatisches Geschick wendet den drohenden Konflikt ab und das Gleichgewicht der Kräfte ist damit zunächst wieder hergestellt. Hamlet jedoch findet keine Ruhe. Sein Vater erscheint ihm, klagt, vom Bruder vergiftet worden zu sein, und fordert Rache. Hamlet zögert; entwirft Pläne zur Überführung des Mörders, stellt sich wahnsinnig, um Zeit zu gewinnen. Doch je länger er abwartet, desto größer werden die Zweifel, desto mehr verliert er die Kontrolle. Freunde stellen sich als Spitzel des Onkels heraus, Intrigen und Mordpläne umgeben ihn, selbst die Freundin Ophelia scheint Teil des Komplotts zu sein. Schließlich gibt es Tote. Hamlet schreitet zur Tat.
Besetzung ad libitum
von Pierre Corneille
Übersetzung zusammen mit Wolfgang Wiens
3D-7H
U der Übersetzung: Schauspiel Köln, 4. 5. 1985. R: Jürgen Gosch
Der Streit um die Vorherrschaft zwischen den benachbarten Städten Rom und Alba Longa soll zur Vermeidung weiteren Blutvergießens durch den Kampf zwischen je drei Vertretern der beiden Parteien entschieden werden. Das bedeutet neue Hoffnung für die miteinander verschwägerten Damilien der römischen Horatier und der Curiatier aus Alba, Hoffnung vor allem für Curiaces Schwester Sabine, die Frau des jungen Horace, und für dessen Schwester Camille, die mit Curiace verlobt ist. Da kommt die Nachricht, dass Horace und seine beiden Brüder auserwählt worden seien, für Rom zu kämpfen, während Alba die drei Curiatier zur Verteidigung ihrer Ehre bestimmt hat. ... Camille und Sabine sehen sich vor eine tragische Alternative gestellt: Wie der Kampf auch ausgeht, in jedem Fall werden beide einen geliebten Menschen verlieren. Vergeblich versuchen sie, die Krieger durch Bitten und Tränen zu erweichen. (Kindlers Literaturlexikon)
Corneilles erstes Römerdrama, dessen Stoff auf den berühmten Bericht des Livius "Ab urbe condita libri" zurückgeht, hat mit seinem Thema des Bürgerkrieges nichts an Aktualität verloren. Jürgen Gosch und Wolfgang Wiens haben eine Übersetzung der Tragödie in einer gereimten Alexandrinerfassung vorgelegt.
3D-7H
von William Shakespeare
Übersetzung zusammen mit Wolfgang Wiens
Besetzung ad libitum
UA der Übersetzung: Schaubühne am Lehniner Platz, Berlin, 19.11.1988. R: Jürgen Gosch
Die Schaubühnen-Fassung von Wolfgang Wiens und Jürgen Gosch bietet "einen aktuellen und brisanten William Shakespeare" (Thüringische Landeszeitung).
Besetzung ad libitum
von William Shakespeare
Übersetzung zusammen mit Angela Schanelec
Besetzung ad libitum
UA der Übersetzung: Deutsches Schauspielhaus Hamburg, 15.5.2003. R: Jürgen Gosch
Für das Deutsche Schauspielhaus in Hamburg hat Jürgen Gosch WIE ES EUCH GEFÄLLT "ordentlich eingedampft, mit Angela Schanelec in zupackender Direktheit neu übersetzt" (Weser Kurier).
Besetzung ad libitum

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