© Katharina Behling

Jenny Erpenbeck

geboren 1967 in Ost-Berlin. Als die studierte Musiktheater-Regisseurin (u.a. bei Ruth Berghaus, Peter Konwitschny und Heiner Müller) 1999 mit ihrem Roman "Die Geschichte vom alten Kind" debütierte, wurde sie umgehend zum »Fräuleinwunder der deutschen Literatur« erklärt. Ein Jahr später inszenierte sie selbst in Graz die Uraufführung ihres ersten, auch als Hörspiel produzierten, Theaterstückes KATZEN HABEN SIEBEN LEBEN. Seither führt sie ein Leben zwischen Regiepult und Schreibtisch. Ihr 2008 erschienener Roman "Heimsuchung" bescherte ihr zahlreiche Preise und Auszeichnungen. Lebt in Berlin.

Auszeichnungen (Auswahl):

2016 Thomas-Mann-Preis
2016 Walter-Hasenclever-Literaturpreis der Stadt Aachen
2014 Hans-Fallada-Preis der Stadt Neumünster
2013 Evangelischer Buchpreis
2013 Aufnahme in die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung
2013 Joseph-Breitbach-Preis
2012 Schubart-Literaturpreis der Stadt Aalen
2010 Literaturpreis der Stahlstiftung Eisenhüttenstadt
2009 Preis der LiteraTour Nord
2008 Solothurner Literaturpreis
2008 Heimito von Doderer-Literaturpreis
2008 Hertha-Koenig-Literaturpreis
2006 Trägerin des Stipendiums Inselschreiber auf Sylt
2004 GEDOK-Literaturförderpreis
2001 Preis der Jury beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt
2001 mehrere Aufenthaltsstipendien (Ledig Rowohlt House in New York, Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf)


Werke

in einer Fassung von Andreas Jungwirth
4D-2H
UA: Schauspielhaus Wien, 30.1.2014. R: Felicitas Brucker
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts stirbt in Galizien ein Kind. Wenn ein Kind stirbt, nimmt der Herr "viel mehr, als da war – auch alles, was aus dem Kind hätte werden können." So beginnt Jenny Erpenbecks Roman. Neunzig Jahre später stirbt in Berlin eine alte Frau. Dazwischen liegen fünf mögliche Leben, die in Summe eines ergeben. Aber entlang dieser fünf Möglichkeiten spannt sich auch das Panorama eines ganzen Jahrhunderts auf, das geprägt ist von Krieg, Gewalt und totalitären Systemen.
Für das Schauspielhaus Wien schrieb Andreas Jungwirth eine Bühnenfassung, die das Was-wäre-wenn-Spiel des Romans durchspielt, konzentriert auf die Figur, die immer aufs Neue aus ihrem Leben gerissen wird. Aber an dem Tag, an dem gestorben wird, ist noch nicht aller Tage Abend. Alles hätte auch anders kommen können. Es gibt nicht eine Ursache, warum ein Leben scheitert, es gibt viele, und manchmal genügt ein Blick, eine Ablenkung, um alles zu ändern. Sechs SchauspielerInnen untersuchen, wie es im Einzelfall so weit kommen konnte, erinnern sich, entwerfen Biographien. Sie nähren sich den Figuren und halten Abstand. Aus ihrer Perspektive können sie die Lebensfäden der Figuren immer wieder neu verknüpfen, tabula rasa machen, und ganz einfach eine neue Möglichkeit behaupten.
4D-2H
Musik von Ludwig van Beethoven
UA: operklosterneuburg, Klosterneuburg, 8.7.2007. R: Karl Michael Sibelius
DE: Theater Hagen, 18.4.2015. R: Gregor Horres
An seiner einzigen Oper hat Ludwig van Beethoven über zehn Jahre lang gearbeitet. Nicht nur sind dabei insgesamt vier verschiedene Ouvertüren entstanden, sondern vor allem hat der Komponist das Werk zunehmend durch Straffungen und Temposteigerungen verdichtet. Für die operklosterneuburg hat Jenny Erpenbeck eine neue zeitgemäße Dialogfassung geschrieben. Sie schafft eine eigene Perspektive auf die Oper und lässt eine gealterte Leonore zurückblicken auf das Geschehen, das sie immer noch bewegt. In die Erinnerung an die damaligen Gefühle, an den Mut, den sie nötig hatte, und die Liebe, die sie antrieb, mischt sich aber auch Skepsis. Viel Zeit ist vergangen, im Rückblick wird spürbar: die großen Hoffnungen von damals sind verklungen.
1D
UA: Burgtheater Wien, 27.1.2017. R: Barbara Frey
Jenny Erpenbecks Monolog zeigt eine Frau, die aus Angst vor Terror und Krieg jede Menschenansammlung meidet. Die sich verkriechen möchte - unter dem Tisch oder, besser noch, im Theater. Aber auch dort wartet eine Menschenmenge auf sie: das Publikum. Immer mehr steigert sie sich in Phantasien der Abschottung hinein, mit der Bühne als letzter Bastion gegen ein bedrohliches Außen.

Entstanden für das Projekt "Ein europäisches Abendmahl" am Burgtheater Wien, das sich mit unserer Lage in Europa heute aus weiblicher Perspektive auseinandersetzt.
1D
Besetzung ad libitum
Wie erträgt man das Vergehen der Zeit, wenn man zur Untätigkeit gezwungen ist? Wie geht man um mit dem Verlust derer, die man geliebt hat? Wer trägt das Erbe weiter? Richard, emeritierter Professor, kommt durch die zufällige Begegnung mit den Asylsuchenden auf dem Oranienplatz auf die Idee, die Antworten auf seine Fragen dort zu suchen, wo sonst niemand sie sucht: bei jenen jungen Flüchtlingen aus Afrika, die in Berlin gestrandet und seit Jahren zum Warten verurteilt sind. Und plötzlich schaut diese Welt ihn an, den Bewohner des alten Europas, und weiß womöglich besser als er selbst, wer er eigentlich ist.
Jenny Erpenbeck erzählt auf ihre unnachahmliche Weise eine Geschichte vom Wegsehen und Hinsehen, von Tod und Krieg, vom ewigen Warten und von all dem, was unter der Oberfläche verborgen liegt.
Der Verlag der Autoren vertritt die Stoffrechte für Bühnenumsetzungen von GEHEN, GING, GEGANGEN (Albrecht Knaus Verlag 2015, ISBN 978-3813503708). Jedes Theater kann sich eine eigene Spielfassung nach dem Roman einrichten.
Besetzung ad libitum
Besetzung ad libitum
UA: Staatstheater Kassel, 28.3.2003. R: Gundula Weimann
Ein Mädchen wird gefunden, nachts auf einer Straße, einen leeren Eimer hat es in der Hand. Es ist nicht schön noch häßlich, niemand kennt seinen Namen, niemand weiß, woher es kommt, niemand weiß, wer seine Eltern sind. Niemand, auch das Kind selbst nicht. Also wird es in ein Heim gesteckt und auf eine Schule geschickt. Eine verstörende Aura der Formlosigkeit umgibt dieses Geschöpf; jeder Versuch der Kontaktaufnahme prallt zurück wie ein Ball von der Wand. Nur ganz selten scheint es, als wisse das Kind mehr, als es preisgibt – doch wer versucht, sein Geheimnis zu durchschauen, hat das Gefühl, er blicke in einen blinden Spiegel...

In ihrer ersten Veröffentlichung gelingt es Jenny Erpenbeck, der wundersamen Gestalt des alten Kindes eine ganz eigene Sprache zu geben. Eine Sprache, die auf faszinierend-verstörende Weise alles fasst: die Magie der Fremdheit, das Staunen über die Welt, das Geheimnis des Kindes. Mit ihrem hochgelobten Debüt hat sich Jenny Erpenbeck als eine der ganz großen Hoffnungen der jungen deutschen Literatur erwiesen.

Der Verlag der Autoren vertritt die Stoffrechte für Bühnenumsetzungen der GESCHICHTE VOM ALTEN KIND (btb Verlag). Jedes Theater kann sich eine eigene Spielfassung nach der Erzählung einrichten.
Besetzung ad libitum
2D-1H
UA: Vereinigte Bühnen Graz, 30.1.2000. R: Jenny Erpenbeck
Um Liebe und Gewalt geht es, Entfremdung und Abhängigkeit, doch über allem Schrecken liegt der Zauber der Sprache. Zwei Frauen, wie ein Doppelwesen aneinandergeschmiedet, kommen nicht voneinander los. Sie versuchen es, doch selbst wenn sie sich gegenseitig umbringen, erstehen sie immer wieder auf. Wie unter Zwang bleiben sie zusammen und spielen verschiedene Leben durch.
2D-1H
Besetzung ad libitum
Die Handlung spielt auf drei Ebenen: im Gerichtssaal, auf der Straße, im Hause Kennedys, den Patty wegen Vergewaltigung verklagt hat. In einer knappen Szenenfolge gelingt es Jenny Erpenbeck mit Wiederholungen und Rückblenden, das Oberflächenbild aufzureißen, dunkle Stellen sichtbar zu machen, andere Realitäten möglich erscheinen zu lassen.
Besetzung ad libitum
Besetzung ad libitum
UA: Theaterwerkstatt Pilkentafel, 1.9.2011. R: Elisabeth Bohde
Eine junge Frau erinnert sich an ihre wohlbehütete Kindheit in einem südamerikanischen Land und kommt einem dunklen Geheimnis auf die Spur: Die Eltern, die sich so fürsorglich um sie gekümmert haben, sind nicht ihre leiblichen Eltern. Sie sind Teil eines terroristischen Regimes, das auch ihre Eltern umgebracht hat.

Der Verlag der Autoren vertritt die Stoffrechte für Bühnenumsetzungen von WÖRTERBUCH (btb Verlag). Jedes Theater kann sich eine eigene Spielfassung nach dem Roman einrichten.
Besetzung ad libitum
Katzen haben sieben Leben
Produktion: DLR 2003
Erstsendung: 28.11.2003
50 Min.
In ihrem viel gespielten Theaterstück KATZEN HABEN SIEBEN LEBEN beschreibt Jenny Erpenbeck mit äußerst knapper, lakonischer Sprache Machtduelle zweier Frauen in unterschiedlichen Rollen. Ob Herrin oder Sklavin, Chefin oder Angestellt, Mutter oder Tochter - die Beziehungen der Frauen erscheinen stets im Spannungsfeld von Herrschaft und Demut, Nähe und Zerstörung.

Der Text SCHMUTZIGE NACHT wird hier erstmals veröffentlicht. Die Handlung spielt auf drei Ebenen: im Gerichtssaal, auf der Straße, im Haus Kennedys, den Patty wegen Vergewaltigung verklagt hat. In eienr knappen Szenenfolge gelingt es Jenny Erpenbeck mit Wiederholungen und Rückblenden, das Oberflächenbild aufzureißen, dunkle Stellen sichtbar zu machen, andere Realitäten möglich erscheinen zu lassen.

Zwei Texte, die sowohl scharfe Analysen unserer Gesellschaft wie theatralische Erkundungen der Möglichkeiten von Sprache sind.

92 Seiten. broschiert. 10€
ISBN: 978-3-88661-339-7

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