Alexandre Dumas d. J.

Geboren 1824 als unehelicher Sohn von Alexandre Dumas dem Älteren und einer Näherin. Französischer Romanschriftsteller und Dramatiker. Er gilt als einer der Begründer des Gesellschaftsdramas, der sich insbesondere mit den Rechten und der sozialen Funktion von Frauen auseinandersetzte. So auch in seinem berühmtesten Werk, "Die Kameliendame". Alexandre Dumas der Jüngere starb 1895 in Marly-le-Roi.


Werke

in einer Fassung von Ulrich Hub
1D-4H
UA: Schlosspark Theater Berlin, 10.9.2017. R: Philip Tiedemann
In der Bearbeitung für das Schlossparktheater gibt es nur eine einzige Frauenfigur: Marguerite hat keine Freundin, Kollegin, nicht einmal eine vertraute Kammerzofe. Das macht sie einsamer, aber auch unabhängiger, und ganz mühelos bedient sie alle Wünsche und Projektionen der Männer.
Ständig wird in der 'Kameliendame' über Liebe gesprochen, aber man fragt sich, wodurch wird Liebe eigentlich ausgelöst, und wie verändert sie die Liebenden? Im Roman von Dumas, der aus der Ich-Perspektive von Armand erzählt wird, sieht der junge Mann die prächtig gekleidete Kameliendame das erste Mal durch ein Schaufenster. Als er später mit ihr auf dem Land lebt, läuft sie ungekämmt in einer gewöhnlichen Strickjacke herum. Armand erkennt sie kaum wieder und muss sich fragen, in wen er sich eigentlich verliebt hat – in die Kameliendame oder in Marguerite?
Noch häufiger als über Liebe wird im Roman über Geld gesprochen. Sind Gefühle also käuflich? Marguerite behauptet immerhin, dass 'Liebe auf den ersten Blick' nicht die tiefste aller Leidenschaften sei, sondern die oberflächlichste, denn Liebe brauche Zeit. Doch Marguerite selbst hat nur wenig Zeit. Bei Dumas verlässt sie Armand schließlich auf Drängen von dessen Vater, um dem Ansehen der bürgerlichen Familie Duval nicht zu schaden. In dieser Bearbeitung empfiehlt Armands Vater Marguerite, an ihren eigenen Nachruhm zu denken: Stirbt sie auf dem Land in den Armen ihres Liebhabers, ist sie schnell vergessen; wenn sie dagegen Armand verlässt und in Paris stirbt, wird man sie ewig in Erinnerung behalten – als den Inbegriff einer Frau, die für die Liebe alles geopfert hat.
Nicht zuletzt geht es in der 'Kameliendame' um die Angst vor Alter und vor Verlust von Attraktivität. Kurz gesagt: es ist eine Geschichte von Liebe, Geld und Tod. Ganz bestimmt kein Rührstück von vorgestern. Die vier übrig gebliebenen Männer stellt am Ende fest, dass eine tote Frau am leichtesten zu lieben ist – denn sie widerspricht nicht und bleibt so, wie man sie in Erinnerung hat. Vielleicht kann man sie sogar zu einem schönen Kunstwerk stilisieren. Edgar Allen Poe hat es so formuliert: »Der Tod einer schönen Frau ist wahrlich das poetischste Thema der Welt. (Ulrich Hub)
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