© Renate v. Mangoldt

Ursula Krechel

geboren 1947 in Trier. Studium der Germanistik, Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte in Köln. Lehrtätigkeit an verschiedenen Universitäten. 1969-72 Dramaturgin an den Städtischen Bühnen Dortmund. 1972 Promotion mit einer Arbeit über Herbert Ihering. Seit den achtziger Jahren hat Ursula Krechel vielfach gelehrt, u.a. am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig und war an verschiedenen Universitäten zu Gast, z.B. als Research Fellow an der Washington University in St Louis/USA. Lebt in Berlin.
Dass die Urfassung ihres 2008 erschienenen, hochgelobten und vielfach ausgezeichneten Buches "Shanghai fern von wo" ein Hörspiel in zwei Teilen war, wissen nur wenige. Dass die Schriftstellerin, die mit ihren Gedichten bekannt wurde, ihr... beachtetes Debüt mit einem Theaterstück gab, wissen wohl nur noch die Archive. ERIKA hieß das Stück und handelte von der Emanzipation einer »jener zahllosen jungen Ehefrauen mit Nebenberuf, des Autos wegen« (Theater heute 8/1974). Es folgten weitere Theaterstücke, über zwanzig Hörspiele, außerdem Essays, erzählende Prosa und Lyrik.

Auszeichnungen (Auswahl):

2019 Jean-Paul-Preis
2012 Deutscher Buchpreis für "Landgericht"
2012 Wiesbadener Lyrikpreis "Orphil"
2009 Joseph-Breitbach-Preis
2009 Kunstpreis des Landes Rheinland-Pfalz
2009 Deutscher Kritikerpreis für die Sparte Literatur
2009 Düsseldorfer Literaturpreis
2009 Jeanette Schocken Preis – Bremerhavener Bürgerpreis für Literatur
2008 Rheingau Literatur Preis
2006 Hermann-Hesse-Stipendium der Stadt Calw
1997 Münchener Kinder- und Jugendtheaterpreis
1997 Elisabeth-Langgässer-Literaturpreis der Stadt Alzey
1995 Stipendium Künstlerhaus Edenkoben
1994 Erster Internationaler Eifel-Literaturpreis
1994 Martha-Saalfeld-Förderpreis des Landes Rheinland-Pfalz
1991 Writer in residence an der Washington University in St. Louis
1982 Stipendium "Auswärtige Künstler zu Gast in Hamburg"
1980 Arbeitsstipendium für Berliner Künstler


Werke

2D-2H
Wie wäre es, wenn eine Frau von vielleicht 60 Jahren, nennen wir sie Edith Bauklamm, eine Frau, die nichts mehr zu verlieren hat, aber noch viel zu gewinnen, sich ein Leben zusammenlöge, wie sie es in ihren dunkelsten Verdrängungen nicht hätte ertragen können? Sie veranstaltet einen Maskenball ihrer Erinnerungen, will Zuschauerin ihres Lebens sein, wenn sie es schon nicht hat leben können. So inszeniert sie ihr Leben neu zu einem Spiel, das nicht aufgeht. Ihr Helfer in diesem Spiel ist Albert, ein treuer Freund, der seine Treue durch beharrliches Glänzen in den ihm zudiktierten Nebenrollen beweist.
2D-2H
5D
UA: Landestheater Castrop-Rauxel, 8.6.1974. R: Dietmar Pflegerl
Erika ist ein Stück über Frauen. Kein Mann betritt die Bühne, und trotzdem sind die Männer immer gegenwärtig. Erika ist Schreibkraft im Sekretariat eines kleinen Industriebetriebs. Sie verlässt ihren Mann und flüchtet zu ihrer Mutter. Als sie von einem Anderen mit einem Kind zurückgelassen wird, geht sie zu ihrem Mann zurück. Ursula Krechel beschreibt in ihrem ersten Stück Frauen, die nicht um ihre Situation wissen. Ihr Dasein erklärt sich für sie aus den traditionellen Rollen, die ihnen von der (Männer-)Gesellschaft zugewiesen werden. Emanzipation ist in diesen Lebenskonzepten nicht vorgesehen.
5D
Besetzung ad libitum
UA: Bayerische Theaterakademie München, April 1998.
In ihrem Kinderstück ICH GLAUB, MICH TRITT EIN MEERSCHWEIN lässt Ursula Krechel einen Strand zum phantastischen Spielplatz werden, zu einem Ort für surreale Begegnungen zwischen einer blonden Barbiepuppe und einer Batterie britzebrauner Fischstäbchen, zwischen dem tiefen Meeresgrund und dem kleinen Häwelmann.
Ausgezeichnet mit dem Münchner Jugend-Dramatiker-Preis 1997/98.
Besetzung ad libitum
Altersempfehlung: ab 8 Jahren.
3D-3H
LIEBES STÜCK ist eine Art heutiger "Reigen" für sechs Schauspieler. Über ihr Stück schrieb Ursula Krechel:

"Dies ist ein Stück über Anziehung und Abstoßung, eine Choreographie der Liebe. Während das Skandalon des 'Reigens' die übergangslose Sexualität der verschiedenen Partner miteinander war, so ist die Vertauschung von Intimität und Öffentlichkeit hier von Bedeutung. Das Privateste besetzt öffentliche Räume, die intimen Räume, die früher einmal für die intakte persönliche Sphäre standen, verwaisen. Man kann sie nur noch als Fluchtburg brauchen. Alle sechs Personen bewegen sich aufeinander zu oder stoßen sich ab, suchen sich und können die Nähe doch nicht ertragen."

LIEBES STÜCK – leichtfüßig, ohne das Schwergewicht einer Erklärung kommt dieser Theatertext daher, und doch ist er ein eindrückliches Bild unserer Gesellschaft.
3D-3H
1D-3H
Das Stück von Ursula Krechel berichtet in drei Sätzen von Aufbrüchen. Es ist der Aufbruch in eine neue Zeit, der Aufbruch von der und in die Gefühlswelt einer Frau, der Aufbruch als Versuch einer Flucht vor der Frau. Die drei Sätze variieren das Thema, beleuchten es aus unterschiedlichen Perspektiven. Verschiedene Zeitebenen greifen ineinander, überlagern sich, fließen in der Zeit des Spiels zusammen. Die drei Sätze erinnern in ihrem Zusammenspiel an den Aufbau einer kubistischen Collage.
1D-3H
Wenn man ein gleichschenkliges Dreieck auf den Kopf stellt
R: Hans Gerd Krogmann
Produktion: SWR 2013
56 min.
FESTBELEUCHTUNG BEI NACHT
Produktion: DLR 2007
Erstsendung: 02.09.2007
65 Min.
Liebes Stück
von Ursula Krechel
Produktion: SWR 2003
Erstsendung: 27.03.2003
47 Min.
UNENDLICHES TÜRENSCHLAGEN
Produktion: NDR 1997
Erstsendung: 03.12.1997
58 Min.
IM OHRENSAAL
nach Motiven von Unica Zürn
Produktion: BR 1995
Erstsendung: 18.09.1995
64 Min.
MEIN HALLO DEIN OHR
Produktion: SWF 1995
Erstsendung: 21.05.1995
68 Min.
ERIKA
Produktion: WDR 1992
Erstsendung: 21.03.1992
53 Min.
SHANGHAI FERN VON WO
Hörspiel in zwei Teilen
Produktion: SWF ab 1992
Erstsendung: 15.11.1992
150 Min.
BILDERBEBEN
Produktion: BR/SR 1991
Erstsendung: 22.11.1991
15 Min.
NÄHER AM SPRINGENDEN PUNKT
Produktion: NDR 1991
Erstsendung: 05.06.1991
45 Min.
Kinder spielen Theater
INHALT:
Herbert Achternbusch, "Dulce est". Lilly Axster, "Doch einen Schmetterling hab ich hier nicht gesehen". Bertolt Brecht, "Der Ingwertopf". Wilfrid Grote, "Wolfsrecht". Manfred Karge, "Fernsehkrieg". Gerd Knappe, "Hans im Märchen". Ursula Krechel, "Ich glaub, mich tritt ein Meerschwein". Fitzgerald Kusz, "Die Suppe". Samuil Marschak / Johannes Bobrowski, "Das Tierhäuschen". Heiner Müller, "Der Horatier". Tilo Prückner / Roland Teubner, "Gilgamensch und Engidu". Hansjörg Schneider, "Die sieben Raben". Friedrich Karl Waechter, "Die Mondtücher". Robert Walser, "Dornröschen". Christian Felix Weisse, "Der kleine Schadenfroh".

284 Seiten. broschiert. 14€
ISBN: 978-3-88661-180-5