Renate Chotjewitz-Häfner

Geboren 1937 in Halberstadt, absolvierte sie eine Glasmalerlehre in Ulm, studierte Malerei in Kassel und München sowie Kunstgeschichte, Theatergeschichte und Publizistik in Berlin. Sie arbeitete als Autorin, Übersetzerin und Publizistin. Die Stücke von Dario Fo und Franca Rame entdeckte und übersetzte sie zusammen mit ihrem Mann Peter O. Chotjewitz für den deutschsprachigen Raum. Renate Chotjewitz-Häfner starb 2008 in Frankfurt am Main.


Werke

4D-8H
UA: Teatro Faraggiana Novara, 31.10.1989. R: Dario Fo.
DE: Grips Theater, Berlin, 1.12.1992. R: Wolfgang Kolneder
Den Papst plagt ein Hexenschuss so höllisch, dass er nicht einmal mehr seine Hand zum Segen heben kann. Erst einer Wunderheilerin, einer Hexe, gelingt die Erlösung: Sie versteht sich nicht nur auf allerlei geheime Künste, sondern betreibt zudem eine Hilfsstation für Drogenabhängige. Hier lernt der Papst eine fremde Welt kennen und verstehen. Er ändert seine Ansichten radikal und verkündet eine Enzyklika, die nicht nur die Legalisierung von Drogen, sondern auch Empfängnisverhütung propagiert und die Kirche zur Rückkehr in urchristliche Armut verpflichtet. Daraufhin bebt die Erde, Regierungen stürzen, in den Vatikan dringen Attentäter ein, denen der Papst schließlich selbst zum Opfer fällt. Das Schlusswort gehört der Hexe – ein Augustinus-Zitat: "Wehe dem Mächtigen, der sich auf die Seite der Machtlosen stellt".
4D-8H
1D
UA: Teatro Nuovo, Mailand, September 1991.
Carlas Söhne sind beide an AIDS gestorben - infiziert durch die Heroinspritze. Auch ihre Tochter, die Jüngste, fixt. Um sie vor einer Infektion zu bewahren, hat Carla sie angekettet und besorgt mit Hilfe eines eigenen Kleinhandels, mit Diebstahl und Prostitution der Tochter nun selbst die Droge. Ihr Verkaufsstand steht mitten in der kriminellen Vorstadt-Szene: Junkies und Drogenhändler, Polizisten und Banditen, die sich Schießereien liefern. Carla führt Gespräche mit 'Gott' und der Jungfrau Maria und träumt, um die Tochter zu retten, vom großen Geld, das ihr aus einem Überfall auch zufällt. Doch dann wird sie erschossen. Das Stück bedient sich der offenen Form, surrealer und chaplinesker Mittel. Die "Chronik der laufenden Ereignisse" kommt über die Radios der Jugendlichen dem Publikum zu Gehör, und Marktschreierin Carla gibt Kommentare zu den "modernen Zeiten".
1D
1 D/H
UA: 1979/80.
DE: Tiger-Theater Berlin, 1982.
Die "Geschichte einer Tigerin" will das Positive in den Vordergrund stellen und stützt sich auf Hoffnung: Ausgerechnet jetzt, da uns die Situation so hoffnungslos negativ, in Auflösung begriffen vorkommt.
1 D/H
von Franca Rame und Dario Fo
Übersetzung zusammen mit Peter O. Chotjewitz
1D-1H
UA: Biennale Venedig/Teatro Ateneo, Rom, 1985.
Das Stück verbindet größtmögliche Authentizität des historischen Harlekins mit geistvollem und unterhaltsamen Theater. In fünf voneinander unabhängigen Szenen tollen Harlekin und seine Partnerin Eularia über die Bühne, reißen derbe Possen über Gott und die Welt, verteilen Ohrfeigen und schlagen Purzelbäume. Harlekin und Eularia stehen ihren Vorbildern aus der historischen Commedia dell´Arte in nichts nach - nur: Ihr Spott trifft die Oberen von heute.
1D-1H
1D
UA: London, 10.12.2005 (mit Frances de la Tour).
In der Tradition ihrer großen Frauenmonologe setzen sich Dario Fo und Franca Rame in diesem Stück mit Cindy Sheehan auseinander, die im Protest gegen den Irakkrieg vor George W. Bushs Ranch Stellung bezieht. Seit dem Tod ihres Sohnes, der als Soldat im Irak umkam, engagiert sich Cindy Sheehan in der Friedensbewegung. Medienaufmerksamkeit wurde der "Peace Mom", wie sie gelegentlich genannt wird, durch ihre Mahnwache vor der Bush-Ranch zuteil. Der Text geht von den persönlichen Erfahrungen der Hauptfigur aus, und rückt dadurch in den Blick, was im Kern die Erfahrung von Krieg ausmacht und für Teile der amerikanischen Bevölkerung längst zum Alltag geworden ist: Trauer, Wut und Schmerz.
1D
1D
UA: Palazzina Liberty, Mailand, November 1977 (mit Franca Rame).
DE: Städtische Bühnen Frankfurt, 1979.
Müssen Frauen wirklich die vollkommene Mutter, Liebhaberin, Freundin sein und überdies eine erfolgreiche berufliche Karriere vorweisen können? Die Frauen in diesen elf Solostücken wollen sich nicht länger von der Gesellschaft oder ihren Männern oder von sonst irgendwem benutzen lassen. Und sie reden sich ihren Frust von der Seele - immer mit einer großen Portion Humor und Ironie.

Inhalt:
1. Eine Frau allein
2. Mamma Hexe
3. Das Erwachen
4. Wir haben alle die gleiche Geschichte
5. Zwiegespräch für eine Stimme
6. Medea
7. Monolog der Nutte in der Heilanstalt
8. Alice im Land ohne Wunder
9. Die Ballade von Lanzone Michele
10. Ich, Ulrike, schreie...
11. Es geschah morgen
1D
von Dario Fo, Franca Rame und Jacopo Fo
1D
UA: Teatro Comunale di Ferrrara, 1994 (mit Franca Rame).
DE: Meininger Theater, 1997.
Dieses Solo aus dem Hause Fo gibt ein Stück Familienleben zum besten. Die Idee lieferte Sohn Jacopos Buch "Zen oder die Kunst des Vögelns" - eine Art italienisches Kamasutra. Im Monolog für eine Schauspielerin (mit Erfahrung!) geht es um Sexualität in allen Lebens- und Liebeslagen. SEX? - ABER MIT VERGNÜGEN! spricht aus, was jede und jeden umtreibt.
"Männer, Frauen, Jugendliche haben mir Geschichten anvertraut, die sonst niemand erfahren würde. Nach all diesen Gesprächen bin ich mehr denn je davon überzeugt, dass die Hauptursache für die meisten Trennungen und für Liebeskummer der Mangel an sexueller Harmonie ist." (Franca Rame)
1D
von Franca Rame und Dario Fo
Übersetzung zusammen mit Peter O. Chotjewitz
3D-5H
UA: La commune Riccione, 7.12.1984.
DE: Staatstheater Kassel, 20.9.1985. R: Wolfgang Kolneder
Dario Fos Farce wirft den Blick hinter die Fassaden der Macht, hinein in das königliche Schlafgemach von Königin Elisabeth I. Wir erleben die Regentin, wie sie in keinem Geschichtsbuch steht: nicht als Ihre Majestät, die jungfräuliche Königin, sondern als zänkische, alterseinsame Frau, die einem korrupten Staatswesen mit gut funktionierendem Sicherheitsdienst vorsteht, ordinäre Reden schwingt, sich einen Liebhaber leistet und die Polizei auf einen Schmierfinken namens Shakespeare ansetzt, der mit seinem "Hamlet" das Volk gegen sie aufwiegelt.
3D-5H