Anton Čechov (Tschechow)

geboren 1860 in Taganrog/Südrussland, gestorben 1904 in Badenweiler.
Schon während seiner Zeit als praktizierender Arzt schrieb Cechov unzählige Kurzgeschichten, die allerdings zum größten Teil unveröffentlicht blieben. 1885 begann er in zwei Petersburger Zeitungen Texte zu veröffentlichen und daraufhin erste literarische Erfolge zu ernten. Zeitgleich wird bei ihm Tuberkulose diagnostiziert. 1886 Verleihung des Puschkin Preises. In den Jahren nach 1892, er leidet mittlerweile schwer unter der Tuberkulose, entstehen seine berühmtesten Dramen. Nachdem sich sein Zustand weiter verschlechtert hatte, zieht er 1898 nach Jalta. Durch seinen anhaltenden Erfolg als Dramatiker wurde er dort von den Größen der russischen Literatur, unter anderem... Tolstoj und Gorkij, besucht. Um seiner schwindenden Gesundheit zu helfen, zog Cechov 1904 mit seiner erst im vorherigen Jahr angeheirateten Ehefrau Olga Knipper, nach Badenweiler. Dort starb er am 15. Juli.

Auszeichnungen (Auswahl):

1886 Verleihung des Puschkin Preises


Werke

Deutsch von Peter Urban
3D-7H
UA der Übersetzung: Schaubühne am Lehniner Platz, Berlin, 14.2.1984. R: Klaus Michael Grüber
Die Handlung spielt nachts in einer Schenke an der Großen Straße. Unter allen möglichen Landstreichern und Pilgern, die in der Schenke eingekehrt sind, um sich aufzuwärmen und zu übernachten, befindet sich ein heruntergekommener Adeliger, der den Branntweinverkäufer anfleht, ihm auf Kredit zu trinken zu geben. Aus dem Gespräch geht hervor, dass der Adelige alles vertrunken hat, aus Kummer infolge der Tatsache, dass ihn seine Frau am Tage der Hochzeit verlassen hat. Zufällig, vor dem Unwetter Schutz suchend, gerät eine gnädige Frau in die Schenke, in der der unglückselige Trunkenbold seine treubrüchige Gefährtin erkennt. Einer der Schenkenbesucher, der Mitleid mit dem Adeligen verspürt, erhebt gegen sie die Axt, man fällt ihm jedoch in den Arm, und die dramatische Skizze endet mit einem missglückten Mordversuch. Dieses finstere und schmutzige Stück kann m. E. nicht zur Aufführung zugelassen werden. - Zensor f. dramat. Werke Kejzer fon Nilkgejm. (aus einem Rapport der russischen Zensurbehörde von 1885)
3D-7H
Deutsch von Peter Urban
2D-2H
UA der Übersetzung: Vereinigte Bühnen Krefeld-Mönchengladbach, 28.9.1980. R: Horst-Gottfried Wagner
Bankdirektor Sipucin und Buchalter Chirin bereiten sich auf die Jubiläumsfeier einer Privatbank in einer russischen Stadt um 1888 vor. Nervosität und feierliche Vorfreude wechseln einander ab. Der Vortrag für die Generalversammlung ist noch nicht ganz fertig. Es ist noch einiges zu tun, der Zeitplan ist festgelegt. Es gibt keine Zeit zu verlieren. Beide Herren möchten konzentriert ihre Termine absolvieren. Doch dann kommt alles ganz anders.
2D-2H
Deutsch von Peter Urban
1D-2H
UA der Übersetzung: Staatstheater Darmstadt, 3.4.1977. R: Michael Winfried Schlicht
Popova trauert leidenschaftlich um ihren Mann. Smirnov platzt ungehobelt herein, weil der Verstorbene ihm noch Geld schuldet. Doch für solche Banalitäten ist Popova gerade nicht in der richtigen Stimmung.
1D-2H
Deutsch von Peter Urban
1D-2H
UA der Übersetzung: Staatstheater Darmstadt, 13.4.1977. R: Michael Winfried Schlicht
Über Geldgeschäften droht eine bevorstehende Hochzeit zu platzen. Die materiellen Interessen der Gutsbesitzer stehen ihren Gefühlen im Weg. Erst in höchster Not, kurz bevor die Heiratskandidaten verzweifeln, kommt es zum Happy-End.
1D-2H

Das Werk ist in folgenden Mundartfassungen erhältlich:

  1. Der Heiratsantrag. Hochdeutsch
  2. Der Heiratsantrag.
    Bayerisch von Peter Urban und Reinfried Keilich
Deutsch von Peter Urban
5D-11H
UA der Übersetzung: Deutsches Schauspielhaus Hamburg, 17.6.1970. R: Hans Lietzau
Die verwitwete Ljubov Andreevna Ranevskaja kehrt nach langem Aufenthalt in Frankreich auf ihr russisches Gut zurück, das von einem riesigen Kirschgarten umgeben ist. Sie ist von der Schönheit der Kirschblüte und von Kindheitserinnerungen überwältigt. Doch das Gut ist tief verschuldet, und die Zwangsversteigerung steht bevor...

In den letzten Jahren wurde Peter Urbans KIRSCHGARTEN-Übersetzung u.a. von Luk Perceval, Georg Schmiedleitner, Janusz Kica und Andrea Breth inszeniert.
5D-11H
Deutsch von Peter Urban
4D-9H
UA der Übersetzung: Städtische Bühnen Heidelberg, 29.4.1972. R: Hermann Kleinselbeck
Der junge Sheltuchin hat Geburtstag und gibt eine Party im Garten seines Gutshauses auf dem Lande. Allmählich trudeln die Gäste ein - der alte Orlovskij, ein hoffnungslos romantischer Trottel, und sein Sohn Fedor, der größte Rumtreiber und Sprücheklopfer der ganzen Gegend, der waffelgesichtige Djadin, ein wandelndes Poesiealbum, die alte Wojnickaja, betagte Witwe eines Geheimen Rates und intime Kennerin der neuesten feministischen Strömungen, sowie ihr Sohn Egor - Gutsverwalter aus der Nachbarschaft -, und Chruschtschov, der Arzt ist, aber eigentlich eher als leidenschaftlicher Torfstecher und Waldschützer von sich reden macht, und schließlich die Serebrjakovs, der alte hypochondrierende Professor im Ruhestand mit seiner betörend schönen, jungen Frau Elena, die alle jungen Männer um den Verstand bringt und seine Tochter aus erster Ehe Sonja, das jugendliche Energiebündel vom Lande. Die Party kann beginnen, und Cechovs frühe Komödie nimmt ihren Lauf.
DER WALDSCHRAT, entstanden 1889, gilt als Vorläufer von ONKEL VANJA und enthält bereits die wichtigsten Handlungselemente und Motive des Stücks, das Cechov erst 10 Jahre später vollendete. Anders als in diesem Drama ist der Schluss der 'Urfassung' unerwartet ausgelassen, ein richtiges Happy-End.
4D-9H
Deutsch von Peter Urban
3D-7H
UA der Übersetzung: Landestheater Castrop-Rauxel, 17.4.1983. R: Rainer Iwersen
Dem Einakter zugrunde liegen Motive von Cechovs Erzählung "Ehe aus Berechnung" aus dem Jahr 1884 sowie die im selben Jahr geschriebene Humoreske "Hochzeit mit General". Das Thema vom Moskauer Spießer, der eine Festivität unbedingt durch die Anwesenheit von hochgestellten Persönlichkeiten "beglaubigen" lassen möchte und dafür bereit ist, Geld zu zahlen, erscheint zudem in Cechovs Kolumne "Splitter des Moskauer Lebens" für die Petersburger "Oskolki".
3D-7H
Deutsch von Peter Urban
5D-7H
UA der Übersetzung: Basler Theater, 10.12.1971. R: Jan Kacer
Das Stück spielt auf dem Landgut einer alternden Schauspielerin. Ihr Freund, der berühmte Schriftsteller Trigorin, begegnet dort der jungen, zur Frau erblühenden Nina. Die beiden verlieben sich ineinander, und Nina reist dem Schriftsteller in die Stadt nach; sie wird Schauspielerin, allerdings eine schlechte, bekommt ein Kind von Trigorin und wird bald von ihm verlassen und vergessen. Zwei Jahre später versammelt sich die gleiche Gesellschaft wiederum auf dem Landgut.

Zuletzt griffen Regisseure wie Elmar Goerden, Thomas Langhoff, Peter Dehler und Axel Siefer auf Urbans Übersetzung der MÖWE zurück.
5D-7H
Deutsch von Peter Urban
1D-3H
Zajcev verbringt die Nacht vor seiner Gerichtsverhandlung in einer Poststation und plant im Falle einer Verurteilung seinen guten alten Freund, den Revolver, zum Einsatz zu bringen. Er ahnt noch nicht, welche Abenteuer diese Winternacht mit sich bringt, als er auf den alten Gusev und seine junge, von Wanzen geplagte Frau Zinočka trifft. Als Zajcev sich als Arzt ausgibt, um die junge Frau zu beeindrucken, ist ihm nicht klar, dass Lügen unter Umständen haarige Beine haben können.
1D-3H
Deutsch von Peter Urban
4D-13H
UA der Übersetzung: Schauspielhaus Bochum, 26.10.1995. R: Leander Haußmann
Peter Urbans Übertragung des PLATONOV in der Urfassung unter dem ursprünglichen Titel DIE VATERLOSEN:

Das Landhaus der attraktiven Generalswitwe Anna Petrovna in der Provinz: Man trifft sich. Die Frauen sind melancholisch und lachen. Die Männer sind witzig und wollen der Traurigkeit eins auf die Mütze geben. Alle brauchen Geld, weil sie knapp bei Kasse sind. Man blättert in Büchern, betrachtet die Porträts der großen Persönlichkeiten der Zeit und ist selbst nicht unter ihnen. Die guten Jahre sind zur Unkenntlichkeit verblasst und das Restleben, steht zur Reparatur frei. Mittendrin Dorfschullehrer Platonov, ein Schwätzer, gebildet, amüsant und böse. Weil Platonov alle zuhören, redet er, was ihm in den Sinn kommt. Platonov stiftet Aufruhr, sitzt auf der Lauer, um jedem, der es nicht wissen will, die Leviten zu lesen. Den Frauen verdreht er den Kopf. Vom außergewöhnlichen Mensch zum Lump ist es manchmal nur ein Achselzucken. Es häuft sich etwas an in dieser überhitzten Atmosphäre der Geselligkeit, bis irgendwann der Gipfel der Beleidigungen erreicht ist. Alles bis zum Gehtnichtmehr.

"DIE VATERLOSEN - schon vom Titel her eine Replik auf Ivan Turgenevs berühmtesten Roman, 'Väter und Söhne', aber stellenweise auch stilitisch von Turgenevs Dramen beeinflusst - bildet praktisch eine Enzyklopädie der Cechovschen Themen, Figuren und Motive, auf die der Autor immer wieder zurückkommen wird." (Peter Urban)
4D-13H
Es gibt kaum einen Dramatiker, dessen Bedeutung im vergangenen Jahrhundert bis heute so gewachsen ist wie die Anton Cechovs, es gibt kaum einen Dichter in der Vergangenheit, der in unserer Gegenwart so lebendig ist wie Anton Cechov, – so erfüllt dieser Band den Wunsch, seine Gedanken über das Theater, seine oft kurzen und über das gesamte Werk verstreuten Texte zum Theater – das eigene wie das seiner Zeit – in einer Art Handbuch versammelt zu sehen.
Bevor Anton Cechov sein ›Engagement‹ mit dem Petersburger Satire- und Humorjournal Oskolki ("Splitter") einging, das ihm die Beschränkung auf maximal 100 Zeilen auferlegte, hat sich der angehende ›Journalist‹ Cechov in den verschiedensten Genres versucht, auch in der Theaterkritik, z.B. anlässlich des Russlandgastspiels von Sarah Bernhardt 1881, das er als ›gesellschaftliches Ereignis‹ bespöttelte, dem er zugleich aber auch eine seriöse Besprechung widmete, die in nuce bereits seine Vorstellungen von Theater und Ensemblespiel enthalten. Weiter spielte das Moskauer Theaterleben eine zentrale Rolle in der 14-tägigen, zwischen 1883 und 1885 publizierten Glossensammlung "Splitter des Moskauer Theaterlebens". Diese bisher auf deutsch unveröffentlichten "Splitter" zeigen einen so kaum bekannten Cechov: ironisch, sarkastisch bisweilen, und ›moralisch‹ in der Schilderung des kommerziellen Theaterbetriebs, die den Hintergrund abgibt, wovon sich Cechov als Bühnenautor später entschieden abgesetzt hat.
Einen zweiten – zentralen – Teil bilden die knappen, ungemein präzisen Anmerkungen zu den eigenen Stücken, beginnend mit ausführlichen Erläuterungen zum "Ivanov" bis hin zu den immer knapperen Anweisungen zu den späten Stücken, "Drei Schwestern" etwa, mit denen sich Cechov 1901 aus dem fernen Nizza in die Regiearbeit der Moskauer Künstlertheater-Direktoren einzuschalten versuchte – ganz im Sinne seiner stereotypen Antwort auf Fragen von Schauspielern und Regisseuren: »Es ist alles aufgeschrieben.«
Entdeckungen zu machen sind auch in dem Kapitel, in dem Cechov auftritt als kritischer Korrespondent zeitgenössischer Dramatiker, wo er den Betreffenden klarzumachen sucht, was seines Erachtens falsch ist, was »aufgeschrieben« gehörte, und wie er die kritisierte Szene selbst aufbauen würde. So ginge es z.B. nicht, dass eine Bühnenfigur nach dem Satz »Ich habe mich vergiftet« noch mit einem langen, diesen Entschluss begründenden Monolog über die Bühne flattere.

344 Seiten. gebunden. 24€
ISBN: 978-3-88661-265-9