Klaus Pohl

geboren 1952 in Rothenburg ob der Tauber, lebt in Hamburg.
Klaus Pohl war Mitte zwanzig und gehörte als Schauspieler zum Ensemble des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg, als er 1979 sein erstes Stück schrieb: Da nahm der Himmel auch die Frau. Sein Interesse galt, an Heiner Müller geschult, der Verknüpfung von Drama und Zeitgeschichte. Mit dem großen »Schauspiel in fünf Akten« Das Alte Land, das am Wiener Burgtheater uraufgeführt wurde und von Deutschland in der Stunde Null erzählt, »in der der Kampf des Alten mit dem Neuen« wütet, gelang Pohl 1984 der Durchbruch als Dramatiker. Seine Stücke befassten sich mit den Auswüchsen unserer Wirtschaftsordnung (Heißes Geld) ebenso wie mit dem offensichtlichen und dem unterschwelligen... Rechtsradikalismus in der Gesellschaft (Die schöne Fremde). Als einer der ersten Autoren stellte er auf dem Theater die Frage nach der Schuld und den Ursachen für die Verstrickungen der Menschen in das Spitzelsystem der ehemaligen DDR: Karate-Billi kehrt zurück wurde mit 26 Inszenierungen und einer Tourneeproduktion sein erfolgreichstes Stück. Seit Ende der neunziger Jahre werden Klaus Pohls Werke nicht mehr durch den Verlag der Autoren vertreten.


Werke

Für DAS ALTE LAND erhielt Klaus Pohl 1985 den Mühlheimer Dramatikerpreis. Das Stück erzählt von den Kämpfen des Nachkriegs, von einem fast vergessenen, verdrängten Abschnitt deutscher Geschichte, der Stunde Null, in der der Kampf des Neuen mit dem Alten wütet. Bauern jagen sich die Höfe ab, Alt-Nazis kriechen in neue Ämter, Knechte sehen Hitlers Geist, Flüchtlinge betrügen sich, Tote kehren wieder, um ermordet zu werden.

165 Seiten. broschiert. 12€
ISBN: 978-3-88661-046-4

Klaus Pohls Stück "Heißes Geld" ist ein grotesker Wirtschaftskrimi, in dem Geld die Hauptrolle spielt. Es geht um den Aufstieg und Fall eines Wirtschaftsmagnaten, den Zusammenbruch einer Privatbank, um das Verschwinden von Hunderten von Millionen. In dieser Finanzchaplinade verwandelt sich der reale Wert von Geld unter den Händen der feinen Geschäftsherren in einen Zahlendschungel, und am Ruin ist dann der Computer schuld. Denn "eine Pleite, die man nicht ausrechnen kann, ist keine Pleite".
Klaus Pohl, der bereits 1984 für das Stück "Das Alte Land" den Mülheimer Dramatiker-Preis erhielt, wurde 1987 für sein dramatisches Werk mit dem Gerhard-Hauptmann-Preis ausgezeichnet.

106 Seiten. broschiert. 10€
ISBN: 978-3-88661-093-8

Sommer 1990. Eine Stadt in Sachsen. Die Währungsumstellung hat schon stattgefunden, die politische Vereinigung steht noch aus. Eine Zeit des Übergangs, schwankender Boden überall. Karate-Billi kehrt zurück in seine Heimatstadt. Vor 14 Jahren war Billi Kotte die Olympia-Hoffnung der DDR. Doch in letzter Minute wird seine Olympiateilnahme vereitelt; der Zweifel an seiner Loyalität gegenüber dem Staat wirft Karate-Billi aus dem Rennen um das olympische Gold. Um seinen Erfolg gebracht, dreht Billi durch und wird in die Psychiatrie eingewiesen.
Nach seiner Entlassung trifft er an einem schönen Sommertag auf die Menschen, die an seinem Abgang nicht ganz unschuldig waren. Pohl fragt nach den Ursachen, der Schuld ung den Schuldigen. Er enthüllt die Verstrickungen der Menschen mit dem alten System und zeigt, dass die Vergangenheit auch nach der "ersten friedlichen Revolution auf deutschem Boden" weiterlebt.

DIE SCHÖNE FREMDE ist das westliche Gegenstück zu KARATE-BILLI KEHRT ZURÜCK. Bebra, die Stadt an der ehemaligen Grenze zur DDR, im Winter. Auch hier ist die Vergangenheit lebendig geblieben - die braune Vergangenheit. Ausländerhass, Gewalt und nazistisches Gedankengut leben hier weiter. Eine Nacht muss die Fremde, die Deutschland mit dem Zug durchquert, um seine Schönheiten zu bewundern, in Bebra Station machen. In einem billigen Bahnhofshotel wird sie in einen Alptraum gezerrt.
Sie muss miterleben, wie die Brüder Maul einen Polen erschlagen, und wird schließlich selbst zum Opfer der beiden. Lutter, ihr Adlatus, eine Art Provinzmephisto, dringt nachts in ihr Zimmer ein, quält und vergewaltigt sie. Als sie am nächsten Tag nach Gerechtigkeit verlangt, stößt sie gegen eine Mauer von Intrigen. Am Schluss wird sie zur Täterin erklärt, die die unschuldigen Bürger von Bebra zu Opfern macht. Doch die schöne Fremde kehrt zurück und veranstaltet eine tödliche Walpurgisnacht.
Mit KARATE-BILLI KEHRT ZURÜCK und DIE SCHÖNE FREMDE schließt Klaus Pohl eine Deutschland-Trilogie ab, die er mit DAS ALTE LAND (Stück des Jahres 1984, Theater heute) begonnen hat: "Deutschland - ein lerer Kopf auf vollem Bauch".

160 Seiten. broschiert. 14€
ISBN: 978-3-88661-147-8

Das erste der beiden hier veröffentlichen Stücke von Klaus Pohl spielt zwar 1985, aber in der BALKONA BAR scheint die Zeit stehengeblieben zu sein: Der Kalender zeigt noch das Jahr 1958, das Jahr, in dem der Pianist Jon Kopitzke der Bar und Deutschland den Rücken gekehrt hat, um in Amerika sein Glück zu versuchen. Jetzt kommt er zurück, und die Bar ist wie früher, ein Museum seiner selbst. Die Rückkehr des Jon Kopitzke wird zum Strudel, der die Balkona Bar und ihre Gesellschaft in die Tiefe der Zeit reißt, in die fünfziger Jahre, wo sich im Optimismus des Wiederaufbaus bereits die alten Risse auftun.

HUNSRÜCK, das zweite in diesem Band abgedruckte Stück, ist das Drama eines sinnlosen Verbrechens, das Ritual einer Gruppe von Außenseitern, das zu Mord und Selbstzerstörung führt. Die Utopie einer Freiheit, die sich selbst ad absurdum führt.

176 Seiten. broschiert. 12€
ISBN: 978-3-88661-071-6