Maksim Gorkij (Gorki)

geboren 1868 in Nischni Nowgorod als Alexej Peschkow. Seit 1880 lebt er in Kasan, wo er sich erfolglos für die Aufnahme an der Universität bewirbt. Er schlägt sich als Hilfsarbeiter durch und kommt erstmals in Kontakt mit revolutionären Kreisen. 1890 unternimmt er eine Fußreise nach Tiflis und thematisiert seine Erfahrungen in einer Erzählung, die in einer Zeitung veröffentlicht wird. Dabei verwendet er erstmals das Pseudonym "Maksim Gorkij" (der Bittere). Da die Veröffentlichung ein kleiner Erfolg wird, behält er das Pseudonym bei. Mit der Erzählung "Tschelkasch" gelingt Gorkij 1894 der literarische Durchbruch. Von 1898 bis 1905 erscheinen in rascher Folge Dramen und Prosatexte. Als Mitbegründer der Zeitschrift "Nowaja Shisn" lernt er... Lenin kennen, dem er sich bis zu dessen Tod verbunden fühlt. Als sich das politische Klima weiter verschärft, reist Gorkij aus und besucht Paris und die USA. Schließlich lässt er sich auf Capri nieder. Durch eine Generalamnestie erhält er 1913 die Möglichkeit, nach Russland zurückzukehren. Allerdings steht Gorkij der Oktoberrevolution - auch öffentlich - skeptisch gegenüber. Er verlässt Russland erneut, zieht nach Berlin, dann wieder nach Capri. Auf Betreiben der sowjetischen Behörden (und angeblich Stalins selber) kehrt Gorkij 1927 schließlich nach Russland zurück, wo er umgehend als propagandistischer Vorzeigeschriftsteller in Szene gesetzt wird. Im Zuge der stalinistischen Repressionen wird er 1935 unter Hausarrest gestellt. Er stirbt 1936, angeblich an einer Lungenentzündung.


Werke

Deutsch von Peter Urban
8D-14H
UA der Übersetzung: Deutsches Schauspielhaus Hamburg, 12.10.1972. R: Dieter Giesing
BARBAREN handelt von dem Zusammenprall einer neuen Zeit, der technischen Revolution, mit der alten, stillstehenden. Szene: eine russische Kleinstadt, in die zwei Ingenieure kommen, um den Bau der Eisenbahn vorzubereiten und die Zivilisation in das Land der "Barbaren" zu tragen, in das hinterwäldlerische Milieu eines heruntergekommenen Adels und korrupten Beamtentums. Oder sind die Neuerer die Barbaren, die "dieses ganze Idyll zerfetzen" werden: der amoralische Ingenieur Zyganow und der so aufbaufreudige, aber gefühlsgrobe Tscherkun?
Wieder verflicht Gorkij die Motive, die Handlungen und Stimmungen: Arbeit und Amüsement, Liebesbeziehungen, philosophisches Räsonnement; am Ende ein Entlarvungs-Tanz der Kleinstädter und die grelle Katastrophe der Liebe. Romantische, groteske und melodramatische Bilder über den Konflikt zwischen dem patriarchalischen, "hölzernen" und dem kapitalistischen, "eisernen" Russland.
8D-14H
Deutsch von Peter Urban
5D-7H
UA der Übersetzung: Schauspielhaus Bochum, 19.2.1972. R: Alfred Kirchner
Das Stück schildert die grotesken Vorgänge um einen (fiktiven oder echten?) Nachlass, die unter sozialen Randexistenzen ausgetragen werden. Turbulenzen um Geldgier, Geschäfte, Liebesaffären und Kriminalität...
5D-7H
Deutsch von Andrea Clemen
7D-6H
UA der Übersetzung: Staatliche Schauspielbühnen Berlin, 30.9.1973. R: Ernst Schroeder
Ein Drama vom Ende einer Familie in der zaristischen russischen Provinz: Verwirrt reagiert die Familie eines korrupten Polizeimeisters auf die ringsum aufwachsenden Zeichen einer bevorstehenden neuen Zeit: die einen blind-egoistisch, die anderen romantisch. Gorkij beschreibt die Krankheit eines absterbenden Systems mit dem Elan eines Pamphlets. Aber seine humane Kraft bewahrt ihn davor, ein simples Schwarz-Weiß-Gemälde zu malen.
Die von Andrea Clemen "in einem präzisen Alltagsjargon" (Neue Hannoversche Presse) angefertigte Übersetzung wurde für die Berliner Festwochen in Auftrag gegeben. Seither hat sich die Fassung in zahlreichen Nachinszenierungen bewährt.
7D-6H
Deutsch von Peter Urban
8D-15H
UA der Übersetzung: Deutsches Schauspielhaus Hamburg, 3.4.1974. R: Ulrich Heising
Das Stück schildert den harten Konflikte zwischen den Unternehmern einer Fabrik in einer russischen Provinzstadt mit ihrer Arbeiterschaft, die auf Unterdrückung und Ausbeutung mit Meuterei und schließlich mit organisiertem Widerstand reagieren.
Ein Rückblick auf die Zeit vor der gescheiterten Revolution von 1905: Gorkij, inzwischen in der Emigration, verwertet die Einsichten, die der Rückfall in die Reaktion ihm vermittelt hat. Er zeigt den Konflikt zum ersten Mal entschieden als Klassen-Konflikt: einen Arbeitskampf, zeigt revolutionär gesonnene Arbeiter, einen Berufsrevolutionär, dagegen gestellt die kapitalistischen Fabrikbesitzer und die, von denen sie (noch) gestützt werden, Politoffiziere und Generäle.
8D-15H
Deutsch von Andrea Clemen
7D-9H
UA der Übersetzung: Wuppertaler Bühnen, 3.10.1973. R: Günter Ballhausen
Der abstrakte Humanismus in einer rohen Zeit als Komödienstoff: Gorkij sah dies Stück, das mit Selbstmord, Pogrom und Wahnsinn endet, dennoch als Lustspiel. Kühn vermischt er die tragischen und komischen Elemente. Der Verzweiflung stellt er Optimismus entgegen, den Auflösungen eine sich festigende Liebesbeziehung, und den komischen Figuren - das Stück spielt unter ganz auf sich selbst fixierten Künstlern und Wissenschaftlern - konfrontiert er die Vorwärtsweisenden. Ein Stück, im Gefängnis geschrieben, das grimmig auf die Gegenwart, aber lachend in die Zukunft blickt.
7D-9H
Deutsch von Andrea Clemen
7D-8H
UA der Übersetzung: Landestheater Linz, 12.10.1974. R: Ulrich Hoffmann
Gorkij entwirft in diesem Stück den Gegensatz zwischen der vermeintlichen Sicherheit eines kleinstädtischen Lebens und den Anforderungen der modernen (Arbeits-)Welt.
Die KLEINBÜRGER wurden in "der vorzüglichen Übersetzung von Andrea Clemen" (Neue Zeit) bereits an großen Theatern von Braunschweig bis Wien, von Mainz bis Berlin gespielt.
7D-8H
Deutsch von Andrea Clemen
5D-12H
UA der Übersetzung: Schauspiel Frankfurt, 26.3.1975. R: Hans Neuenfels
Gorkijs Sozialreportage geht dem Leben im zaristischen Russland auf den Grund, einer Welt der "gewesenen Leute", der zynisch Enttäuschten: der Lumpenproletarier, der Vagabunden und Bettler, der Hungernden, der Diebe und Falschspieler - aber auch einer abgesunkenen Intelligenz. Diese Welt verbindet sich in NACHTASYL mit einer melodramatischen Liebes- und Eifersuchtshandlung und einer inständigen, philosophisch räsonnierenden Suche nach Wahrheit, Menschlichkeit, Glauben. Das eine treibt das andere hervor: Die aussichtslose Lage der Asylbewohner verschärft die Gefühlsbeziehungen zwischen den Menschen bis zur Brutalität, bis ins Melodram; ihre Ohnmacht und Verzweiflung verlockt sie zum Rösonnement, zur philosophischen Tirade. Die Suche nach der Wahrheit als Zeitvertreibt derer, denen die Kraft zur Revolte fehlt.
Rund zwei Dutzend Inszenierungen des NACHTASYLS gab es bereits in der "auf Klarheit und Nüchternheit" (Giessener Allgemeine) setzenden Fassung von Andrea Clemen.
5D-12H
in einer Fassung von Jürgen Gosch und Wolfgang Wiens
Deutsch von Andrea Clemen
5D-12H
UA der Fassung: Schauspiel Köln, 25.10.1981. R: Jürgen Gosch
Gorkijs Sozialreportage geht dem Leben im zaristischen Russland auf den Grund, einer Welt der "gewesenen Leute", der zynisch Enttäuschten: der Lumpenproletarier, der Vagabunden und Bettler, der Hungernden, der Diebe und Falschspieler - aber auch einer abgesunkenen Intelligenz. Diese Welt verbindet sich in NACHTASYL mit einer melodramatischen Liebes- und Eifersuchtshandlung und einer inständigen, philosophisch räsonnierenden Suche nach Wahrheit, Menschlichkeit, Glauben. Das eine treibt das andere hervor: Die aussichtslose Lage der Asylbewohner verschärft die Gefühlsbeziehungen zwischen den Menschen bis zur Brutalität, bis ins Melodram; ihre Ohnmacht und Verzweiflung verlockt sie zum Rösonnement, zur philosophischen Tirade. Die Suche nach der Wahrheit als Zeitvertreibt derer, denen die Kraft zur Revolte fehlt.
5D-12H
Deutsch von Andrea Clemen
7D-11H
UA der Übersetzung: Wuppertaler Bühnen, 9.10.1971. R: Günter Ballhausen
Maksim Gorkij breitet in seinen 1904 uraufgeführten "Szenen" ein Gesellschaftspanorama des entwurzelten, an Egoismus, Selbstentfremdung und Langeweile erstickenden Bürgertums aus. Drei Ehepaare verbringen mit ihren Freunden einige Sommertage auf dem Land. Alle Beziehungen sind gestört, nur noch von Gewohnheit, Hass und dem Leerlauf der Konventionen zusammengehalten. Zwischen den einzelnen Figuren spielen sich in wechselnder Partnerschaft Liebelei und Eifersüchteleien ab, Katzenjammer und Abrechnungen voller Selbstmitleid, Resignation und Komik. In lockerer Szenenfolge zeigt Gorkij die Entfremdung der Intellektuellen vom unruhig werdenden Volk.
7D-11H
Deutsch von Peter Stein und Botho Strauß
6D-10H
UA der Fassung: Schaubühne am Halleschen Ufer Berlin, 22.12.1974. R: Peter Stein
Die Strauß/Stein-Fassung beschreibt nach modernem Muster die Verlogenheit der gesellschaftlichen Existenz der Figuren. Sie unterscheidet sich vom Originaltext unter anderem durch eine Umarbeitung der ersten beiden Akte. Szenen, die bei Gorkij erst im zweiten Akt erscheinen, sind hier vorgezogen. Der gesamte Text der vier Akte ist gestrafft und in 78 Einzelszenen aufgeteilt, in der Konsequenz, mit der Gorkij seine Dramen mit "Szenen" untertitelte.
"Gorkij hat die SOMMERGÄSTE nicht Drama oder Schauspiel oder Komödie genannt, sondern 'Szenen'. Von dieser Bezeichnung lässt sich die Bearbeitung anregen. Szenen - nicht so sehr im Sinne einer dramaturgischen Kompositionstechnik, lose aufeinanderfolgende, nicht zu einem Ganzen gefügte Fragmente -, sondern Szenen als Synonym für ein komplexes Gebilde der Beziehungen und Begegnungen einer Schar von Leuten auf einem begrenzten Schauplatz; weniger ein NAcheinander, eine Fabelentfaltung, sondern eher eine Involvierung von inneren und äußeren Zuständen... Viele verschiedenartige und auch ineinander verschiedene Menschen auf einem Theaterplatz zusammenlaufen und es wimmeln lassen von Biografien, Verhältnissen, Ansichten, Gefühlen, und von alledem nur ein paar Splitter, wie im Vorübergehen erwischen... Dies ist das eine. Aber SOMMERGÄSTE breitet sich nicht aus in einer einzigen statischen Spielsituation. Es wird eine Emanzipationsgeschichte motiviert und zu einem Ende geführt. Beide Bewegungen, die dekriptive und die prozessive greifen ineinander." (aus dem Vorwort der Fassung von Botho Strauß und Peter Stein)
6D-10H