Samuel Finzi

geboren 1966 in Plowdiw (Bulgarien). Nach einer Schauspielausbildung an der Staatlichen Theater- und Filmakademie VITIZ in Sofia zog er 1989 nach Paris und später nach Deutschland, wo er seither u.a. mit Dimiter Gotscheff, Stefan Bachmann, Michael Thalheimer, Ivan Panteleev, Frank Castorf, Jürgen Flimm und Jürgen Gosch zusammenarbeitete. Im Fernsehen ist er zu sehen in der Serie "Flemming".

Auszeichnungen (Auswahl):

2011 Berliner Theaterpreis


Werke

Besetzung ad libitum
UA: Makedonisches Nationaltheater, Skopje, 7.10.2001. R: Alexander Popovski.
DE: Theater Aachen, 5.6.2004. R: Michael Helle
1905... Europa am Anfang des Jahrhunderts... Euphorie über die Vereinigung... Der Balkan am Anfang des Jahrhunderts... Blut bis zu den Knien, schreibt Dejan Dukovski in der Vorrede zu seinem Stück. - Europa feiert sich und genießt die Belle Epoque, während an seinem äußersten Rand das Osmanische Reich in blutigen Auseinandersetzungen zerfällt: "Ein Zusammenstoß zweier Religionen, Islam gegen Christentum; ein Zusammenstoß zweier Völker, zweier Philosophien, beide bereit, bis zur eigenen Vernichtung zu kämpfen..."
BALKAN IST NICHT TOT geht in einer schnellen Folge von über 40 Szenen in diese Zeit zurück und bleibt doch in seiner lakonischen Sprache nicht weniger als in seiner Thematik ganz nah. Eine Welt, wirklich und bizarr zugleich, in der die Konflikte aus menschlicher Leidenschaft - Hass, Begehren, Liebe –, nicht aus politischer Räson entstehen. Im Zentrum steht der reiche türkische Großgrund- und Haremsbesitzer Osman Bey, der sich in die Frau eines Rebellen verliebt, den er umgebracht hat...
Besetzung ad libitum
von Dejan Dukovski
Übersetzung zusammen mit Dimiter Gotscheff
2D-4H
UA: Makedonisches Nationaltheater Skopje, 1996. R: Sascha Milenovski.
DE: Junges Theater Göttingen, 8.10.1998. R: Malte Jelens
Mit DAS PULVERFASS ist Dejan Dukovski berühmt geworden. Der "Reigen von geschlagenen Schlägern und Traumtänzern am Abgrund" (FAZ) ist fast überall in Europa gespielt und auch eindrucksvoll verfilmt worden:
Vor Jahren wurde Angel von Dimitrije so zusammengeschlagen, dass er kaum noch Sex haben kann. Seine Rache kam spät und war ebenso sinnlos wie es einst Dimitrijes Tat gewesen ist. Gemeinsam sitzen sie lange danach, an Körper und Seele geschunden, beim Bier - der Täter als Opfer, das Opfer als Täter. So beginnt ein Reigen, in dem insgesamt 23 Menschen in den unterschiedlichsten Konstellationen aufeinandertreffen. Die elf Szenen handeln von der jähen Eskalation alltäglicher Situationen: Männerfreundschaften münden in mörderische Raserei, Gelegenheitsbekanntschaften in Vergewaltigung und Tod. Dukovski versucht nicht, das Unerklärliche zu erklären, sondern die zerstörerischen Kräfte sichtbar zu machen, die in jedem von uns schlummern.
2D-4H
2D-2H
UA in dänischer Sprache (The Other Side, Ü: Simon Boberg): Theater Plan-B, Kopenhagen, 21.02.2004. R: Alexa Ther.
DE: Staatstheater Kassel, 28.9.2005. R: Gustav Rueb
DIE ANDERE SEITE handelt davon, was Krieg aus den Menschen macht. In seinem berühmten Stück DAS PULVERFASS schilderte der Autor Gewalt als ein Kontinuum menschlicher Beziehungen, Hintergrund war der jugoslawische Bürgerkrieg. DIE ANDERE SEITE spielt nach dem Krieg. Die Personen: Lucky, ein Marionettenspieler, dessen Theater abgebrannt ist; Lilly, die ihre Tochter nur ernähren kann, wenn sie sich prostituiert; Little, ein heimatloses Mädchen mit großer Sehnsucht nach Liebe und Tricky, "ein bewaffneter Desillusionist". Ort: Eine Bar und die Straße davor. In einer rückwärts erzählten Nacht treffen sie zusammen, sie kennen einander von früher, aber sie sind kaum wieder zu erkennen. Sie haben den Krieg überlebt, aber sie überleben den Frieden nicht.
2D-2H
2H
UA in dänischer Sprache ("Som brodre", Ü:Simon Boberg): Plan-B Teatret, Kopenhagen, 4.4.2007. R: Rune David Grue.
DE: Bayerisches Staatsschauspiel, 17.12.2009. R: Alexander Nerlich
Ein Stück über die tragischen Absurditäten von Krieg: Nach Jahren der Trennung treffen sich zwei Brüder eines Nachts durch Zufall in einer evakuierten Stadt wieder, zwischen den Fronten, als Soldaten gegnerischer Truppen. In dieser letzten Nacht vor der Entscheidungsschlacht gibt es keine Tabus mehr, alte Rechnungen werden beglichen, schockierende Geständnisse riskiert. Sie haben die Stadt für sich allein, trinken den Champagner einer Bar und knacken den Safe einer Bank, spielen Roulette im Kasino und Shakespeare im Theater, gehen ins Bordell und in die Kirche – auf der Suche nach Vergnügung, Trost und Versöhnung.
2H