© Goran Petercol

Ivana Sajko

geboren 1975 in Zagreb. Studium an der Akademie für Dramatische Kunst in Zagreb. Gründete 1996 die Theatergruppe „The Project Buffalo“ und 2000 die Theaterorganisation „BAD co“. Mitherausgeberin der Zeitschrift für Performative Künste »Frakcija« (Fraktion). 1998 erschien ihr erster Theatertext ORANGE IN DEN WOLKEN, der ihr sogleich den Kroatischen Staatspreis für Dramentexte bescherte. Inzwischen ist Ivana Sajko eine der wichtigsten literarischen Stimmen Südosteuropas und gilt, zumal seit dem Monolog BOMBENFRAU, als politische Autorin, deren vielschichtige Texte im Zusammenhang mit der jüngsten osteuropäischen Geschichte zu lesen sind. Sie selbst sieht das Politische in ihren Werken jedoch nicht so sehr darin, WAS sie schreibt, sondern... eher darin, WIE sie schreibt: »Der Primat des Themas tötet die Kunst.« Ihr erster Roman RIO BAR, für den sie den höchsten kroatischen Literaturpreis erhielt, erschien 2008 in deutscher Übersetzung. 2016 kam sie mit einem DAAD-Stipendium nach Berlin, wo sie seitdem lebt.

Auszeichnungen (Auswahl):

2023 Grand Prix des Belgrader Bitef Festivals für #JEANNE
2018 Internationaler Literaturpreis des Hauses der Kulturen der Welt
2012 Kroatischer Nationalpreis
2001 Marin-Drzić-Preis
2000 Sfera-Preis
1999 Marin-Drzić-Preis (höchster kroatischer Nationalpreis)
1998 Rector’s-Preis


Werke

Deutsch von Alida Bremer
2H
4 TROCKENE FÜSSE – zwei Protagonisten beim Spiel in ihrem Unterschlupf. Draußen steigt eine Flut, und die beiden versuchen, dieser Tatsache durch zahllose, phantasievolle Variationen des Spielens und Sprechens zu begegnen. Dass die Situation zunehmend apokalyptische Züge trägt, lässt sich allerdings nicht lange verleugnen – aber was und wie soll man spielen vor dem Jüngsten Gericht? Mit Poesie und sarkastischem Humor erzählt Ivana Sajko eine surrealistische Episode der Vergeblichkeit.
2H
Deutsch von Alida Bremer
1D
Wie in EUROPA greift Ivana Sajko in ARCHETYP: MEDEA auf eine mythische Figur zurück. Medea, die Fremde, Mutter, betrogene Geliebte und Mörderin, erscheint hier vor dem Hintergrund politischer Vorgänge der Gegenwart. Die Autorin montiert monologische Passagen und schlaglichtartige, bildhafte Impressionen zu einem kritisch-politischen Panorama.
1D
Deutsch von Alida Bremer
1D
DE: Theaterlabor Darmstadt, 20.12.2004. R: Max Augenfeld
Der Text ist ein langer innerer Monolog, ein gehetzt ausgeschütteter Gedankenstrom einer Terroristin unmittelbar vor ihrer Tat. Gedanken einer Frau, die sich zu Höherem bestimmt fühlt, die ihren Namen schon in großen Lettern in der Zeitung stehen sieht; die sich noch fragt, ob ihre Tat Selbstmord oder heroischer Akt ist, sich längst aber schon mit der Bombe in ihrem Gürtel verschmolzen wähnt, in der bevorstehenden Explosion einen Akt des Gebärens oder einen ungeheuren Orgasmus vorausschaut. Eine Frau, die zwischen Wahnsinn und Weltrettungsfantasien hin- und hergeworfen wird.
1D
Deutsch von Alida Bremer
1D-6H
UA: Schauspielhaus Gavella, Zagreb, 2016. R: Saša Božić.
DSE: Staatstheater Augsburg, 11.1.2020. R: Nicole Schneiderbauer
In dieser "Cover-Version" von Madame Bovary sind "die Schauspieler ununterbrochen auf der Bühne und können ihre Position zum Geschehen und zur Geschichte immer verändern: Sie können sie spielen oder kommentieren, in die Vergangenheit oder die Zukunft verschieben, sie wie ein eigenes szenisches Schicksal behandeln oder als einen Fall von fremder Schwärmerei. Die Namen ihrer Rollen sind lose Bezeichnungen, die sie nach Bedarf verlassen. Wer spricht zu wem wovon und wann? Die Antworten auf diese Fragen erzeugen
Reibung und sind für die Inszenierung offen. Unmögliche verbale Akte, etwa ein Dialog mit Unausgesprochenem, sind hier möglich. Das wird schließlich auch von der Sehnsucht nach Fiktion verlangt, die dem Inhalt des Stücks innewohnt." (Ivana Sajko)
1D-6H
Deutsch von Alida Bremer
Besetzung ad libitum
UA: Staatstheater Braunschweig, 12.11.2022. R: Malena Große
Ein Mann strandet in einer fremden Stadt. Eine Brücke erzählt dort ein vielstimmiges Lied, nicht nur über diesen Mann und seine Geschichte, von Aufbruch und zerstörten Hoffnungen. »Das Lied der Stadt (nicht für dich)« ist auch ein Lied über die Möglichkeiten und Grenzen der Kunst angesichts einer
Wirklichkeit, in der Menschen, die diese Brücke täglich überqueren, abstürzen in soziale Not: »Der Fall eines Menschen ist größer als die Kunst«, schreibt Ivana Sajko.
Eine Cover-Version von Knut Hamsuns Roman »Hunger« wollte die Autorin zunächst verfassen, doch dann hat sie einen anderen Weg eingeschlagen. Durch die vielen unterschiedlichen Blickwinkel, die sie einnimmt, hat sie ein Panorama unserer Welt geschaffen, ein Sprechoratorium voller Träume und (Des-)Illusionen: »Ich weiß nicht, in welchem Ausmaß man die Kunst durch die wahre Tragödie, durch die wahre Frustration, durch die wahre Wunde betrügen kann, aber in dem Raum, in dem das noch immer möglich ist, lebt der Text als Kunst.« (Ivana Sajko)
Text: Staatstheater Braunschweig
Besetzung ad libitum
Deutsch von Alida Bremer
Besetzung ad libitum
UA: Schauspiel Frankfurt, 7.5.2013. R: Robert Teufel
Der Text der kroatischen Autorin ist der letzte Baustein ihrer "Trilogie des Ungehorsams": ROSE IS A ROSE IS A ROSE IS A ROSE war eine "Partitur" über Liebe und Subversion, SZENEN MIT APFEL stellte die Frage nach den Bedingungen von Freiheit. DAS SIND NICHT WIR, DAS IST NUR GLAS schließlich ist eine dramatische Reflexion über die Zeit nach dem "Gelduntergang". Es treten auf, in vielen Stimmen: "unausgeschlafene Eltern und ihre schlecht gelaunten Kinder", die über die Trümmer der zusammengebrochenen Wirtschaft und die kläglichen Reste ihrer einstigen Werte stolpern. Sie wissen nicht, wie ihnen geschieht, doch der Zorn, der in ihnen wächst, ist auch ein Kapital und vielleicht die Rettung.
Besetzung ad libitum
Deutsch von Alida Bremer
1D (auch größer besetzbar)
DE: Zimmertheater Tübingen, 19.1.2008, R: Christian Schäfer
Ivana Sajkos Stück EUROPA ist neben BOMBENFRAU und ARCHETYP MEDEA Teil einer Trilogie von Theatermonologen. Sajkos "Monolog für Mutter Europa und ihre Kinder" (so der Untertitel) schlägt einen kühnen Bogen von der antiken Gestalt mit dem Stier hin zum modernen Staatenbund, der sich nach Jahrhunderten grausamer Kriege hermetisch nach außen abschottet. Es gehört zu Ivana Sajkos künstlerischen Prinzipien, die traditionelle dramatische Form aufzubrechen und mit ihr zu experimentieren. Es bleibt der Regie überlassen, ob der monologische Text einer Person zugeschrieben oder aufgespalten werden soll – wie alle Texte von Ivana Sajko ist er darauf angelegt, durch die bildkünstlerische Regie ergänzt zu werden.
1D (auch größer besetzbar)
Deutsch von Alida Bremer
Besetzung ad libitum
UA: Staatstheater Braunschweig, 1.6.2012. R: Daniela Löffner
Oben Vögel unter dem Firmament, unten Menschen unter Druck:
Eine Frau ist schwanger. Eine Idee wird geboren. Die neue Idee hat es schwer, bereitet Probleme. Das ungeborene Kind bewegt sich und tritt die Frau. Die Zeit ist im Umbruch. Doch eigentlich sollten wir glücklich sein. Alles normal. Nur da im Hintergrund ist ein Versuch gescheitert, eine neue Idee abgestürzt. Und ausgerechnet in dem Moment, in dem die Vorstellung beginnen sollte, geht das Licht aus.
Im Rahmen des Kooperationsprojektes "Achtung: Pioniere!" haben sich in Zagreb und Braunschweig jeweils zwei Autoren- und Regieteams mit dem Pionier der Luftschifffahrt David Schwarz auseinander gesetzt. Ausgehend von seiner gescheiterten Idee eines lenkbaren Luftschiffes noch vor der Erfindung des Zeppelin, hat die kroatische Autorin Ivana Sajko eine Komposition von szenischen Bildern geschrieben. Das Gemälde "The Landscape with the Fall of Icarus" (Landschaft mit dem Sturz des Ikarus) von Pieter Bruegel dem Älteren bildet den Ausgangspunkt und das Ziel für Sajkos Textfläche, in der sowohl Normalität und Katastrophe als auch Alltag und Revolution ineinander übergehen, sich überlagern.
Besetzung ad libitum
Deutsch von Karin Hornauer
2D-4H
DSE: Theater der Stadt Heidelberg, 12.5.2001. R: Hubert Habig
ORANGE IN DEN WOLKEN spielt in einer Zwischenwelt, einer Art Wartesaal, Fegefeuer, Vorhölle – hier sucht Shilla ihren geliebten Oskar, der gestorben ist und den sie schmerzlich vermisst. Aber Oskar "lebt" nun unter den Fittichen seines Schutzengels und hat seine "weltlichen" Bindungen vollkommen vergessen.
2D-4H
Deutsch von Alida Bremer
Besetzung ad libitum
DSE: Haus der Donau, Ulm, 22.4.2009, R: Peter Zwey
Eine Frau sitzt in einer Bar und trinkt, um zu vergessen. Sie berichtet vom Krieg und von der Hochzeit in jener Nacht, in der er begann. Ivana Sajko erzählt bewegend, kraftvoll und mit abgründigem Humor eine bittere Geschichte aus einer Welt in Trümmern. Aus der Perspektive einer Frau, die nichts mehr zu verlieren hat, denkt sie in diesen "acht Monologen für acht Schauspielerinnen in weißen Hochzeitskleidern" über die Unmöglichkeit der Liebe, das Warten auf den "Richtigen", die Einsamkeit und die Heimatlosigkeit nach.
Besetzung ad libitum
Das sind nicht wir, das ist nur Glas
Deutsch von Alida Bremer
R: Erik Altorfer
Produktion: WDR 2013
Erstsendung: 21.01.2013
Szenen mit Apfel
Deutsch von Alida Bremer
R: Simona Ryser
Produktion: DRS 2010
Erstsendung: 03.11.2010
Bombenfrau (Womanbomb)
Deutsch von Alida Bremer
R: Radovan Grahovac
Produktion: ORF 2008
Erstsendung: 01.07.2008
Deutsch von Alida Bremer
Ivana Sajko, geboren 1975, lebt in Zagreb, Kroatien und ist eine der wichtigsten literarischen Stimmen Südosteuropas. Sie gilt als politische Autorin, deren leise und vielschichtige Texte im Zusammenhang mit der jüngsten osteuropäischen Geschichte zu lesen sind. Formal erinnern sie eher an Skizzen, Bildbeschreibungen, innere Monologe denn an Dramen im engeren, dialogischen Sinn - es gehört zu Ivana Sajkos künstlerischen Prinzipien, die traditionelle dramatische Form aufzubrechen und mit ihr zu experimentieren. Entsprechend montiert sie in der vorliegenden Trilogie von Theatertexten monologische Passagen und schlaglichtartige, bildhafte Impressionen zu einem kritisch-politischen Panorama.

Für ihre Theatertexte wurde Ivana Sajko mit zahlreichen wichtigen Preisen ausgezeichnet - darüber hinaus vor Kurzem auch mit einem der bedeutendsten kroatischen Literaturpreise für ihren ersten Roman Rio Bar. Seit 2001 vertritt der Verlag der Autoren weltweit die Bühnenrechte an den Texten Ivana Sajkos. Erstmals erscheinen drei davon nun in deutscher Übersetzung in Buchform: eine Trilogie weiblicher Monologe, bestehend aus ARCHETYP: MEDEA, BOMBENFRAU und EUROPA.

In ARCHETYP: MEDEA greift die Autorin auf eine mythische Figur zurück. Medea, die Fremde, Mutter, betrogene Geliebte und Mörderin, erscheint hier vor dem Hintergrund politischer Vorgänge der Gegenwart.

Mit BOMBENFRAU hat Ivana Sajko den Monolog einer Selbstmordattentäterin geschrieben, die in den letzten Minuten vor der Explosion nicht nur ihre Tat, sondern auch die Umstände reflektiert, unter denen sie sich für diese Tat entschieden hat. Brilliant sind verschiedene Ebenen miteinander verwoben: die Frage nach der individuellen Verantwortung, das Thema Gewalt, die problematische Geschichte Europas und nicht zuletzt die Selbstreflexion des Theaters.

EUROPA ist ein weiterer packender Text aus Ivana Sajkos Fundus provokativer Stimmen und ebenfalls vom mythischen Stoff inspiriert. Hier schlägt die Autorin einen kühnen Bogen von der antiken Gestalt mit dem Stier hin zum modernen Staatenbund, der sich nach Jahrhunderten grausamer Kriege hermetisch nach außen abschottet.

108 Seiten. broschiert. 10€
ISBN: 978-3-88661-307-6

Drei Einakter
Deutsch von Alida Bremer
Der Band enthält die drei Einakter "A Rose is a Rose is a Rose is a Rose", "Szenen mit Apfel" und "Das sind nicht wir, das ist nur Glas" - drei neue Theatertexte der "interessantesten Gegenwartsautorin Kroatiens" (Theater.hr), die keine Antworten gibt, sondern bohrende Fragen stellt.

108 Seiten. broschiert. 12€
ISBN: 978-3-88661-350-2

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