Peter Krumme

geboren 1942 in Wuppertal. Studium der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft in Göttingen, Heidelberg, Frankfurt am Main und Berlin. Bis 1978 Assistent, danach Lehrbeauftragter an der FU Berlin. Als Dramaturg arbeitete er mit vielen wichtigen Regisseuren zusammen, u.a. mit Luc Bondy, Klaus Michael Grüber, Peter Stein und Robert Wilson. Peter Krumme starb 2009.
»Exzellent«, »mühelos sprechbar«, »schlank«, »schlagkräftig«, »knapp«, »biegsam«, »musikalisch«, »dynamisch« – alles Adjektive, mit denen die Kritik Peter Krummes Übersetzungen antiker Dramen bedachte, die zu den meistgespielten im deutschsprachigen Raum zählen.


Werke

2D-5H (Chor)
UA der Übersetzung: Städtische Bühnen Osnabrück, 16.3.1983. R: Dieter Reible
Der Bruderkrieg in Theben hat sein blutiges Ende gefunden: Eteokles und Polyneikes, die Söhne des Ödipus, haben sich im Kampf um den verwaisten Thron gegenseitig umgebracht. Nun wird Kreon, der Onkel der beiden Brüder, König von Theben. Mit harter Hand versucht er die Ordnung in der vom Bürgerkrieg gebeutelten Stadt wiederherzustellen. So verfügt er, Eteokles als Held des Vaterlands mit allen Ehren zu bestatten. Dem Bruder hingegen verweigert er das Begräbnis, seine Leiche diene den Hunden und Vögeln zum Fraß. Schon der Versuch, den Verräter Polyneikes zu bestatten, soll mit dem Tod bestraft werden.
Allein Antigone widersetzt sich: Für sie steht das göttliche Recht höher als das von Menschen erlassene Verbot. Als sie dem Leichnam ihres Bruders die Totenehren erweist, wird sie gefangen genommen und vor den Thron ihres Onkels gebracht. Mit radikaler Unbedingtheit verteidigt sie ihre Tat. Kreon hingegen stellt Staatsräson über Familie und Tradition - er verurteilt sie zum Tode. Bis zuletzt versucht Haimon, Kreons Sohn und Antigones Verlobter, den Vater umzustimmen. Doch weder er noch die Warnungen des Sehers Teiresias vermögen den Lauf der Dinge aufzuhalten.

"Peter Krumme versteht Übersetzen als eine ‚fröhliche Wissenschaft’, als Spiel zwischen Ferne und Nähe der Zeiten. So sind dies nicht nur Übersetzungen, die den Forderungen der Philologie wie denen der zeitgenössischen Poesie entsprechen, sie verstehen sich vor allem auch als sprachliche Grundlage für das theatralische Ereignis." (Aus der Begründung der Jury zur Verleihung des Preises der Autorenstiftung an Peter Krumme)
2D-5H (Chor)
7D-11H
UA (in der Übersetzung von Georg Schulte-Frohlinde und Geno Hartlaub): Schloßparktheater Berlin, März 1959. R: Hans Lietzau.
Französische EA: Théâtre du Gymnase Paris, 18.4.1960. R: Peter Brook
Ein Luxusbordell in einem imaginären Königreich, Gegenwart: Vor den Huren können die Besucher sein, was sie zu sein träumen. Als eine Revolution ausbricht, brauchen der Präsident und seine Helfer Doubles für die getöteten Repräsentanten der Macht: auf dem Balkon erscheinen die verkleideten Bordellbesucher... Genets Stück provozierte immer wieder Grenzüberschreitungen auf dem Theater, was sowohl Begeisterung als auch Widerspruch ausgelöst hat.
7D-11H
3D-4H (Chor)
UA der Übersetzung: Bremer Theater, 18.9.1999. R: Martin Meltke
Elektra, Königstochter zu Mykene, hält nur ein Gedanke am Leben: Rache! Vor Jahren musste sie mitansehen, wie die Mutter den abwesenden Vater betrog und ihn bei seiner Heimkehr zusammen mit ihrem Geliebten ermordete. Elektras Hoffnungen ruhen auf dem Bruder Orest, den sie vor der Mutter rettete und ins Ausland bringen ließ. Eines Tages wird er zurückkommen und die Blutschuld begleichen.

"Peter Krumme versteht Übersetzen als eine ‚fröhliche Wissenschaft’, als Spiel zwischen Ferne und Nähe der Zeiten. So sind dies nicht nur Übersetzungen, die den Forderungen der Philologie wie denen der zeitgenössischen Poesie entsprechen, sie verstehen sich vor allem auch als sprachliche Grundlage für das theatralische Ereignis." (Aus der Begründung der Jury zur Verleihung des Preises der Autorenstiftung an Peter Krumme)
3D-4H (Chor)
4D-6H (+ Chor)
UA der Übersetzung: Staatstheater Karlsruhe, 26.3.1992. R: Wolfram Mehring
In der Überzeugung, "dass die schlichte Wiedergabe des Originals den heutigen Theatermachern und -besuchern kaum noch zu erreichen vermag", so Peter Krumme, habe er die Komödie von Aristophanes "übersetzt und für Zeitgenossen des späten 20. Jahrhunderts zubereitet", und man muss ergänzen: Wie in seinen anderen, längst berühmten Übertragungen griechischer Klassiker hat er die formale und atmosphärische Eigentümlichkeit des Textes bewahrt.
Mit der LYSISTRATE setzt Peter Krumme seine Auseinandersetzung mit den Klassikern der griechischen Antike fort. Sophokles' ANTIGONE und die MEDEA von Euripides sind in seinen Übersetzungen aus den Spielplänen der deutschsprachigen Bühnen nicht mehr wegzudenken.
4D-6H (+ Chor)
2D-5H (Frauenchor)
UA der Übersetzung: Düsseldorfer Schauspielhaus, 29.3.1981. R: Nicolas Brieger
Medeia, die Königstochter aus Kolchis am Schwarzen Meer, lebt mit ihrem griechischen Mann Jason und ihren beiden Söhnen als Flüchtling in Korinth. Obwohl sie mit ihren übernatürlichen Kräften für Jason das Goldene Vlies geraubt und ihm das Leben gerettet hat, obwohl sie um seinetwillen den Vater verließ und den Bruder tötete, wird sie nun von Jason verlassen. Er will sich mit der Tochter des Königs Kreon vermählen, angeblich, um seinen Kindern eine bessere Zukunft zu sichern. Aus Furcht vor der Rache der Zauberin Medeia verbannt Kreon sie und ihre Kinder aus der Stadt Korinth. Medeia nutzt den Tag, den man ihr Aufschub gewährt, um Rache für ihre Demütigung zu nehmen. Jason gegenüber heuchelt sie Nachgiebigkeit und bittet nur darum, dass die gemeinsamen Kinder in Korinth bleiben dürfen. Ihre Söhne schickt sie mit vergiftetem Schmuck und Gewand als Präsent für Kreons Tochter in den Palast. Nachdem Kreon und seine Tochter den tödlichen Geschenken zum Opfer gefallen sind, tötet sie auch ihre Söhne und entschwindet im Wagen des Sonnengottes Helios. Jason bleibt verzweifelt zurück.

"Mit der Übersetzung der Tragödien von Euripides respektiert Peter Krumme zum einen so weit wie möglich Wolfgang Schadewaldts Forderungen nach Vollständigkeit und wortgetreuer Nähe zum Original, verdeckt zum anderen aber auch nicht, dass jede Übersetzung die Sicht des Übersetzers auf das Original und seine von der poetischen Praxis seiner Zeit beeinflusste Sprache reproduziert. So bricht Krumme mit dem Bemühen, eine deutsche Entsprechung für die Versform des Originals zu finden, wählt stattdessen unregelmäßige Jamben, in den Chorpartien sogar freie Rhythmen." (Aus der Begründung der Jury zur Verleihung des Preises der Autorenstiftung an Peter Krumme)
2D-5H (Frauenchor)
2D-6H (Chor)
UA der Übersetzung: Schauspiel Frankfurt, 28.2.1989. R: Dietrich Hilsdorf
Peter Krumme versteht Übersetzen als eine ‚fröhliche Wissenschaft’, als Spiel zwischen Ferne und Nähe der Zeiten. So sind dies nicht nur Übersetzungen, die den Forderungen der Philologie wie denen der zeitgenössischen Poesie entsprechen, sie verstehen sich vor allem auch als sprachliche Grundlage für das theatralische Ereignis. (Aus der Begründung der Jury zur Verleihung des Preises der Autorenstiftung an Peter Krumme)
2D-6H (Chor)
3D-7H (+ Frauenchor)
UA der Übersetzung: Hans Otto Theater Potsdam, 18.5.2002. R: Martin Meltke
Als Agamemnon am Ende des trojanischen Krieges nach Mykene zurückkehrt wird er bereits von seiner Frau Klytaimnestra und deren Geliebten Aigisthos erwartet. Agamemnon hatte die gemeinsame Tochter Iphigenie zu Beginn des Krieges den Göttern geopfert, um günstige Winde für seinen Feldzug gegen Troja zu erhalten. Klytaimnestra sinnt Rache und erschlägt gemeinsam mit Aigisthos den Ehemann heimtückisch im Bad. Agamemnons Sohn Orestes trifft am Grab des Vaters auf seine Schwester Elektra. Gemeinsam beschließen sie, den grausamen Mord am Vater zu rächen und die Mutter samt Liebhaber zu morden. Doch kaum ist die Tat an Klytaimnestra und Aigisthos verübt, treten die Erinnyen, die Rachegöttinnen der getöteten Mutter, auf den Plan und beginnen Orestes zu verfolgen. Apollon schickt Orestes nach Athen. Dort bestimmt Pallas Athene, die beiden verfeindeten Parteien – Orestes und der Gott Apollon auf der einen und die Rachegöttinnen der Mutter auf der anderen Seite – in Form eines Gerichtsprozesses aufeinandertreffen zu lassen, an deren Ende ein Geschworenengericht über Recht und Unrecht entscheiden soll...

Dieses "Spätwerk des Euripides, das mit allen Zutaten eines Politkrimis versehen ist" (Potsdamer Neues Nachrichten), war in der Neuübersetzung von Peter Krumme erstmals 2002 am Hans Otto Theater in Potsdam zu sehen.
3D-7H (+ Frauenchor)
5H
UA: Teatro Festival Parma, 23.4.1990. R: Bruno Bayen.
DE: Schauspielhaus Bochum, 26.1.1991. R: Benjamin Korn
Ihre Heiligkeit der Papst soll fotografiert werden. Er und sein Fotograf suchen nach der Pose, die am besten das vermittelt, wofür der Papst steht. Dabei stellt sich heraus, dass die Person des Papstes nichts mit dem Bild, das die Welt sich von ihm macht, zu tun hat. Das Bild ist so übermächtig, dass die Person dahinter ganz unwichtig, ja sogar störend ist.
Bissig und ironisch und grotesk, ist SIE angesiedelt auf einem schmalen Grad zwischen Zeremonie und Farce, Verherrlichung und Blasphemie. Entstehungsdatum wie Thema des Stückes stellen SIE in die Nachfolge von BALKON; es erscheint als eine Variation dieses Stückes. Der Papst gehört in die Reihe von Bischof, Richter und General aus dem vorangegangenen großen Stück. Er ist gleichsam eine Steigerung dieser Figuren. Aber SIE kann auch gelesen werden als eine Umkehrung vom BALKON. Der Bischof im BALKON ist 'falsch', er ist eine Spiel- oder Traumfigur. Im Gegensatz dazu ist der Papst hier 'echt'. Doch dieser eigentlich riesige Unterschied erweist sich als nichtig. Die beiden Figuren gleichen einander: Sie agieren auf derselben Bühne, sie verkörpern dieselbe Abwesenheit, verschleiern densleben Tod. Die Macht ist immer eine Komödie, Lüge, Theater. Das Wahre und das Falsche sind die zwei Seiten der Medaille.
5H
5D-3H (Chor)
UA der Übersetzung: Wuppertaler Bühnen, 22.2.1985. R: Petra Dannenhöfer
In dem Trauerspiel DIE TROERINNEN stehen die besiegten trojanischen Frauen am Strand und warten auf das Los, das sie unter den griechischen Siegern verteilen wird. Sie blicken auf den Schrecken und die Gewalt zurück, die der Trojanischen Krieg über sie und ihre Familien gebracht hat und in eine ungewisse quälende Zukunft, die noch mehr Unheil zu bringen droht.

"Mit der Übersetzung der Tragödien von Euripides respektiert Peter Krumme zum einen so weit wie möglich Wolfgang Schadewaldts Forderungen nach Vollständigkeit und wortgetreuer Nähe zum Original, verdeckt zum anderen aber auch nicht, dass jede Übersetzung die Sicht des Übersetzers auf das Original und seine von der poetischen Praxis seiner Zeit beeinflusste Sprache reproduziert. So bricht Krumme mit dem Bemühen, eine deutsche Entsprechung für die Versform des Originals zu finden, wählt stattdessen unregelmäßige Jamben, in den Chorpartien sogar freie Rhythmen." (Aus der Begründung der Jury zur Verleihung des Preises der Autorenstiftung an Peter Krumme)
5D-3H (Chor)