Jean Genet

geboren 1910 in Paris, gestorben 1986 in Paris. Am Contra-Kreis-Theater in Bonn war im Jahr 1957 erstmals ein Stück von Jean Genet in deutscher Sprache zu sehen. Es erregte damals heftigen Widerstand im Publikum und sollte Genets weltweit erfolgreichstes Stück werden: DIE ZOFEN. Erst in den neunziger Jahren wurden zwei weithin unbekannte Stücke für die deutsche Bühne entdeckt, SIE, übersetzt von Peter Krumme, und das Gangsterdrama SPLENDID´S, das in Peter Handkes Übersetzung 1994 an der Schaubühne am Lehniner Platz in Berlin zur Uraufführung kam.


Werke

Deutsch von Georg Schulte-Frohlinde
7D-11H
UA (in der Übersetzung von Georg Schulte-Frohlinde und Geno Hartlaub): Schloßparktheater
Berlin, März 1959. R: Hans Lietzau.
Französische EA: Théâtre du Gymnase Paris, 18.4.1960. R: Peter Brook
Ein Luxusbordell in einem imaginären Königreich, Gegenwart: Vor den Huren können die Besucher sein, was sie zu sein träumen. Als eine Revolution ausbricht, brauchen der Präsident und seine Helfer Doubles für die getöteten Repräsentanten der Macht: auf dem Balkon erscheinen die verkleideten Bordellbesucher... Genets Stück provozierte immer wieder Grenzüberschreitungen auf dem Theater, was sowohl Begeisterung als auch Widerspruch ausgelöst hat.
7D-11H
Deutsch von Peter Krumme
7D-11H
UA (in der Übersetzung von Georg Schulte-Frohlinde und Geno Hartlaub): Schloßparktheater Berlin, März 1959. R: Hans Lietzau.
Französische EA: Théâtre du Gymnase Paris, 18.4.1960. R: Peter Brook
Ein Luxusbordell in einem imaginären Königreich, Gegenwart: Vor den Huren können die Besucher sein, was sie zu sein träumen. Als eine Revolution ausbricht, brauchen der Präsident und seine Helfer Doubles für die getöteten Repräsentanten der Macht: auf dem Balkon erscheinen die verkleideten Bordellbesucher... Genets Stück provozierte immer wieder Grenzüberschreitungen auf dem Theater, was sowohl Begeisterung als auch Widerspruch ausgelöst hat.
7D-11H
5D-8H
UA: Théâtre de Lutèce Paris, 28.10.1959.
DE (in der Übersetzung von Katharina Hock und Ben Poller): Landestheater Darmstadt, 30.5.1966. R: Samy Molcho und Gerhard F. Hering
UA der Übersetzung von Peter Stein: Schaubühne Berlin, 18.6.1983. R: Peter
Als Spiel im Spiel proben die Schwarzen in dieser "Clownerie" den Aufstand gegen die Weißen. In einer Art lustigen Totenmesse vollziehen sie den Traum der Freiheit, der nur Wirklichkeit werden kann, wenn sie ihr Schicksal in die eigene Hand nehmen.
5D-8H
Deutsch von Ernst Sander
Besetzung ad libitum
UA: Schloßparktheater Berlin, 19.5.1961. R: Hans Lietzau.
Französische EA: Théâtre Odéon Paris, 16.4.1966. R: Roger Blin
Ein phantastisches, alle realistische Logik aufhebendes Stück über die Herrschaft der Weißen in der Dritten Welt. Ein junger Araber sucht seinen Weg zwischen Rebellion und Verbrechen in der algerischen Kolonialgesellschaft. Ein Stück über die verzweifelte Hoffnung der Machtlosen.
Besetzung ad libitum
Deutsch von Hans-Joachim Ruckhäberle und Georg Holzer
Besetzung ad libitum
UA (in der Übersetzung von Ernst Sander): Schloßparktheater Berlin, 19.5.1961. R: Hans Lietzau.
Französische EA: Théâtre Odéon Paris, 16.4.1966. R: Roger Blin.
EA dieser Übersetzung: Bayerisches Staatsschauspiel München, 28.5.2003. R: Dieter Dorn
Ein phantastisches, alle realistische Logik aufhebendes Stück über die Herrschaft der Weißen in der Dritten Welt. Ein junger Araber sucht seinen Weg zwischen Rebellion und Verbrechen in der algerischen Kolonialgesellschaft. Ein Stück über die verzweifelte Hoffnung der Machtlosen.
Besetzung ad libitum
Deutsch von Gerhard Hock
3D
UA: Théâtre de l’Athénée, Paris, 19.4.1947.
DE (in der Übersetzung von Gerhard Hock): Kontra-Kreis Bonn, 30.11.1957. R: B. Hoffmann
Die Schwestern Claire und Solange sind Zofen der "gnädigen Frau". In deren Abwesenheit spielen sie ein Ritual der Erniedrigung, ein demütigendes Spiel von Herrschaft und Knechtschaft: Eine von beiden übernimmt die Rolle der "Gnädigen", die andere spielt ihre Dienerin. Sie wollen sich an der "Gnädigen" für ihre Erniedrigung rächen. Doch die Pläne missglücken, und am Ende gelingt ihnen die Rache nur im Spiel: Claire als "gnädige Frau" lässt sich von ihrer Schwester vergifteten Tee reichen.
3D
Deutsch von Simon Werle
3D
UA: Théâtre de l’Athénée, Paris, 19.4.1947.
DE (in der Übersetzung von Gerhard Hock): Kontra-Kreis Bonn, 30.11.1957. R: B. Hoffmann
Die Schwestern Claire und Solange sind Zofen der "gnädigen Frau". In deren Abwesenheit spielen sie ein Ritual der Erniedrigung, ein demütigendes Spiel von Herrschaft und Knechtschaft: Eine von beiden übernimmt die Rolle der "Gnädigen", die andere spielt ihre Dienerin. Sie wollen sich an der "Gnädigen" für ihre Erniedrigung rächen. Doch die Pläne missglücken, und am Ende gelingt ihnen die Rache nur im Spiel: Claire als "gnädige Frau" lässt sich von ihrer Schwester vergifteten Tee reichen.
3D
Deutsch von Peter Krumme
5H
UA: Teatro Festival Parma, 23.4.1990. R: Bruno Bayen.
DE: Schauspielhaus Bochum, 26.1.1991. R: Benjamin Korn
Ihre Heiligkeit der Papst soll fotografiert werden. Er und sein Fotograf suchen nach der Pose, die am besten das vermittelt, wofür der Papst steht. Dabei stellt sich heraus, dass die Person des Papstes nichts mit dem Bild, das die Welt sich von ihm macht, zu tun hat. Das Bild ist so übermächtig, dass die Person dahinter ganz unwichtig, ja sogar störend ist.
Bissig und ironisch und grotesk, ist SIE angesiedelt auf einem schmalen Grad zwischen Zeremonie und Farce, Verherrlichung und Blasphemie. Entstehungsdatum wie Thema des Stückes stellen SIE in die Nachfolge von BALKON; es erscheint als eine Variation dieses Stückes. Der Papst gehört in die Reihe von Bischof, Richter und General aus dem vorangegangenen großen Stück. Er ist gleichsam eine Steigerung dieser Figuren. Aber SIE kann auch gelesen werden als eine Umkehrung vom BALKON. Der Bischof im BALKON ist 'falsch', er ist eine Spiel- oder Traumfigur. Im Gegensatz dazu ist der Papst hier 'echt'. Doch dieser eigentlich riesige Unterschied erweist sich als nichtig. Die beiden Figuren gleichen einander: Sie agieren auf derselben Bühne, sie verkörpern dieselbe Abwesenheit, verschleiern densleben Tod. Die Macht ist immer eine Komödie, Lüge, Theater. Das Wahre und das Falsche sind die zwei Seiten der Medaille.
5H
Deutsch von Peter Handke
8H
UA: Schaubühne am Lehniner Platz, Berlin, 9.3.1994. R: Klaus Michael Grüber
Die Geschichte ist scheinbar einfach: Die Verbrecherbande "Rafaele" nimmt im Luxushotel "Splendid's" eine Millionenerbin als Geisel und verschanzt sich in der siebten Etage des Hotels. Draußen rüstet sich ein großes Polizei- und Presseaufgebot für den Showdown. Drinnen, zwischen Himmel und Erde, durchwachen die Gangster und ein zu ihnen übergelaufener Polizist ihre letzte Nacht in Freiheit. Die Stimmung ist melancholisch und gereizt, die Situation hoffnungslos. Es gibt Streit um die Führung, um die Verwendung der letzten Patronen und um die Inszenierung des Untergangs als letztes Ritual.
Das Thema hatte Genet schon lange beschäftigt, er behandelte es mehrmals und schrieb es immer wieder um. Jean-Paul Sartre hielt SPLENDID'S für noch bedeutender als DIE ZOFEN. Der Text wurde erst Ende der 80er Jahre im Archiv von Genets Verleger gefunden.
8H
Deutsch von Gerhard Hock
3H
UA: Théâtre des Mathurins Paris, 26.2.1949.
DE (in der Übersetzung von Gerhard Hock): Studiobühne Kiel, 11.1.1960. R: Hans Niederauer
Drei junge Männer in einer Gefängniszelle: der Prostituiertenmörder Grünauge und die beiden kleinen Diebe Lefranc und Maurice. Ihre Beziehung zueinander ist einer pervertierten Rangordnung unterworfen: Grünauge, der als Mörder den "großen Sprung ins Nichts" gewagt hat, wird von den beiden anderen wie ein König verehrt. Eifersüchtig werben sie um dessen Gunst. Allmählich beginnt der Streit zu eskalieren.
3H